Verbesserung der lokalen Regierungsführung für Klimaschutzmaßnahmen in der MENA-Region

Die lokale Verwaltung spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Klimaschutzmaßnahmen in der MENA-Region. Städte und Gemeinden stehen dort zunehmend an vorderster Front, wenn es darum geht, auf klimabedingte Herausforderungen wie Wasserknappheit, extreme Hitze und die Anfälligkeit von Städten zu reagieren. Trotz nationaler Klimastrategien verfügen lokale Behörden oft nur über begrenzte finanzielle und technische Kapazitäten, um nachhaltige Lösungen umzusetzen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Dezentralisierung der Klimapolitik wächst jedoch, indem den Gemeinden die Instrumente, das Wissen und die Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um lokal zugeschnittene Klimainitiativen zu planen und umzusetzen. Kooperative Bemühungen, wie regionale Netzwerke, Peer-Learning-Plattformen und Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft und dem privaten Sektor, tragen dazu bei, die lokalen Kapazitäten zu stärken und integrativere, partizipative Ansätze für die Klimaresilienz in städtischen und ländlichen Gebieten zu fördern. Vor diesem Hintergrund hat Connective Cities für den 13. Oktober 2025 eine Informationsveranstaltung organisiert, um bewährte Praktiken und Erfolge von Kommunen in der MENA-Region in diesem Bereich vorzustellen.

Planungsrahmen für die kommunale Hitzeanpassung in Assuan
Planungsrahmen für die kommunale Hitzeanpassung in Assuan | Foto: Connective Cities

Dr. Marwa Ahmed, die Generaldirektorin für internationale Zusammenarbeit und Bürgerbeteiligung beim Stadtentwicklungsfonds in Ägypten, stellte die Gute Praktik „Entwicklung eines integrierten Maßnahmenrahmens gegen Hitze in Assuan, Ägypten” vor. Bei diesem Projekt arbeitete der Stadtentwicklungsfonds mit der Provinz Assuan zusammen, um sein institutionelles Wissen einzubringen und gleichzeitig fragmentierte Teile zusammenzufügen. Diese bilden nun die Grundlage für einen integrierten Maßnahmenrahmen gegen Hitze in Assuan. Das Ziel bestand darin, 1) eine zentrale Arbeitsgruppe mit den wichtigsten Abteilungen, die an der Entwicklung eines Hitzeschutzplans beteiligt sind, zu bilden und 2) einen allgemeinen Rahmen zu entwickeln sowie einen Bereich für die Pilotphase auszuwählen. Die im Rahmen der Vertiefung vorgestellten und diskutierten internationalen Erfahrungen wurden an den lokalen Kontext angepasst. Unter Nutzung des lokalen Fachwissens in Assuan über klimaresistente Planungs- und Bauweisen werden die lokalen Bauvorschriften überprüft und angepasst. Der allgemeine Rahmen umfasst Maßnahmen für die Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen, Vorsorge, Kommunikation und Arbeitssicherheit, die bebaute Umwelt, Infrastruktur und verwaltete Räume sowie ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen.

Es wurde über die Priorisierung und Auswahl der Gebiete abgestimmt, woraufhin „Elsail Elgadida” als Pilotgebiet ausgewählt wurde. Erste Bedarfsanalysen mit Anwohner*innen ergaben eine Vielzahl städtischer Herausforderungen, darunter der Mangel an sicheren öffentlichen Räumen. Dementsprechend wurde vorgeschlagen, eine der zahlreichen breiten Straßen des Stadtteils für diesen Zweck auszuweisen, indem sie in eine Fußgängerzone umgewandelt und mit Baumpflanzungen, Schattenspender und Stadtmobiliar aufgewertet wird. Die Anwohner erklärten sich bereit, bei der Bewässerung der gepflanzten Bäume mitzuhelfen.

Sechs Straßenbilder zur Einschätzung der Fussgängerfreundlickeit in Constantine
Einschätzung der Fussgängerfreundlickeit in Constantine | Foto: Connective Cities

Herr Al-Hani Maghzi (Vertreter der Gemeinde Constantine, Algerien) stellte die ersten Ergebnisse und den Fahrplan für die Verbesserung der Fußgängerfreundlichkeit und den Übergang zu einer transitorientierten Entwicklung in Constantine vor. Er stellte den mehrstufigen Fahrplan vor, der eine Vielzahl von Maßnahmen umfasst, die in strukturelle (z. B. Überprüfung des Mobilitätsplans), umfassende (z. B. Reduzierung des Autoverkehrs, Verbreiterung der Gehwege, Neugestaltung der Parkplätze) und vorrangige Maßnahmen (Umwandlung des Stadtzentrums in eine fußgängerfreundliche Zone) unterteilt sind. Er schloss seine Präsentation mit der Feststellung, dass grüne und lebenswerte Städte Fußgängern Vorrang vor Fahrzeugen einräumen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beispiele gezeigt haben, wie dezentrale Zusammenarbeit den Wissensaustausch fördert, globale Partnerschaften stärkt und Innovationen bei lokalen Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen vorantreibt. In der anschließenden lebhaften Diskussion erhielten die Teilnehmenden umsetzbare Erkenntnisse und Instrumente, mit denen sie Klimaresilienz in die lokale Planung, Infrastruktur und Dienstleistungserbringung integrieren können, während sie gleichzeitig soziale Gerechtigkeit und langfristige ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten.

Die Aufzeichnung und die Präsentationen stehen in der Connective Cities platform zur Verfügung.

Autorin: Shalan Muna, Connective Cities

Cities Leading by Example

Städte spielen beim Klimawandel eine doppelte Rolle: Einerseits tragen sie maßgeblich zu ihm bei, andererseits sind sie besonders anfällig für seine Auswirkungen. Diese Dynamik führt zu einer Rückkopplungsschleife, die die Herausforderungen für Städte weiter verschärft: Der Beitrag der Städte zum Klimawandel verschlimmert nämlich genau die Risiken, denen städtische Zentren ausgesetzt sind. Da Städte weltweit bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels, wie steigende Temperaturen und häufigere Hitzewellen, zu spüren bekommen, ist proaktive, risikobewusste Planung dringender denn je.

Der Leitfaden „Cities Leading by Example: A Guidebook on Risk-Informed Planning and Heat Mitigation” (Städte gehen mit gutem Beispiel voran: Ein Leitfaden für risikobewusste Planung und Hitzeminderung) richtet sich an kommunale Akteure, Stadtplaner, politische Entscheidungsträger und Gemeindevorsteher, die einen risikobewussten Ansatz verfolgen und die Anpassung an Hitze in ihre Planungsprozesse integrieren möchten. Anhand praxisorientierter Beispiele befasst sich dieser Leitfaden mit den Erfahrungen von Städten bei der Ausarbeitung von Strategien und Maßnahmen, der Optimierung der institutionellen Rahmenbedingungen und Steuerungsstrukturen, der Förderung einer effektiven Kommunikation und Bürgerbeteiligung sowie der Nutzung evidenzbasierter Planung unter Verwendung von Klimadaten.

Auf dem Weg von verschmutzen Bachläufen zu grün-blauen Korridoren

Als die ukrainische Stadt Vinnytsia von 2019 bis 2021 an dem Lernprozess von Connective Cities zu an den Klimawandel angepasster Stadtentwicklung teilnahm, war dort die Welt noch eine andere. Der seit Februar 2022 herrschende Krieg in der Ukraine hat die Prioritäten der Kommunalverwaltungen gewaltig verschoben. Die Renaturierung kleiner Flüsse, die Vinnytsia im Rahmen des Lernprozesses begann, bleibt dort aber ein wichtiges Vorhaben, denn es ist ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Zukunft der Stadt.

Ökologisches, städtebauliches und soziales Potenzial erkannt

64 kleine Flüsse oder Bäche fließen durch die 260 Kilometer südwestlich von Kyjiw gelegene Stadt mit etwa 370.000 Einwohner*innen. Ihr Potenzial wurde lange unterschätzt, die Menschen nannten sie nur „stinkende Bäche“, sie waren häufig vermüllt oder wurden unter die Erde verlegt, die Wasserqualität war miserabel. Heute weiß die Stadtverwaltung, wie viel ökologisches, städteplanerisches und soziales Potenzial diese Wasserläufe und ihre Ufer bergen – als grün-blaue Korridore, als Naherholungsräume und zum Schutz und zur Förderung von Biodiversität. „Anfangs hatten wir keine Vorstellung davon, was die Renaturierung eines Wasserlaufes alles umfasst. Wir dachten, es reiche aus, die Bäche vom Müll zu befreien“, erinnert sich Yanna Chaikovska, Direktorin des kommunalen Instituts für Stadtentwicklung in Vinnytsia.

Überreichung der Klimasensitiven Stadtentwicklungsstrategie für Garowe

Am 25. September 2024 erhielt die Stadtverwaltung von Garowe, Puntland, Somalia, offiziell die Klimasensitive Stadtentwicklungsstrategie (CSCD), die in Zusammenarbeit mit der GIZ und der RACCA-Arbeitsgruppe entwickelt wurde. Diese Strategie bietet praxisnahe Lösungen für drängende klimatische Herausforderungen in den Bereichen Mobilität, Abfallwirtschaft, Wassermanagement und Grünflächen.

Highlights der Veranstaltung:

  • Vorstellung der Schlüsselsektoren für die klimafreundliche Stadtentwicklung in Garowe
  • Diskussion über nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der städtischen Infrastruktur
  • Übergabe des Strategieplans an die Stadtverwaltung, der die Umsetzung klimafreundlicher Projekte in Garowe fördert
  • Fachaustausch und gemeinsame Überlegungen zur Sicherstellung einer resilienten Zukunft für die Stadt

Die Veranstaltung markierte den Übergang von der Planung zur Umsetzung und stärkt Garowe in seinen Bestrebungen, eine nachhaltige und klimaresiliente Stadt zu werden.

Wir laden Sie ein, die vollständige Publikation und Dokumentation der Veranstaltung zu lesen, um die diskutierten Erkenntnisse und Strategien im Detail zu erkunden.

Urban Thinkers Campus in Amman, Jordanien

Connective Cities war Mitveranstalter des Urban Thinkers Campus (UTC), der zum ersten Mal in Amman/Jordanien stattfand. Ziel war es, Einblicke und Diskussionen zu ermöglichen, die in die Stadtpolitik und -strategien einfließen, um eine nachhaltige und integrative Stadtentwicklung zu fördern. Im Mittelpunkt standen Themen wie erschwinglicher/angemessener Wohnraum, grüne Infrastruktur und nachhaltige Mobilität. Mit Vertreter*innen jordanischer und deutscher Kommunen, des Verkehrsministeriums, von Nichtregierungsorganisationen und aus dem akademischen Bereich diente das UTC als integratives Forum für einen sinnvollen Dialog zwischen Stadtforschern, Praktikern und politischen Entscheidungsträgern mit dem Ziel, einen konstruktiven städtischen Wandel zu fördern.

Kufranja – Stadt des Sauerstoffs in Jordanien

Dies ist das erste Video der zweiten Ausgabe von „ Stimmen aus Connective Cities“. Dr. Anwaar Bani Salman, Leiterin der Abteilung Planung und Forschung der Gemeinde Kufranja in Jordanien, spricht über den Wettbewerbsvorteil der Gemeinde im Agrar- und Ökotourismus aufgrund ihrer einzigartigen Natur und des hohen Grünanteils. Sie hebt die Vorteile der kollegialen Beratung hervor, insbesondere von der Gemeinde Madaba zu den Themen lokale Entwicklungsstrategien, Ausarbeitung von Vorschlägen und Aufbau von Partnerschaften mit Interessengruppen aus verschiedenen Sektoren. Sie merkte an, dass die moralische Unterstützung, die sie vom Connective Cities Netzwerk erhielt, ihr half, verschiedene Herausforderungen wie die Angst vor dem Versagen zu überwinden.

Video auf YouTube ansehen: https://youtu.be/q6TZawYNglY

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Weitere Informationen: Städtische Gründerzentren in Madaba – eine gute Praktik

Klimapositive Städte: Kreislaufwirtschaft und CO2-Bilanzierung

Hintergrund

Der Bausektor ist einer der energieintensivsten Wirtschaftszweige und maßgeblich für den globalen Klimawandel mitverantwortlich – bis zu 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen werden von ihm verursacht. Doch gibt es Wege, das Bauen nachhaltiger und damit klimafreundlicher zu gestalten. Städte und Gemeinden sind wichtige Akteure, um diese Prozesse lokal zu initiieren und zu begleiten.

Bei einem virtuellen Fachaustausch von Connective Cities am 27. Februar 2024 diskutierten 18 (kommunale) Expert*innen aus sechs Ländern zwei Praxisbeispiele hierzu. Die Veranstaltung war Teil eines einjährigen Lernprozesses, der im November 2023 mit der Dialogveranstaltung Klimapositives Bauen mit zirkulären Baustoffen in Potsdam begann.

Naturbasierte Lösungen, Biomimikry und Hochwassermanagement – Lehren aus den USA und Europa

Am 29. März fand die Veranstaltung “ Nature-Based Solutions, Biomimicry, and Flood Management Lessons Learned from the U.S. and Europe“ (Naturbasierte Lösungen, Biomimikry und Hochwassermanagement – Erfahrungen aus den USA und Europa ) statt, die von thematischen Expertinnen der Firma Jacobs gehalten wurde.

Die Veranstaltung wurde von Connective Cities und der südafrikanischen Komponente der Resilience Initiative Africa organisiert und der internationalen Connective Cities-Gemeinschaft vorgestellt, zu der Praktiker*innen aus dem Bereich der Stadtentwicklung, nationale Regierungsvertretende, Wissenschaftler*innen aus dem akademischen Bereich, Nichtregierungsorganisationen und Mitglieder lokaler Gemeinschaften gehören.

Die Veranstaltung wurde mit einem Vortrag von Andrew Potts über die blau-grüne Regenwasserinfrastruktur eingeleitet. Andrew Potts verfügt über 24 Jahre Erfahrung in den Bereichen grüne Regenwasserinfrastruktur (GSI), Regenwasserbewirtschaftung, Wasserressourcen und nachhaltige Standortplanung und sprach ausführlich über seine Erfahrungen bei der Umsetzung von blaugrüner Regenwasserinfrastruktur in Städten in Großbritannien und den USA.

Ziel der blau-grünen Regenwasserinfrastruktur ist es, das Regenwasser an der Quelle zu bewirtschaften, indem vom Menschen geschaffene „blaue“ Infrastrukturen wie Rohre und Durchlässe mit naturbasierten „grünen“ Infrastrukturen wie Gründächern und Rigole kombiniert werden. Die Kombination solcher Infrastrukturen bietet eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Methode zur Bewältigung des städtischen Regenwasserabflusses und der Abflussspitzen, wodurch die Wasserqualität und die Artenvielfalt in städtischen Gebieten verbessert werden. Herr Potts verwies auf mehrere Beispiele aus seiner Arbeit bei der Umsetzung der blau-grünen Regenwasserinfrastruktur:

Sidmouth Amphitheater, UK

  • Sidmouth, eine Stadt an der Südwestküste Englands, leidet unter regelmäßigen Überschwemmungen durch Regenwasser, wobei die Überlandfließwege direkt im Stadtzentrum zu einem Tiefpunkt führen und 150 Wohn- und Geschäftshäuser gefährden.
  • Jacobs Team und die örtliche Regierung arbeiteten gemeinsam an der Entwicklung von Hochwasserschutzmaßnahmen, die nicht nur Sidmouths Probleme mit der Wasserableitung aus dem Stadtzentrum lösen, sondern auch einen neuen öffentlichen Raum für die umliegenden Gemeinden schaffen sollten.
  • Das Amphitheater wurde daher zu einem Hochwasserrückhaltebecken ausgebaut. Das Wasser von den Autobahnen und Straßen, die durch die Stadt führen, sollte in das Amphitheater abfließen. An Tagen ohne starke Regenfälle dient das Amphitheater als öffentlicher Raum, in dem viele Veranstaltungen und Feste der Stadt stattfinden. An Tagen mit starken Regenfällen dient das Amphitheater jedoch als wertvoller Wasserspeicher, da es 700 Kubikmeter Wasser fassen kann.

Beispiele aus den USA.

  • Die Entwicklung des Rodney Cook, Sr. Park in Atlanta, Georgia, wurde durch die Schaffung eines multifunktionalen öffentlichen Raums innerhalb des Viertels nicht nur ein wirksames Mittel zur Regenwasserableitung geschaffen, sondern auch ein Ort, an dem sich die Bewohner erfreuen können.
  • Im Rams-Head-Center der University of North Carolina – Chapel wurde auf dem Dach eines mehrstöckigen Parkhauses eine 1 Hektar große, blau-grüne Dachterrasse angelegt, zusammen mit einer 56.000 Gallonen fassenden Zisterne unter den Gehwegen, um das Regenwasser bei starken Regenfällen effizient abzuleiten.

Herr Potts sprach auch darüber, wie man Blue Green Stormwater Infrastructure effektiv plant und entwirft, und sprach über verschiedene Entwurfskriterien wie z.B.:

  • Externe Faktoren – sich ändernde Niederschlagsmuster, Einbeziehung von Hochwassermodellen in die Planung, Berücksichtigung saisonaler Schwankungen der Versickerungsraten und Grundwassermodelle.
  • Grundlegende Faktoren – Der Projektstandort der geplanten Infrastruktur, der Umfang des Projekts, das erforderliche Maß an Wartung, geotechnische Überlegungen und Kostenauswirkungen.

Ergänzend zu den Ausführungen von Herrn Potts hielt Herr Chris Allen einen weiteren Vortrag über Biomimikry, in dem er untersuchte, wie man den Nutzen der Natur durch die Intelligenz des Ökosystems quantifizieren kann. Es wurden Beispiele wie Mikro-Biorückhaltung und bioaktive Wände genannt. Herr Allen verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Beratung und im strategischen Management und arbeitet mit technischen Teams auf der ganzen Welt zusammen, um regenerative und naturbasierte Lösungen in die Planung und Gestaltung für verschiedene Kund*innen einzubeziehen.

Im Laufe von 3,8 Milliarden Jahren hat die Natur hocheffiziente Antworten auf die meisten Probleme gefunden, mit denen wir konfrontiert sind. Biomimikry ist eine Design- und Innovationsstrategie, die sich vom Erfindungsreichtum der Natur inspirieren lässt und ihre Muster, Methoden und effektiven Ansätze nutzt, um Lösungen zu verbessern und zu erneuern, die idealen Bedingungen für das Gedeihen aller Lebensformen schaffen. Auf die gebaute Umwelt angewandt, führt die Biomimikry zu Designlösungen, die die lebenserhaltenden Vorteile, auch bekannt als Ökosystemleistungen, die von natürlichen Lebensräumen bereitgestellt werden, imitieren. Infolgedessen unterstützen diese Gebäude die umliegenden Ökosysteme, indem sie sozioökonomische und ökologische Vorteile wie eine bessere Luft- und Wasserqualität, eine bessere Kohlenstoffabsorption und eine größere Artenvielfalt bieten. Das übergeordnete Ziel besteht darin, dass die Gebäude ähnlich funktionieren, wie die benachbarten, ungestörten Ökosysteme und den natürlichen Landschaften, die sie umgeben, den gleichen Nutzen bringen.

Herr Allen gab ein Beispiel dafür, wie die Ford Motor Company in ihrer Michigan Central Station Biomimikry-Maßnahmen umgesetzt hat, die nicht nur die lokale Wasserqualität verbessern, sondern auch zu positiven Ergebnissen beim Kohlenstoffkreislauf und der Artenvielfalt führen. Die Ford Motor Company führte die folgenden Maßnahmen durch:

  • Die Durchführung von Restaurierungsarbeitstagen, an denen die Mitarbeitenden des Unternehmens die Feuchtgebiete in der Umgebung der Michigan Central Station wiederherstellen sollten. Die Mitarbeitenden trugen zur Entwicklung von Biorückhaltebecken bei, restaurierten die örtlichen Bachufer, pflanzten einheimische Pflanzenarten entlang der Feuchtgebiete und entwickelten Bioswales zur Ableitung von Regenwasser.
  • Außerdem wurden örtliche Wälder wiederhergestellt und entlang der örtlichen Wälder Erholungspfade angelegt, um den Lebensraum für Vögel zu verbessern. Außerdem wurden Bestäubergärten angelegt. Zur Begrünung des Hauptbahnhofs wurden die zuvor für Mitarbeitendenparkplätze vorgesehenen Flächen in Waldgebiete umgewandelt, in denen einheimische Waldbäume gepflanzt wurden.
  • Eine Mischung aus blauen und grünen Regenwasserinfrastrukturen wurde ebenfalls im Hauptbahnhof umgesetzt, und zwar durch die Entwicklung von grünen und blauen Dächern, die das Niederschlagswasser auffangen und sammeln. Außerdem wurden Ökomaschinen installiert, die das auf die blau-grünen Dächer fallende Regenwasser aufbereiten und entweder in Regenwasserzisternen einleiten oder in die örtlichen Feuchtgebiete ableiten. Die Fußwege rund um den Campus und die neu angelegten Parkplätze wurden auf durchlässigen Oberflächen angelegt, damit das Wasser in den Boden versickern kann.

Nachdem er das Beispiel der Ford Motor Company vorgestellt hatte, präsentierte Herr Allen zwei Instrumente, die von den Teilnehmern zur Nutzung und Umsetzung von Biomimikry-Lösungen in ihren eigenen Städten verwendet werden können:

Die Methodik der positiven Leistung

  • Eine Bewertungs- und Innovationstechnik, die Geschäftskunden bei der Entwicklung und Umsetzung von regenerativen Best Practices unterstützt und so das allgemeine Wohlbefinden von Ökosystemen und den von ihnen abhängigen Gemeinschaften verbessert.
  • Unter Verwendung lokaler, intakter Ökosysteme als Inspiration und als Maßstab, an dem die zukünftige Leistung gemessen wird, leitet sie Organisationen und Designteams bei der Entwicklung ortsbezogener, regenerativer Designansätze an, die eine Reihe von Vorteilen für Ökosysteme, Gemeinschaften und Unternehmen bieten.

Das Ecosystem Intelligence Identification and Inventory Tool

  • Das Ecosystem Intelligence Identification and Inventory Tool wurde entwickelt, um die von einem Standort bereitgestellten Ökosystemleistungen zu identifizieren und zu quantifizieren. Die mit dem Tool erzeugten Daten können zur Visualisierung des Kosten-Nutzen-Potenzials für die Optimierung der Leistung von Naturlandschaften und bebauter Umwelt oder für verschiedene Ingenieur- und Finanzmodelle als wichtige Quelle für eine evidenzbasierte Planung verwendet werden.

Die Einsichtssitzung diente als wertvoller Input für den Lernprozess zum Hochwasserrisikomanagement für eine risikoinformierte Stadtentwicklung und bot den teilnehmenden Städten innovative und einzigartige Perspektiven für Lösungen, die in ihren städtischen Einzugsgebieten umgesetzt werden könnten. Die Veranstaltung vermittelte den Teilnehmenden nicht nur verschiedene Perspektiven zur Bekämpfung von Überschwemmungen in Städten, sondern führte auch zu einem Paradigmenwechsel im städtischen Risikomanagement, weg von der Fokussierung auf eine einzelne Gefahr, hin zu einer Fokussierung auf mehrere Gefahren und einem systemischen Ansatz im Risikomanagement.

Die Aufzeichnung und die Kopien der vom Jacobs-Team gehaltenen Präsentationen können über den folgenden Link abgerufen werden: https: //community.connective-cities.net/en/node/1464.

Connective Cities und die Resilience Initiative Africa bedanken sich bei den Referenten von Jacobs für ihre hervorragenden und interessanten Beiträge. Sollten Sie an ähnlichen Veranstaltungen interessiert sein, würden wir Sie gerne zu unseren kommenden Insight Sessions einladen:

  • Vorstellung des Amman Urban Observatory – 24/04/2024
  • Anwendung des Sponge-City-Konzepts im Kontext der afrikanischen Länder südlich der Sahara – 16/05/2024
  • Nutzung künstlicher Intelligenz für risikobasierte Stadtentwicklung und Klimamaßnahmen in der SADC-Region – 20/06/2024

Die Zusammenarbeit zwischen den Städten ist der Schlüssel hin zu Klimaneutralität und dezentraler Energieerzeugung

Der Deutsche Städtetag hat zusammen mit der internationalen Städteplattform Connective Cities auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai im Deutschen Pavillon ein Side-Event veranstaltet zu der Frage „Welche Lösungen gibt es für eine nachhaltige und dezentralen Energieerzeugung und -versorgung auf lokaler Ebene“. Am 6. Dezember um 14 Uhr Ortszeit diskutierten Vertreter*innen aus deutschen und afrikanischen Städten (Köln, Bonn, eThekwini und Abuja) über ihre lokalen Innovationen für klimafreundliche Energielösungen.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages, Bürgermeisterin von Bonn und ICLEI Co-Chair for Climate Action Katja Dörner betonte in ihrer Key-note Rede die Bedeutung eines sozial gerechten und partizipativen Ansatzes für eine Klima- und Energiewende. Sie bekräftigte, dass die Stimme der Städte bei den Klimaverhandlungen unabdingbar ist, um die globalen Ziele zu erreichen.

Sie zeigte auf, wie die Stadt Bonn Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 erreichen kann und forderte die Bundesebene auf, schnelle Änderungen vorzunehmen, um die lokale Ebene zu unterstützen. Die EU und die deutsche Bundesebene müssen den Rahmen für eine klimafreundliche Energiewende schaffen. Dabei wies sie erneut darauf hin, wie wichtig es ist, dass Klimaschutz und Anpassung eine kommunale Pflichtaufgabe wird.

Dresden und Brazzaville fördern Urban Gardening

Urban Gardening ist für Dresden und Brazzaville ein gemeinsames Thema mit Zukunft. Die Partnerstädte ermittelten nach einer Dialogveranstaltung von Connective Cities und gegenseitigen Fachbesuchen bei einem virtuellen Fachaustausch gemeinsam mit Partnerinstitutionen die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zum Urban Gardening – als Teil ihrer nachhaltigen Stadtentwicklung.