Aktuelles

18.01.2022

Auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Stadtentwicklung

Die Arbeitsgruppen des Connective Cities COVID-19 Programms Geschlechtsspezifische Stadtentwicklung & Geschlechtergerechte urbane Mobilität

Foto: Adrian Seliga | istock

Warum brauchen wir einen geschlechtsspezifischen Ansatz in der Stadtplanung?

Die bestehenden öffentlichen Räume in den Städten sowie die öffentlichen Verkehrsnetze wurden zumeist von und für die Bedürfnisse von Männern entworfen. Viele von ihnen sind nicht auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt - einige stellen sogar ein Risiko für die Sicherheit von Frauen dar, erschweren ihren Alltag und schränken so ihre Möglichkeiten ein am Gemeinschaftsleben zu partizipieren. Die COVID-19-Pandemie hat die bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in verschiedener Hinsicht offengelegt und verschärft.

Gleichzeitig kann diese Krise eine Chance sein, Stadtplanung geschlechtersensibler, gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Es gibt bereits viele geschlechtersensible Praktiken. Die Aufgabe besteht darin, diese Praktiken umzusetzen und den kommunalen Akteuren dabei zu helfen, eine nachhaltige, integrative und (geschlechter-)gerechte Entwicklung in der (Post-)COVID-Ära zu erreichen.

Dies war das Ziel der beiden Connective Cities Arbeitsgruppen:

  1. Geschlechtersensible Stadtplanung
  2. Geschlechtergerechte urbane Mobilität

Vernetzung von Kommunen in ihren Bemühungen um eine gendersensible Stadt

Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppen kamen aus den Städten Nabeul und Sfax in Tunesien, Mexiko-Stadt und Guadalaja in Mexiko, Tena in Ecuador, Nairobi in Kenia sowie aus Uruguay und der Gemeinde Gaza in Palästina zusammen.

Durch die Zusammenführung von Kommunalvertreterinnen und städtischen Praktikerinnen und Praktikern zur Präsentation und Diskussion ihrer Herausforderungen und bewährten Verfahren wurden sie dabei unterstützt, im Peer-to-Peer Learning neue Projektideen zu entwickeln. Inspiriert wurden sie dabei durch den Input regionaler und internationaler Expertinnen, die ihre Erkenntnisse über geschlechtersensible Planungsansätze teilten.

Das erste Kick-off-Meeting diente der Sensibilisierung für die verschiedenen Risiken einer Ausweitung der geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in der Stadtentwicklung und die Möglichkeiten für Stadtverwaltung dem entgegenzuwirken. Annika Dalén, Beauftragte für strategische Entwicklung und Geschlechtergleichstellung, Stadtverwaltung Umeå, Schweden, stellte die Bemühungen der schwedischen Stadt Umeå als Modellstadt für geschlechtersensible Stadtplanung und Mobilität vor. Bis heute gibt es in vielen Ländern keine zuverlässigen Daten darüber, wie sich Frauen in Städten bewegen. Um Städte und ihre Verkehrssysteme so umzugestalten, dass sie den Bedürfnissen von Frauen gerecht werden, ist es daher der erste wichtige Schritt, geschlechtsspezifische Daten auf kommunaler und nationaler Ebene zu erheben.

Aufgrund von Ausgangssperren und sozialen Einschränkungen sind Frauen durch die Pandemie einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer häuslicher Gewalt zu werden. Katja Schülke, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn, Deutschland und Conny Schulte, Geschäftsführerin des Arbeitskreises Opferschutz Bonn/Rhein-Sieg, stellten ihre Ansätze zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt in der Stadt Bonn vor. Eine dritte Keynote von Giada Cicognola, Programmanalystin, Cities Alliance, stellte den Teilnehmerinnen das Programm Femmedina in Tunis, Tunesien, vor. Ziel des Programms ist die Wiederherstellung von öffentlichen Räumen für Frauen im historischen Zentrum von Tunis, der Medina, durch partizipative Entscheidungsfindung.

Während der folgenden Arbeitsgruppensitzungen identifizierten die teilnehmenden Städte eine geschlechtsspezifische Herausforderung in ihren Gemeinden. Sie sind beispielhaft für die Probleme, mit denen Frauen an vielen Orten auf der ganzen Welt konfrontiert sind:

  1. Verbesserte Partizipation von Frauen in Entscheidungsprozesse in Tunis, Tunesien
  2. Verbesserung der Situation von Frauen, die aus ländlichen Gebieten in die Städte pendeln in Tena, Ecuador
  3. Berücksichtigung der Bedürfnisse von Frauen bei der Umsetzung von E-Mobilitätsprojekten und Bekämpfung sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt im Bereich der E-Mobilität in Nairobi, Kenia
  4. Förderung des Radfahrens für Frauen in Mexiko-Stadt und Guadalaja, Mexiko

Die Arbeitsgruppen von Connective Cities fördern die Idee der Peer-to-Peer-Beratung, damit die teilnehmenden Kommunen von den Erfahrungen und guten Praktiken der anderen profitieren können. Wenn Sie mehr über diesen Ansatz erfahren möchten, können Sie hier weitere Informationen finden. Als Ergebnis der lebhaften Diskussionen entwickelten die Gruppen Guidelines, die auch anderen Kommunen als Starthilfe dienen können. Die Arbeitsgruppe wurde durch die 5 Schritte zur Erstellung fundierter Guidelines geführt, in die ihre Ideen integriert wurden: Schritt 1 Analyse, Schritt 2 Ziele, Schritt 3 Planung, Schritt 4 Umsetzung und Schritt 5 Bewertung. Die Guidelines sind unter den folgenden Links abrufbar:

Guidelines für eine geschlechtersensible Stadtplanung [pdf, 307 kb, 7 Seiten, Englisch]

Guidelines für eine geschlechtergerechte urbane Mobilität [pdf, 337 kb, 8 Seiten, English]

Ohne einen geschlechtersensiblen Ansatz für die Stadtentwicklung könnte die Pandemie weitreichende Auswirkungen haben, einschließlich des Risikos, dass sich die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in verschiedenen Bereichen wie der öffentlichen Gesundheit, der städtischen Teilhabe und dem sozialen Leben vergrößern. Gleichzeitig gibt es bereits Gender-Mainstreaming-Instrumente und bewährte Verfahren für geschlechtersensible Strategien, die, wenn sie wirksam eingesetzt werden, die negativen Auswirkungen von COVID-19 abmildern und zu einer größeren Gleichstellung der Geschlechter beitragen können.

Hier finden Sie weitere nützliche Ressourcen zur geschlechtersensiblen Stadtplanung:

Gender Responsive Urban Planning and Design | UN-Habitat (unhabitat.org)

How Vienna designed a city for women (apolitical.co)

How to Design a City for Women - Bloomberg

Gender in Mainstreaming Urban Development (berlin.de)

Harsh-realities-Marginalized-women-in-cities-of-the-developing-world-en.pdf (unwomen.org)

Across eastern Europe, rethinking urban planning, infrastructure and safety bring changes in women’s lives | UN Women

A safe city for women and girls in El Alto, Bolivia | UN Women

Goal 11 | Department of Economic and Social Affairs (un.org)

Brief: COVID-19 and ensuring safe cities and safe public spaces for women and girls | Digital library: Publications | UN Women – Europe and Central Asia

Brief-Recommendations-COVID-19-Safe-Cities-and-Safe-Public-Spaces-en.pdf (unwomen.org)

TUMI’s 5 Principles to Empower Women in Transport

 


erstellt von:
Connective Cities


Verwandte Inhalte

Top