Frauen sind weltweit viel stärker in Kranken-, Altenpflege- und Erziehungsberufen vertreten als Männer und nehmen auch im Familienkreis häufiger Betreuungsaufgaben war. Sie leisten daher einen wesentlichen Beitrag zur Pandemiebekämpfung und sind trotzdem stärker von den Folgen der Lockdowns betroffen. Neben häuslicher Gewalt sind es vor allem finanzielle Sorgen, die Ihnen zu schaffen machen. Häufiger als Männer arbeiten Frauen in Teilzeit bzw. in ärmeren Ländern im informellen Sektor und in Branchen wie dem Einzelhandel, Gastronomie und dem Tourismussektor, die besonders hart getroffen wurden.
Und die meisten von ihnen leben in Städten, die von Männern entworfen und gebaut wurden. Männer haben ein ganz anderes Mobilitätsverhalten als Frauen: Sie fahren morgens während des Berufsverkehrs zur Arbeit und abends wieder zurück, meist ohne Zwischenstopp. Sehr viele benutzen dabei das eigene Auto, manche öffentliche Verkehrsmittel. Dies erklärt, warum die Hauptstraßen und zentralen öffentlichen Verbindungen in den meisten Städten sternförmig vom Stadtrand zum Zentrum angelegt sind und viel Fläche für parkende Autos verbraucht wird.
Frauen bewegen sich eher im eigenen Stadtviertel und hin zu benachbarten Vierteln. Sie gehen primär zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad oder nutzen öffentliche Verkehrsmittel über kurze Strecken. Sie schieben auch häufiger als Männer einen Kinderwagen oder Rollstuhl oder fahren ein Fahrrad mit Kinderanhänger. Frauen benötigen daher gut ausgebaute ausreichend breite barrierefreie Fuß- und Radwege und ein radiales Netz von Verkehrsanbindungen, dass benachbarte Stadteile miteinander verbindet. Dies ist bis heute aber eher die Ausnahme als die Regel.
Wenn der private Individualverkehr aus der Stadt verdrängt wird, Straßen und Parkplätze wieder zu Fuß- und Radwegen sowie Verweilflächen werden, profitieren nicht nur Frauen. Kinder können dort wieder zu Fuß oder mit dem Fahrrad alleine zum Kindergarten oder zur Schule gelangen oder nachmittags ihre Spielkameraden besuchen. Straßen werden zu Spielflächen. Kinder lernen so früh sich selbständig im öffentlichen Raum sicher zu bewegen und gewinnen in ihrer wichtigsten Entwicklungsphase Autonomie und Selbstbewusstsein. Die Stadt wird sicherer, die Luft sauberer, das Leben ruhiger. Neue Grün- und Wasserflächen wirken Hitzebildung im Sommer und Überflutung bei Starkregen entgegen und mindern so die Folgen des Klimawandels. Auch ein Lockdown lässt sich in ruhiger grüner Landschaft stressfreier ertragen.
Barcelona, eine Stadt, die seit 2015 von der Bürgermeisterin Ada Colau regiert wird, zeigt, dass es geht und wie es geht: What would a city designed by women be like? (kurze BBC-Reportage)
Das Beispiel zeigt auch, dass die Beteiligung von Frauen in Stadtparlamenten und Verwaltung sehr wichtig ist. Etwa 130 Länder haben in unterschiedlichen Regelungen und auf unterschiedlichen Ebenen bereits Frauenquoten eingeführt. In diesen Ländern steigt nachweislich der Anteil der Frauen in den Parlamenten. Und Studien zeigen: Auf kommunaler Ebene gibt es eine klare Korrelation zwischen einem hohen Frauenanteil in Stadtparlament und Stadtverwaltung und einer gender-sensitiven Stadtentwicklung.
Mädchen und junge Frauen sind Expertinnen für ihre tägliche Realität. Beispielsweise hat der schwedische Think Tank Global Utmaning die Ergebnisse der #UrbanGirlsMovement im #UrbanGirlsCatalogue anschaulich dokumentiert. Er enthält eine Vielzahl von Guten Praktiken und Politikempfehlungen für die Einbeziehung von Mädchen in die Stadtplanung.
Multifunktionale Plätze und Räume, mit unterschiedlichen Angeboten und viel Platz zum Verweilen, werden von allen Geschlechtern, Kulturen und Altersgruppen gerne genutzt. Sie sind beliebt und belebt; sie sind dadurch auch sicher und zugleich Räume eines vielfältigen Austausches und gelebter Stadtgemeinschaft. Viele „Augen“ sind nicht nur sympathischer als Überwachungskameras; sie sind auch effektiver. Dort, wo dies erfolgreich umgesetzt werden konnte, sinkt die Gewaltrate massiv – gegenüber Mädchen und Frauen wie auch unter männlichen Jugendlichen.
Durch niedrige stagnierende oder real sinkende Einkommen und Renten sowie steigende Mieten und Lebenshaltungskosten wird die Stadt für viele Menschen, und insbesondere für Frauen in unterschiedlichen Lebensabschnitten, zunehmend unbezahlbar. Soziale Ungleichheit hat daher sowohl eine geschlechtsspezifische wie auch urbane Dimension. Ein strukturelles Problem, das derzeit durch die Pandemie noch verschärft wird. Geschlechtersensible Ansätze zur Förderung der Frauenbeschäftigung sowie gleiche Bezahlung, günstiger Wohnraum und gezielte Cash Transfers für besonders Bedürftige sind daher weitere Elemente, um dies abzufedern.
Ansätze gender-sensitiver Stadtentwicklung gibt es schon seit über 30 Jahren. Es wird Zeit für eine für eine konsequentere Umsetzung! - #ChooseToChallenge #IWD2021
International Women's Day - March 8, 2021
https://www.internationalwomensday.com/
SDGs: Goal 5: Achieve gender equality and empower all women and girls
https://www.un.org/sustainabledevelopment/gender-equality/
How Can Gender Impact the Future of Urban Life?
https://www.archdaily.com/956585/how-can-gender-impact-the-future-of-urban-life
Cities for Women: Taking stock of gender-sensitive urban planning and design
https://www.orfonline.org/expert-speak/cities-women-taking-stock-gender-sensitive-urban-planning-design/