Kostenintensive Infrastrukturen wie Trink- und Abwassersysteme erfordern vom Management sorgfältig abgewogene und zielorientierte Investitionsentscheidungen. Grundlage hierfür bildet das sogenannte Asset Management: die systematische Erfassung und Dokumentation aller Komponenten einschließlich einer Zustands- und möglichen Schadensbewertung. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur basiert so auf einer risikobasierten Instandhaltungsstrategie. Dadurch soll einerseits ein möglichst ungestörter Betrieb der Anlagen aufrechterhalten, andererseits sollen die begrenzten Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden.
So die Theorie! Doch was bedeutet dies für die Praxis? Darüber tauschten sich ca. 25 kommunale Praktikerinnnen und Praktiker aus zehn Städten in Deutschland, den Palästinensischen Gebieten, Tansania und Uganda aus und entwickelten gemeinsam Lösungsansätze und Projektideen. Sie waren der Einladung von Connective Cities und Hamburg Wasser zur virtuellen Dialogveranstaltung gefolgt, die vom 30.11. bis zum 02.12.2020 stattfand.
Beginnend mit einem Erfahrungsaustausch zu Guten Praktiken und Projekten in den Städten wurden Herausforderungen bei der Umsetzung identifiziert und letztendlich drei Projektideen für Songea (Tansania), Bethlehem (Palästinensische Gebiete) und kleine und mittlere Versorger in Uganda entwickelt, die zu einer Verbesserung der Effizienz und des organisatorischen Rahmens für das Asset Management führen können.
Ausgangspunkt für den Erfahrungsaustausch und erste Diskussionen waren zwei Eröffnungsvorträge:
Ingo Hannemann, Technischer Geschäftsführer von Hamburg Wasser, stellte die Komponenten und Organisationsprinzipien des Asset Management von Hamburg Wasser vor – Versorger für ca. zwei Millionen Menschen.
Winifred Nabakiibi, Vorstandsmitglied von ROCKBlue und Direktorin von International Development Services at PRO Utility Limited, teilte ihre Erfahrungen mit kleineren und mittelgroßen Versorgern in Uganda. Insbesondere die Herausforderung, mit der schnellen Urbanisierung durch den Netzausbau Schritt zu halten und zugleich die bestehende Infrastruktur in Stand zu halten, stand dabei im Vordergrund.
In zwei Arbeitsgruppen wurden anschließend sechs Projektideen vorgestellt, die den Ausgangspunkt für die kollegiale Beratung am zweiten Tag bildeten. Sowohl am Vormittag wie am Nachmittag konnten jeweils drei Praktikerinnen und Praktiker in parallelen Gruppen die Herausforderungen in ihrem Versorgungsgebiet vorstellen und über die Lösungsvorschläge ihrer Kolleginnen und Kollegen reflektieren.
Am dritten Tag wurden drei dieser Herausforderungen und Lösungsansätze aufgegriffen, in Projektideen transformiert und mit einer konkreten Aktionsplanung unterfüttert.
Darüber hinaus präsentierte Hamburg Wasser eine Video-Animation über ihr Vorgehen im Falle eines Wasserrohrbruchs.
Agenda [pdf]
General Overview – Asset Management
Ingo Hannemann, Technischer Geschäftsführer, Hamburg Wasser
Asset Management to optimize water and wastewater infrastructure, an international perspective
Winifred Nabakiibi, ROCKBlue Board Member & Director Institutional Development Services at PRO-UTILITY Limited
Hamburg Wasser: Video-Animation über ihr Vorgehen im Falle eines Wasserrohrbruchs.
Weitere Informationen:
OPERATIVE ASSET MANAGEMENT - Best Practice
Linnéa Fölster, Hamburg Wasser
Die Diskussionen verliefen engagiert wie sehr praxisorientiert. Mit 14 Teilnehmenden aus Hamburg, Bremen, Dresden und Köln waren die deutschen kommunalen Unternehmen dabei sehr stark vertreten. Die internationalen Teilnehmenden kamen aus den palästinensischen Städten Nablus, Hebron, Jifna und Bethlehem sowie aus Songea (Tansania) und Uganda.
Lösungsansätze wurden zu Herausforderungen und Fragestellungen entwickelt, u.a.:
„Wie lässt sich ein Audit Plan für das Asset Management erstellen, wenn die Daten unvollständig sind, aus unterschiedlichen Datensätzen bestehen und die Verantwortungen auf verschieden Abteilungen (Finanzen, Technik) verteilt sind?“
„Wie lassen sich Investitionen für ein wachsendes Netz kalkulieren und sicherstellen?“
„Wie lassen sich kleinere Versorger überzeugen, dass Asset Management ein wertvolles und notwendiges Konzept ist?“
„Auf welcher Basis sollen Investitionsentscheidungen priorisiert werden?“
Aus diesen Beratungen erwuchsen drei Projektideen, die in drei gemeinsam erarbeiteten Aktionsplänen konkretisiert wurden, die in Zukunft deren Umsetzung erleichtern sollen:
Connective Cities wird die Versorger in der Ausarbeitung ihrer Projektideen bis zur Umsetzungsreife nach Bedarf weiter unterstützen.
Asset Management zur Optimierung von Wasser- und Abwasserinfrastruktur
Autor: Burkhard Vielhaber | Redaktion: Salomé Bravo Ortega, Alexander Wagner
15 Seiten, 1mb