Auf dem großen Areal des früheren Hauses der Statistik im Zentrum Berlins entsteht ein neues Quartier für Verwaltung, Wohnen, Soziales und Kultur. Eine zivilgesellschaftliche Initiative hatte den Abriss des Bestandsgebäudes aus den 1960er-Jahren verhindert und erarbeitete gemeinsam mit der Verwaltung und anderen Akteuren das Konzept für die Umnutzung – ein Leuchtturm für alternative Wege der Stadtentwicklung.
Kategorie: Stadtsanierung
Fachaustausch über die Zwischennutzung von Gebäuden aus den ’60 und ’70 Jahren
Sind Sie Expert*in für die Zwischennutzung von Gebäuden? Dann freuen wir uns über Ihre Teilnahme an einem Connective Cities Fachaustausch, bei dem Teilnehmende des Connective Cities Lernprozesses „2nd Hands on Public Buildings“ sich über die Arbeit der ZwischenZeitZentrale Bremen und Transiträume Berlin e.V. informieren und gemeinsam mit anwesenden Expert*innen ihre Projektbeispiele diskutieren. Der Fachaustausch findet online und in englischer Sprache statt, am 12.03.2025, von 09:00 – 10:30 Uhr via WebEx (Ersatztermin des abgesagten Fachaustauschs im Februar).
Aus ökologischen und zunehmend auch ökonomischen Gründen ist die Nach- bzw. Umnutzung von Gebäuden der 1960er und 1970er Jahre interessant für Kommunen und ihren Gebäudebestand. Die Dialogveranstaltung von Connective Cities in Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen vom 24. bis 27. September 2024 widmete sich diesem Paradigmenwechsel. Rund 30 kommunale Expert*innen aus Deutschland, Kenia, Montenegro, den Palästinensischen Gebieten, Sambia und der Ukraine tauschten sich über Lösungen und Herausforderungen für die nachhaltige Nachnutzung von öffentlichen Gebäuden aus und entwickelten gemeinsam Projektideen. Der laufende einjährige Lernprozess von Connective Cities zur Nach- und Umnutzung von Gebäuden der Moderne bietet weitere Einblicke in die in Berlin diskutierten Themen und die Möglichkeit, durch Austausch und Delegationsreisen konkrete Lösungen zu entwickeln. Am 12.03.2025 widmen wir uns dem Interessensschwerpunkt „Zwischennutzung“, der sich während der Veranstaltung insbesondere für Teilnehmende aus Nairobi ergab. Alle Objekte bzw. Projektbeispiele der Teilnehmenden lassen sich dieser Publikation entnehmen.
Gerne können Sie mich bei Interesse kontaktieren: marcella.sobisch@engagement-global.de.
2nd Hands on Public Buildings
Dokumentation der Connective Cities Dialogveranstaltung vom 24. bis 26. September 2024 in Berlin.
Öffentliche Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren prägen das Bild vieler Städte weltweit. Sie entsprechen heute aber meist nicht mehr den technischen, energetischen und ästhetischen Ansprüchen des 21. Jahrhundert und werden häufig abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt. Jedoch bergen sie ein großes Potenzial, Emissionen im Bausektor zu reduzieren und so zur Eindämmung des Klimawandels beizutragen.
Knapp 25 kommunale Fachleute aus Deutschland, Kenia, Montenegro, den Palästinensischen Gebieten, Sambia und aus der Ukraine tauschten sich bei der Dialogveranstaltung über Lösungsansätze und Herausforderungen für die nachhaltige Nachnutzung öffentlicher Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren aus und erarbeiten gemeinsam Projektideen. Neue Konzepte beinhalten nicht selten eine multifunktionale Nutzung für Wohnraum, Soziales, Bildung, Kultur, Einzelhandel und Büroräume.
Eine kürze Zusammenfassung und eine Fotogallerie befindet sich auf unserer Microsite: „Nachhaltiger als Abreißen„
Das Rathaus Hebron – immer wieder neu erfunden
Das 1965 erbaute heutige Rathaus von Hebron in den Palästinensischen Gebieten wurde immer wieder umgebaut und umgenutzt – damit es den steigenden Anforderungen einer wachsenden Stadt und ihrer Verwaltung gerecht wird. Dabei standen Ressourceneffizienz, technische Modernisierung und die Anforderungen an die Arbeitsorganisation im Mittelpunkt.
Erfahrungen mit der Restaurierung und Wiederverwendung von Gebäuden und dem Bau neuer Gebäude durch Wiederverwendung vorhandener Materialien
Im Rahmen des Lernprozesses „Klimagerechtes Bauen mit biobasierten und wiederverwertbaren Materialien“ sind Expert*innen der Landeshauptstadt München sowie der Technischen Universität München und der Stadt Heidelberg im Oktober 2024 nach Nepal gereist, um während der einwöchigen Delegationsreise die langjährigen Praktiken Nepals im Bereich des nachhaltigen Bauens und der Wiederverwendung von Baumaterialien kennenzulernen.
Die deutsche Delegation traf dort neben den kommunalen Akteuren Banepas die R.P. Foundation und die internationale Organisation ICIMOD und lernten die architektonische Landschaft und zirkuläre Bautechniken in Nepal kennen. Ziel der deutschen Delegation war es, Möglichkeiten zur Anwendung solcher nepalesischen Ansätze in München und Heidelberg zu erkunden. Auch der Austausch zu Bauen in Bergregionen und resilientes Bauen im Hinblick auf zunehmende Extremwetterereignisse war für die Delegation von Interesse.
Renovierung der Grundschule „Lovćenski Partizanski Odred“
Wiederbelebung eines wichtigen Gemeinschaftszentrums
Die Grundschule „Lovćenski Partizanski Odred“ in Cetinje, Montenegro, ist seit 2004 ein Eckpfeiler der Bildung in der Gemeinde. Das Schulgebäude für 600 Schüler*innen wurde als Teil eines größeren Plans errichtet, der aufgrund von Budgetbeschränkungen nur teilweise fertiggestellt wurde. Das Hauptgebäude wurde zwar genutzt, aber das Fehlen einer Sporthalle und von Außenanlagen in Verbindung mit einer veralteten Infrastruktur beeinträchtigte das Lernerlebnis.
Im Jahr 2018 wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Innovation und der alten königlichen Hauptstadt Cetinje versucht, dies zu ändern. Ziel des Joint Ventures war es, die Schule mit einer neuen Sporthalle, verbesserten Außenbereichen und erheblichen Verbesserungen der Energieeffizienz zu modernisieren, um eine sicherere und nachhaltigere Umgebung zu schaffen. Diese Umgestaltung, die durch die Wissensaustauschplattform von Connective Cities unterstützt wurde, ist ein Beispiel für die Stärke der internationalen Zusammenarbeit bei der Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
Connective Cities Lernprozess und Wissensaustausch
Das Netzwerk Connective Cities, das nachhaltige städtische Praktiken durch Peer-Learning und Zusammenarbeit fördert, war eine unschätzbare Ressource bei der Umgestaltung der Schule von Cetinje. Im Oktober 2023 nahmen Vertreter von Cetinje – Marija Mrvaljević, der Chefarchitekt der Stadt, und Marija Proročić, Sekretärin für Raumplanung und Umweltschutz – am Connective Cities Learning Process on Renewable Energy Options at the Municipal Level in Tiflis, Georgien, teil. Bei dieser Veranstaltung stellten sie das Schulsanierungsprojekt vor und erhielten wertvolle Einblicke und technisches Fachwissen von anderen europäischen und deutschen Städten, die vor ähnlichen urbanen Herausforderungen stehen. Dieser Austausch war entscheidend für die Anpassung des Projekts an internationale Standards für Energieeffizienz und nachhaltige Bauweise.
Über die Plattform Connective Cities hat Cetinje erfolgreich wichtige Lösungen für erneuerbare Energien in die Renovierung der örtlichen Schulen integriert. Die Gemeinde installierte Solarenergiesysteme auf den Schulgebäuden, wodurch die Energieeffizienz deutlich verbessert und die Stromkosten gesenkt werden konnten. Darüber hinaus wurden energieeffiziente Beleuchtung und verbesserte Isolierung eingeführt, um den Energieverbrauch weiter zu senken. Diese Initiativen bringen nicht nur die Nachhaltigkeitsziele von Cetinje voran, sondern dienen auch als Modell für andere Gemeinden, die ähnliche Lösungen umsetzen wollen.
Erste Schritte für die Nachnutzung öffentlicher Gebäude aus den 1960er- und 1970er Jahren
Im September 2024 begann der Lernprozess „2nd Hands on Public Buildings“ von Connective Cities. Über ein Jahr tauschen sich Vertreter*innen aus Kommunen sowie Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und nachhaltige Stadtentwicklung jetzt darüber aus, wie Gebäude aus den 1960er- und 1970-Jahren sinnvoll nach- oder umgenutzt werden können. Sie kommen aus Deutschland, Kenia, Montenegro und Sambia sowie aus der Ukraine und aus den Palästinensischen Gebieten und sie vereint ein gemeinsames Ziel: öffentliche Gebäude, die heutigen Standards nicht mehr entsprechen, nicht direkt abzureißen und neu zubauen. Stattdessen durch klimafreundliche Sanierungen neue, nachhaltige Nutzungskonzepte zum Wohle der Bürger*innen zu schaffen. Dabei ließen sie sich von vielen guten Praxisbeispielen inspirieren – vom Haus der Statistik in Berlin oder vom Haus der Revolution in Niksic in Montenegro.
Auf dem Weg von verschmutzen Bachläufen zu grün-blauen Korridoren
Als die ukrainische Stadt Vinnytsia von 2019 bis 2021 an dem Lernprozess von Connective Cities zu an den Klimawandel angepasster Stadtentwicklung teilnahm, war dort die Welt noch eine andere. Der seit Februar 2022 herrschende Krieg in der Ukraine hat die Prioritäten der Kommunalverwaltungen gewaltig verschoben. Die Renaturierung kleiner Flüsse, die Vinnytsia im Rahmen des Lernprozesses begann, bleibt dort aber ein wichtiges Vorhaben, denn es ist ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Zukunft der Stadt.
Ökologisches, städtebauliches und soziales Potenzial erkannt
64 kleine Flüsse oder Bäche fließen durch die 260 Kilometer südwestlich von Kyjiw gelegene Stadt mit etwa 370.000 Einwohner*innen. Ihr Potenzial wurde lange unterschätzt, die Menschen nannten sie nur „stinkende Bäche“, sie waren häufig vermüllt oder wurden unter die Erde verlegt, die Wasserqualität war miserabel. Heute weiß die Stadtverwaltung, wie viel ökologisches, städteplanerisches und soziales Potenzial diese Wasserläufe und ihre Ufer bergen – als grün-blaue Korridore, als Naherholungsräume und zum Schutz und zur Förderung von Biodiversität. „Anfangs hatten wir keine Vorstellung davon, was die Renaturierung eines Wasserlaufes alles umfasst. Wir dachten, es reiche aus, die Bäche vom Müll zu befreien“, erinnert sich Yanna Chaikovska, Direktorin des kommunalen Instituts für Stadtentwicklung in Vinnytsia.
Nachhaltiger als Abreißen
Öffentliche Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren prägen das Stadtbild vieler Städte weltweit. Heute entsprechen sie oft nicht mehr den technischen, energetischen und ästhetischen Ansprüchen des 21. Jahrhundert und werden meist abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt. Sie bergen jedoch ein großes Potenzial, Emissionen im Bausektor zu reduzieren und so zur Eindämmung des Klimawandels beizutragen. Durch ihre flexiblen Grundrisse können Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren – der als Moderne bezeichneten Zeit – an heutige Ansprüche angepasst werden – häufig mit zusätzlichen Vorteilen für Bürger*innen und Städte. Es ist daher an der Zeit, diese Gebäude zu erhalten und die in Beton und Stahl gebundene graue Energie auf sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Weise zu nutzen.
Diesem Paradigmenwechsel widmete sich die Dialogveranstaltung „2nd Hands on Public Buildings“ von Connective Cities in Kooperation mit der Senatsverwaltung Berlin vom 24. bis 27. September 2024. Etwa 30 kommunale Fachleute aus Deutschland, Kenia, Montenegro, den Palästinensischen Gebieten, Sambia und aus der Ukraine tauschten sich über Lösungsansätze und Herausforderungen für die nachhaltige Nachnutzung öffentlicher Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren aus und erarbeiten gemeinsam Projektideen.
Renewable Energy Options on the Municipal Level
Die Fortsetzung des Lernprozesses zum Thema „Erneuerbare Energieoptionen auf kommunaler Ebene“ brachte Teilnehmende aus sechs verschiedenen Ländern in Sarajevo in Bosnien und Herzegowina zusammen. Kommunale Fachleute arbeiteten in verschiedenen Lerneinheiten an Projektideen und konnten durch die kollegiale Beratung ihre Fähigkeiten erweitern und die Planung von Projekten für erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu verbessern.
Die folgenden Projektideen wurden von den Gemeindevertretern vorgestellt und im Laufe des Workshops weiterentwickelt:
- Mostar und Sokolac: Entwicklung von nachhaltigen Finanzierungskonzepten für den Aufbau und Betrieb von Energiegemeinschaftsprojekten
- Ceadir Lunga: Verbesserung der Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden
- Senaki: Implementierung von energieeffizienten Technologien in kommunalen Gebäuden
- Priboj: Entwicklung der Nutzung von Solarenergie in öffentlichen Gebäuden
Die Dokumentation fast die wesentlichen Ergebnisse zusammen.