Rückblicke

15.03.2022

Urbane Sicherheit für Frauen und Mädchen

Rückblick auf die Insight Session über Strategien für sicherere öffentliche Räume in Städten am 09. März 2022

Foto: Rawpixel | istockphoto

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2022 stellte Connective Cities die Sicherheit von Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum in den Fokus. In der Insight Session "Urban Safety for Women and Girls - Strategies for safer public spaces in Cities" teilten zwei Referentinnen und ein Referent ihre Expertise zum Thema partizipative Planung mit Frauen und Mädchen sowie Design- und Handlungsstrategien für sicherere öffentliche Räume.

Die COVID-19-Pandemie hat die Bedeutung öffentlicher Räume als Orte der Erholung und des Gemeinschaftslebens besonders spürbar werden lassen. Die Stimmen von Frauen und Mädchen, die in der Vergangenheit in der Stadtplanung oft ungehört blieben, sind von entscheidender Bedeutung, bei der Entwicklung inklusiver öffentlicher Räume, die sichere Orte zum Spielen, Treffen und Spazierengehen sind. Städtische öffentliche Räume und öffentliche Verkehrsmittel wurden zumeist von Männern und für Männer entworfen. Viele von ihnen sind nicht auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt oder stellen sogar eine Bedrohung für die Sicherheit von Frauen dar. Die COVID-19-Pandemie hat diese bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in verschiedener Hinsicht offengelegt und verschärft. Gleichzeitig kann diese Krise auch eine Chance sein, Stadtplanung gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Partizipatorische Ansätze bieten Möglichkeiten, Stimmen und Ideen in die Stadtplanung einzubeziehen, die in der Vergangenheit vielleicht ungehört blieben. Ein funktionierendes Gemeinschaftsleben und demokratische Stadtgesellschaften können nur dann prosperieren, wenn öffentliche Räume sicher und funktional sind und allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit bieten, am öffentlichen Leben teilzuhaben.

Die drei Referentinnen und Referenten der Veranstaltung stellten geschlechtersensible Stadtplanungsinstrumente vor und berichteten über ihre praktische Erfahrungen aus Lateinamerika, Europa und der MENA-Region.

Sara Ortiz Escalante, Barcelona, ist Soziologin und Stadtplanerin. Als Mitglied des feministischen Planungskollektivs Col-lectiu Punt 6 in Barcelona, verfügt sie über ein breites Spektrum an Erfahrungen mit geschlechtersensiblen Methoden und Instrumenten der Stadtplanung. In ihrer Keynote führte sie das Publikum in eine feministische Perspektive der städtischen Sicherheit ein. Sie stellte die 6 Prinzipien der Sicherheit von Frauen vor, die in den 1980er Jahren von Anne Michaud in Montreal entwickelt wurden und bis heute nicht an Bedeutung verloren haben. Der Schlüssel zur Schaffung sicherer öffentlicher Räume ist die partizipative Planung. Ortiz Escalante stellte die Tools der explanatory walks und safety audits vor. Ihre Präsentation zeigt beispielhaft Projekte in Cali, Kolumbien und Tétouan, Marokko. 

Die Her City Toolbox wurde von Tove Andréasson Derner, Stockholm, vorgestellt. Her City ist eine gemeinsame Initiative des schwedischen Think Tanks Global Utmaning, und UN Habitat. Das programm gibt Kommunen sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren eine Toolbox für die partizipative Planung mit Frauen und Mädchen an die Hand. Diese besteht aus 9 Blöcken, die Benutzerinnen und Benutzer von der Einbeziehung der Interessengruppen bis zur Umsetzung spezifischer Projekte Schritt für Schritt begleitet. In der Entwurfsphase der Toolbox wird das Minecraft-Tool verwendet, das einen spielerischen Zugang zur Platzgestaltung sowohl für Kinder als auch für Erwachsene bietet. Die Plattform Her Cities – #HerCity (unhabitat.org) ist für die Öffentlichkeit zugänglich und kostenlos. Bislang nehmen 315 Städte an dem Prozess teil. 

Das Minecraft-Tool wurde auch für den Entwurf des Al-Gwheirieh Neighbourhood Park in Zarqa, Jordanien, verwendet. Wie viele andere Gemeinden in Jordanien beherbergt auch Zarqa eine große Anzahl syrischer Geflüchteter. Die Stadt ist daher mittlerweile eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt. Die Einrichtung von Parks ist demnach eine enorme Herausforderung, die angesichts der Pandemie COVID 19 jedoch immer dringender wurde. Mohammad Zawahreh, ehemaliger Leiter der städtischen Entwicklungsabteilung der Stadt Zarqa, berichtete über seine Erfahrungen mit der Einrichtung von Nachbarschaftsparks im Rahmen integrativer Planungsprozesse in der Stadt. Frauen und Männer mit unterschiedlichem Hintergrund arbeiteten hier zusammen und gestalteten funktionale, sichere und grüne öffentliche Räume.

Im Anschluss an die Präsentationen fand eine Fragerunde statt, in der gemeinsame Herausforderungen und Lösungen für die Stadtplanung mit Frauen und Mädchen weltweit erörtert wurden. Die Referentinnen und Referenten stellten fest, dass Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt nicht nur Wert auf sichere, sondern auch auf grüne öffentliche Räume legen. Daher führt eine geschlechtersensible Stadtplanung häufig zur Schaffung nachhaltiger Grünflächen. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Einbeziehung von Männern in die feministische Stadtplanung. Je nach kulturellem Kontext haben sich unterschiedliche Ansätze hier als besonders wirksam erwiesen. Während sich die Einrichtung von exklusiven Frauengruppen als wichtiger Faktor bei der Gestaltung geschlechtersensibler städtischer Räume erwiesen hat, ist es wichtig, auch die männliche Bevölkerung zu ermutigen, die Rolle von Frauen und Mädchen in der Stadtgestaltung zu unterstützen. Denn sichere öffentliche Plätze für Frauen und Mädchen sind sichere öffentliche Plätze für alle.

Videos

Her City Toolbox – From Botkyrka to Johannesburg - YouTube

Rehabilitation of Jana Park : Zarqa/Jordan with AVSI Jordan - YouTube

Präsentationen

Städtische Sicherheit aus feministischer Sicht, Sara Ortiz Escalante, Collectiu Punt 6, Barcelona

Her City Toolbox, Tove Andréasson Derner, Her City, Stockholm

Al-Ghweirieh-Nationalpark - Gestaltung eines inklusiven öffentlichen Raums mit Hilfe des Minecraft-Tools, Mohammad Zawahreh, Zarqa

Die Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie hier: Insight Session: Urban Safety for Women and Girls - Strategies for safer public spaces in Cities | Connective Cities Network (connective-cities.net)


erstellt von:
Connective Cities


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