Städtischer Nahverkehr und Öffentlicher Raum

Städtischer Nahverkehr und die Rückeroberung des öffentlichen Raums

ExpertInnen-Entsendung vom 17. - 20. Juli 2018 nach Trujillo, Peru

In der Zeit vom 17. bis 20. Juli 2018 unterstützten zwei deutsche kommunale Experten aus Hamburg und Nürnberg und ein kommunaler Experte aus der mexikanischen Stadt Metepec die Municipalidad Provincial de Trujillo in Peru in zwei Mobilitätsprojekten.  

Bei einem Projekt in Trujillo handelte es sich einmal um die Unterstützung bei einem Pilotprojekt zur Nutzungsänderung einer Innenstadt-Straße (Projekt „Rückeroberung des Öffentlichen Raumes“). Das andere Projekt diente der Vorbereitung eines Bushaltestellenkonzeptes für die geplante Routenänderung der Busse in Trujillo. Diese beiden Projekte waren im Rahmen des Workshops von Connective Cities mit Trujillo in 2017 zur weiteren Unterstützung durch Connective Cities identifiziert worden. Vor diesem Hintergrund und in Absprache mit anderen bilateralen Projekten der deutsch-peruanischen Kooperation wurde dieser Experteneinsatz mit Trujillo geplant. Im Laufe der vier Tage des Experteneinsatzes kamen die beiden lokalen Projetteams und sowie weitere  Mitarbeiter/innen der Municipalidad Trujillo mit den internationalen Experten  zusammen. Dabei wurden die aktuellen Herausforderungen und Pläne in Workshop-Runden erläutert, Beispiele aus den Städten der Experten vorgestellt und Erfahrungen von Einzelaspekten und Gesamtverfahren ausgetauscht. Außerdem konnten Fragen im Rahmen der kollegialen Beratung geklärt und Inputs und Diskussionen für eine Anpassung / Ergänzung für die weitere Projektplanung genutzt werden.

Im Zuge der Expertenentsendung konnten beide Projekte gefördert und weiterentwickelt werden. Das Projekt „Rückeroberung des öffentlichen Raumes“ betrifft insbesondere einen Teil der Av. Espana, eine Straße der Innenstadt Trujillos. Herausforderungen vor Ort sind die aktuelle Nutzung der Bürgersteige und Straßen durch den lokalen und informellen Handel, die Belegung einer Fahrspur durch parkende Fahrzeuge, anhaltende Verkehrsstaus im Laufe des Tages, sowie die unsichere Situation für Fußgänger und Radfahrer. Ziel war es, die bisherigen von der Stadtverwaltung entwickelten Einzellösungen unter Berücksichtigung der verschiedenen Interessen der beteiligten Akteure und der Nutzungskonflikte in einem partizipativen Gesamtansatz zu reflektieren. Durch dieses Projekt sollte die Verbesserung der städtischen Serviceleistungen erreicht und damit zur Verbesserung der Lebensqualität der Bürger entsprechend den Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung beigetragen werden.

Fragen der Kommunikation mit den verschiedenen Interessengruppen und Methode der Beteiligung wie auch die Gesamt-Prozessgestaltung standen im Mittelpunkt der Diskussion.  Im Rahmen dieser Arbeitssitzungen konnte in den Teams und teamübergreifend ein neues Konzept für die Projektumsetzung erarbeitet und sehr konkrete Vorschläge entwickelt werden, die wiederum gleich im Anschluss an die Veranstaltung in lokale Prozesse eingebracht und für die umgehend lokale Mittel beantragt wurden.

Bei dem zweiten Projekt zum Konzept der Bushaltestellen sollte die Erstellung eines Handbuches unterstützt werden, das die Einrichtung, Nutzung und Wartung der Haltestellen für die verschiedenen Zielgruppen organisiert. Der Bedarf ergab sich aus der neuen Routenplanung der städtischen Busse und der geplanten Einrichtung von Haltestellen.  Während der Betrieb des städtischen Nahverkehrs ausschließlich über private Busunternehmen umgesetzt wird, fungiert die Stadt als wichtige, regulierende Behörde mit Hinblick auf die Gewährleistung und Gestaltung des Nahverkehr-Angebots.  Die Entwicklung des Haltestellensystems liegt dabei an der Schnittstelle zwischen städtischer Verantwortung und den Aufgaben der privaten Betreiber. Die Herausforderungen in dieser Phase der Projektplanung betrafen die (Mindest-) Standards und Ideale in den Bereichen Infrastruktur, Ausstattung, Design und Information, städtebauliche und technische Aspekte, Sicherheitsaspekte, soziale Aspekte (Inklusion), sowie kommunikative Aspekte für Fahrgäste.

Im Rahmen dieses Einsatzes konnten diese verschiedenen Punkte anhand von praktischen Beispielen (z.B. Design von Haltestellen in historischen Stadtzentren) und Erfahrungen der internationalen Experten (z.B. Anforderungen an Haltestellen für den barrierefreien Transport, Verortung von Haltestellen zur besseren Verkehrssicherheit an Kreuzungen) erläutert werden. Ferner wurden auch wirtschaftliche Aspekte (Finanzierungen, Budget, Mitteleinwerbung, Anzahl der Haltestellen) sowie technologische Möglichkeiten der Information für Busfahrer und Fahrgäste in die Betrachtung miteingebunden. 

Wie auch im Rahmen der Evaluierung von Teilnehmenden zurückgemeldet, konnten die Projekte durch den interaktiven, intensiven und praxisorientierten Austausch weiter vorangebracht werden. Erfahrungen, neue Ideen, kollegiale Zusammenarbeit zwischen den lokalen und internationalen Experten wie auch innerhalb der verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung konnten zur Weiterentwicklung der Projekte beitragen. Als nächste Schritte möchten die lokalen Vertreter/innen nun die Planung verschriftlichen, die Zusammenstellung der internen Projektteams klären und die entsprechenden Finanzmittel beantragen.

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