Vom 18. bis 20. März 2025 trafen sich zwölf Städte aus der ECOWAS-Region in Lomé, Togo, zu einer zukunftsweisenden Workshopreihe mit dem Titel „Risk-Informed Urban Development in West Africa and the ECOWAS Region“. Die Veranstaltung, die von der GIZ Resilience Initiative Africa (RIA) und Connective Cities in Zusammenarbeit mit dem Good Governance Programm der GIZ Togo organisiert wurde, fand mit Unterstützung der Kommission der Afrikanischen Union (AUC), der ECOWAS-Kommission, des Deutschen Städtetages und der SKEW - Servicestelle Kommunen in der Einen Welt statt. Dieser Workshop war ein wichtiger Schritt zur Stärkung der urbanen Resilienz in der gesamten Region, indem er lokale Regierungen, technische Expertinnen und Experten und Finanzierungsinstitutionen zusammenbrachte und vor allem das gegenseitige Lernen über Grenzen hinweg förderte.
Die Dringlichkeit, sich mit der Widerstandsfähigkeit von Städten angesichts des Klimawandels zu befassen, ist offensichtlich. Es wird prognostiziert, dass klimabedingte Katastrophen in Westafrika bis zum Jahr 2030 jährlich bis zu drei Prozent des regionalen BIP kosten werden. In Verbindung mit dem rasanten Wachstum der Städte, dem wachsenden Druck auf die Infrastruktur und der zunehmenden sozialen Anfälligkeit stehen die Städte in der Region an vorderster Front der Klimakrise. Als Reaktion darauf konzentrierte sich der Workshop auf ein grundlegendes Prinzip: Städte lernen am besten von anderen Städten.
Der Workshop wurde um thematische Peer-Learning-Gruppen konzipiert, in denen die Teilnehmenden spezifische Herausforderungen der städtischen Resilienz in einem kollaborativen Umfeld angehen konnten. Dieser Ansatz ermöglichte es Kommunen, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, Strategien auszutauschen, übertragbare Lösungen zu finden und Solidarität über Grenzen hinweg aufzubauen.
Eine Gruppe brachte Küstenstädte wie Rufisque (Senegal), Ouidah (Benin) und Lacs 1 / Aného (Togo) zusammen, die mit Erosion, Meeresspiegelanstieg und häufigen Überschwemmungen zu kämpfen haben. In den Diskussionen wurde betont, wie wichtig es ist, Infrastrukturmaßnahmen mit naturbasierten Lösungen, der Sensibilisierung der Bevölkerung und regionalen Programmen wie WACA zu kombinieren. Trotz unterschiedlicher lokaler Gegebenheiten fanden die Städte Gemeinsamkeiten in der Art und Weise, wie sie die Bevölkerung einbeziehen und traditionelles Wissen in Klimaanpassungsstrategien integrieren.
Eine weitere Gruppe mit Teilnehmenden aus Golfe 1 (Togo), Mopti (Mali) und Kongoussi (Burkina Faso) konzentrierte sich auf städtische Überschwemmungen und Infrastrukturlücken. Diese schnell wachsenden Städte untersuchten, wie datengestützte Planung, ressortübergreifende Koordination und dezentrale Infrastrukturen dazu beitragen können, Überschwemmungsrisiken einzudämmen. Besonders inspiriert war die Gruppe von den Erkenntnissen der Stadt Berlin, die über die Bewältigung von Regenwasser durch langfristige Planung und innovative Stadtgestaltung diskutierte.
Parallel dazu erörterten Freetown (Sierra Leone), Accra (Ghana) und Effia-Kwesimintsim (Ghana) die Herausforderungen im Zusammenhang mit informellen Siedlungen und der Abfallwirtschaft. Der Austausch unterstrich die Notwendigkeit integrativer Frühwarnsysteme, lokaler Katastrophenausschüsse und gezielter Kampagnen in gefährdeten Stadtvierteln. Die Städte waren sich einig, dass der Aufbau von Vertrauen in die Gemeinden ebenso wichtig ist wie Investitionen in die physische Infrastruktur.
Eine Gruppe zum Thema Dürre und Klimaanfälligkeit, bestehend aus Tône 1 / Dapaong (Togo), Natitingou (Benin) und Tillabéri (Niger), tauschte Erfahrungen mit dürreresistenter Landwirtschaft, lokalen Frühwarnsystemen und dem Engagement junger Menschen aus. Ihre Diskussionen bekräftigten den Gedanken, dass Resilienz sowohl sozial als auch physisch sein muss - die Stärkung der Lebensgrundlagen und die Förderung des sozialen Zusammenhalts sind in fragilen Regionen gleichermaßen wichtig.
Darüber hinaus nutzte eine nationale Gruppe togoischer Städte - Kara, Sokodé, Atakpamé, Agou, Tsévié und Adéta - den Workshop, um Strategien für die Ausweitung erfolgreicher lokaler Initiativen im ganzen Land zu untersuchen. Sie erörterten, wie kommunale Netzwerke und Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft die Eigenverantwortung für Projekte stärken und langfristige Nachhaltigkeit gewährleisten können.
Am zweiten Tag fand eine spezielle Sitzung zum Thema „Urban Resilience Financing“ statt, an der Vertreterinnen und Vertreter der Städte und wichtige Finanzierungspartner*innen teilnahmen. Unter der Moderation von Jelena Karamatijevic (Connective Cities) nahmen Expertinnen und Experten des Gap Fund, der Cities Finance Facility (CFF), des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) und des Global Covenant of Mayors (GCOM) teil. Gemeinsam untersuchten sie, was ein Projekt für Geldgeber*in attraktiv macht, welche Finanzierungsschwellen typisch sind und wie Städte überzeugende Vorschläge ausarbeiten können.
In der Sitzung wurde betont, dass selbst kleine oder frühe Projekte finanzierbar werden können, wenn die Städte eine klare Eigenverantwortung, solide Daten und eine starke Unterstützung durch die Gemeinde nachweisen. Die Diskussionsteilnehmenden betonten, dass praktische, umsetzbare Ideen, die durch gemeinsames Feedback unterstützt werden, der Schlüssel zur Erschließung von Finanzierungsmöglichkeiten sind. Ein einzigartiges Merkmal der Sitzung war die direkte Verbindung zu realen städtischen Vorschlägen. Expertinnen und Experten gaben Feedback zu entstehenden Projektideen und ermutigten die Städte, den Input ihrer Kolleginnen und Kollegen zu nutzen, um die Investitionsbereitschaft zu erhöhen.
Ein Höhepunkt des Workshops war der Vortrag von Dr. Benjamin Creutzfeldt von der Senatsverwaltung für Klimaschutz und Umwelt der Stadt Berlin. Dr. Creutzfeldt stellte den Berliner Ansatz zum Hochwasserrisikomanagement vor und verwies dabei auf groß angelegte Infrastrukturen wie das Havel-Stausee-System sowie auf lokale Maßnahmen zur Regenwasserrückhaltung, die von der Berliner Regenwasseragentur koordiniert werden. Viele westafrikanische Städte ließen sich von den Erfahrungen Berlins inspirieren - nicht unbedingt zur Nachahmung technischer Lösungen, sondern um zu sehen, wie langfristige Planung, institutionelle Koordination und öffentliches Engagement die Grundlage für wirksame Resilienzstrategien bilden können. Präsentation [pdf, 3,1 mb]
Am letzten Tag hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Küstenstadt Aného (Commune Lacs 1) zu besuchen, wo sie lokale Resilienzinitiativen in Aktion erleben konnten. Die Exkursion umfasste Besuche von Küstenerosionsgebieten in Apounoukpa und Adanhouzo sowie eines städtischen Waldes, der durch das WACA-ResIP-Programm unterstützt wird. Die Teilnehmenden sahen, wie gemeinschaftsbasierte Ansätze, unterstützt durch technische Beratung und regionale Partnerschaften, zu sichtbaren Verbesserungen bei der Risikominderung geführt haben, selbst in Gebieten mit begrenzten Ressourcen.
Der Workshop in Lomé war nicht nur eine einmalige Veranstaltung, sondern der Beginn einer breiteren regionalen Initiative, die darauf abzielt, Städte bei der Entwicklung von risikoinformierten, lokal geführten und finanziell tragfähigen Stadtentwicklungsstrategien zu unterstützen. In den kommenden Monaten werden die teilnehmenden Städte ihre Projektideen mit der Unterstützung von Connective Cities, der GIZ und regionalen Expertinnen und Experten weiterentwickeln und verfeinern. Der nächste Workshop in dieser Reihe wird im Juli 2025 in Accra, Ghana, stattfinden und sich auf integrative Risikobewertungen und partizipative Planungsinstrumente konzentrieren.
Wie ein Teilnehmer es treffend formulierte: „Urbane Resilienz beginnt, wenn Städte zusammenkommen - nicht nur um zu reden, sondern um etwas Reales aufzubauen.“ Dieser Workshop war eine klare Demonstration der Kraft der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Lernens und markierte den Beginn einer regionalen Bewegung hin zu einer widerstandsfähigeren, klimainformierten Stadtentwicklung in Westafrika.