Am 31. Januar 2023 fand die digitale Auftaktveranstaltung der Arbeitsgruppe „Resilienz in Kriegszeiten“ statt. Unter dem Thema „Stärkung der Widerstandsfähigkeit und des Wiederaufbaus von Städten und kommunaler kritischer Infrastruktur in Kriegszeiten“ ermöglichte die Veranstaltung einen Austausch zwischen insgesamt 62 kommunalen Vertreter*innen aus der Ukraine und Deutschland über gute Praktiken, gemeinsame Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze.
Mit thematischem Bezug zu kommunaler Zusammenarbeit im Bereich Energieeffizienz und Wohnraum gab Herr Günter Burger, persönliches Referat des Oberbürgermeisters der Stadt Freiburg im Breisgau, einen fachlichen Input. Gemeinsam mit ihrer Partnerstadt Lwiw plant die Stadt Freiburg ein Modellbauten zur Unterbringung von Binnengeflüchteten und Menschen, die ihren Wohnraum in der Stadt verloren haben. Nach einer ersten Testphase in Lwiw sollen die Wohneinheiten auch modular in anderen Städten genutzt werden können. Perspektivisch sollen die Materialien, vorwiegend Holz, in der Ukraine hergestellt werden, um nicht nur Wohnraum, sondern auch Arbeitsplätze zu schaffen. Der Baubeginn der bis zu dreigeschossigen Holzbauten ist für März dieses Jahres geplant – mit einer darauffolgenden Prüfung der Umsetzung in anderen Gebieten. Für die Stromversorgung könnten dabei sogenannte Powerblocks dienen, die bereits in den vergangenen Monaten von Freiburg an Lwiw geliefert wurden, um die Energiesicherheit allgemein zu verbessern.
Frau Tetiana Khabibrakhamnova, Leiterin der Abteilung für internationale Zusammenarbeit der Stadt Lwiw, betonte zu Beginn ihres Beitrages die enge und bereits seit dem Jahr 1989 bestehende Städtepartnerschaft mit Freiburg. Im Zuge der Zusammenarbeit der beiden Städte wurden bereits einige erfolgreiche Projekte durchgeführt, wie beispielsweise das Vorhaben Ryasne, im gleichnamigen Bezirk - die Partnerstädte haben dort Modellprojekte zur Energieeffizienz umgesetzt sowie Bildungsprojekte veranstaltet. Es wurden dabei Heizungsanlagen für eine gleichmäßigere Wärmeverteilung in Wohnhäusern saniert, LED-Beleuchtungen angebracht und Energieunterricht für Schülerinnen und Schüler eingeführt. Als ein weiteres aktuelles Vorhaben wurde das Projekt Unbroken vorgestellt, das teilweise durch die Stadt Freiburg finanziert wird. Um die unzähligen zivilen und militärischen Opfer des Krieges zu versorgen, wird in Lwiw ein Rehabilitationszentrum errichtet. Es soll die Pflege und Unterstützung derjenigen sicherstellen, die körperliche Verletzungen und seelische Belastungen davongetragen haben. Darüber hinaus ist langfristig geplant, beispielsweise Prothesen auch vor Ort herzustellen – und so ein „Ökosystem der Rehabilitation“ aufzubauen, in dem die Menschen an erster Stelle stehen. Die Eröffnung des Rehabilitationszentrums ist für April dieses Jahres geplant und soll gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Freiburg stattfinden – ein Ereignis, dass die Verbundenheit und Zusammenarbeit der beiden Städte verdeutlicht.
Die ukrainischen Teilnehmenden betonten im Austausch, dass in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Connective Cities und den deutschen Kommunen, insbesondere eine gemeinsame Identifizierung und Bemühung um Finanzierungsmöglichkeiten zentrale Bausteine für die Umsetzung bzw. Weiterentwicklung bestehender Projektideen und somit die Wiederherstellung von kritischer Infrastruktur in den Kommunen seien. Frau Jelena Karamatijevic von Connective Cities wies ebenfalls auf die Relevanz einer frühzeitigen Einbindung von Finanzierungsorganisationen und -möglichkeiten in die Projektplanung hin.
Damit einher geht auch ein stärkerer Fokus auf Projektzusammenschlüsse, um mehr Finanzierung einwerben zu können. Beim Blick auf Finanzierungsmöglichkeiten und -strategien können in Zukunft weiterhin die langjährigen Erfahrungen und Verbindungen der GIZ sinnvoll genutzt werden.
Im Austausch untereinander wurde der Umgang mit und die Unterbringung von Binnengeflüchteten von mehreren Vertreter*innen der ukrainischen Städte und Gemeinden als eine große Herausforderung benannt, für die am meisten Mittel benötigt werden – sowohl finanzielle und materielle als auch humanitäre.
Diese Auftaktveranstaltung stellt den Beginn eines Dialogs zwischen ukrainischen und deutschen Kommunen dar und legt den Grundstein für die zukünftige Zusammenarbeit, um lokale Vorhaben zum Wiederaufbau ukrainischer Kommunen zu unterstützen. Die Lerngruppe zielt auf einen kollegialen Austausch von Fachwissen zwischen kommunalen Vertreter*innen zu verschiedenen Themen ab. Das Ziel der Zusammenarbeit ist die Entwicklung von konkreten Lösungsoptionen für die lokalen Herausforderungen und/ oder die Unterstützung und Weiterentwicklung von bestehenden Strukturen. Sowohl Kommunen in der Region als auch kommunale Partnerschaften können sich vernetzen und gegenseitig beraten. Der Lerngruppe wird im weiteren Verlauf Austausche zu folgenden Themenbereichen anbieten:
Das Angebot orientiert sich an dem Nationalen Wiederaufbauplan der Ukraine bzw. an den unterschiedlichen Nationalen Programmen wie z.B. der Wiederherstellung und Modernisierung der sozialen Infrastruktur und dem Wiederaufbau einer sauberen und sicheren Umwelt. Die Teilnehmenden der Lerngruppe sollen in den kommenden sechs Monaten zunächst klar ihre Bedarfe und Prioritäten identifizieren. Anschließend findet das Skizzieren von Lösungsansätzen durch kollegiale Beratung, Kapazitätsentwicklung und weitere agile Angebote von Connective Cities statt. Zuletzt werden die Lösungsoptionen ausgefertigt und ggf. mit Finanzierungsmöglichkeiten verlinkt.
Falls Sie ebenfalls Interesse daran haben, Teil der kommunalen Lerngruppe zu werden, können Sie sich gerne an uns wenden.
Paulina Koschmieder paulina.koschmieder(at)giz.de
Ketevan Papashvili ketevan.papashvili(at)giz.de