Dresden und Brazzaville fördern Urban Gardening

Die beiden Großstädte sehen viel Nachhaltigkeits-Potenzial im urbanen Gemüse- und Obstanbau

Überblick

Urban Gardening ist für Dresden und Brazzaville ein gemeinsames Thema mit Zukunft. Die Partnerstädte ermittelten nach einer Dialogveranstaltung von Connective Cities und gegenseitigen Fachbesuchen bei einem virtuellen Fachaustausch gemeinsam mit Partnerinstitutionen die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zum Urban Gardening – als Teil ihrer nachhaltigen Stadtentwicklung.

Ausgangssituation

Dresden und Brazzaville verbindet seit 1975 eine Städtepartnerschaft, die die beiden Kommunen nach einer längeren Ruhepause in den vergangenen Jahren mit vielen unterschiedlichen Aktivitäten wie Kunst- und Schulaustauschen, einer Klimapartnerschaft und einem Projekt zur Müllentsorgung reaktivierten.

Seit Längerem befassten sich die Partnerstädte schon mit der Frage, wie Urban Gardening zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen und die aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung adressieren kann. Nach zwei gegenseitigen Fachdelegationsbesuchen in den Jahren 2019 und 2020 brachten beide Partner im April 2021 ihre Erfahrungen mit der Umsetzung von Projekten zu urbanen Gärten und urbaner Landwirtschaft in eine Dialogveranstaltung von Connective Cities ein. Einige Monate später trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus beiden Städten und von deren Partnerinstitutionen mit Unterstützung von Connective Cities zu einem virtuellen Workshop, bei dem sie ihre Ideen, Erfahrungen und konkrete Strategien für das Urban Gardening teilten.

Lernerfahrungen

In Brazzaville wächst die Bevölkerung in der Stadt schnell und benötigt entsprechend Nahrungsmittel. Eine wichtige Voraussetzung für das Urban Gardening ist dort gegeben: Es gibt ausreichend Wasser. Die Verwaltung hat bereits städtische Parzellen als Felder und Gemeinschaftsgärten vergeben, die von Einzelpersonen oder Familien bearbeitet werden. Allerdings sind die hohe Bodenfeuchtigkeit und Überschwemmungen noch eine Herausforderung. Das gilt auch für die Kommerzialisierung von Bioprodukten und die Verwaltung der Mikro-Gärten.

Mit dem Bildungsprojekt "Ein Kind – ein Pflanzkübel" verbindet Brazzaville Umwelterziehung mit Obst- und Gemüseanbau: Kinder haben in der Schule und zu Hause je einen Kübel, in dem sie Obst oder Gemüse anbauen. In der Schule lernen sie alles, was sie dafür benötigen, und warum Obst und Gemüse so wichtig für eine gesunde Ernährung sind. Dieses Wissen tragen sie dann zurück ins Elternhaus.

Auch in Dresden wird viel gegärtnert, unter anderem in klassischen Kleingärten (4 Hektar), aber auch in Gemeinschaftsgärten (790 Hektar). Ein Beispiel hierfür sind die Internationalen Gärten, die auch zu interkultureller Kompetenz und einer friedlichen Gesellschaft beitragen. Die Dresdner urbanen Gärten fördern ein besseres Klima und die Artenvielfalt in der Stadt. Dresden will sich – initiiert durch den Ernährungsrat Dresden & Region – als „Essbare Stadt“ etablieren und mit Aktivitäten zur Müllvermeidung, zum Konsum und zu Biodiversität zu einer resilienten Stadtentwicklung beitragen.

Die bisherigen Aktivitäten in beiden Städten zeigen: Erfolgreiches Urban Gardening kann eine Kommune nicht allein initiieren, es benötigt auch und vor allem das Engagement der lokalen Zivilgesellschaft und anderer Institutionen.

Projektideen

Die Stadt Dresden schlug bei dem virtuellen Austausch eine Zusammenarbeit mit dem Projekt „Ein Kind – ein Pflanzkübel“ vor. Zudem sollten Gärtnerinnen und Gärtner, die meist in Kooperativen Gartenflächen der Stadt Brazzaville bewirtschaften an der Sächsischen Gartenakademie Weiterbildungen absolvieren. Auch Weiterbildungen zur Kompostierung gemeinsam mit dem Dresdner Kleingartenverein Flora 1 waren im Gespräch.

Aus Sicht der Stadt Brazzaville wären solche Weiterbildungen insbesondere für den Blumenanbau interessant. Das Konzept der Internationalen Gärten mit ihren Kulturpflanzen aus vielen Ländern stieß bei den Vertreterinnen und Vertretern aus Brazzaville auf großes Interesse und die Errichtung ähnlicher Gärten in Brazzaville wurde diskutiert.

Schließlich wurde die Idee geäußert, mit einem Garten-Podcast oder einer Website den Austausch zum Urban Gardening zwischen Interessierten in beiden Städten anzuregen.

Maßnahmen

Als nächste Schritte wollen die Sächsische Gartenakademie, der Kleingartenverein Flora 1 und die Stadtverwaltung ein Kurs- und Austauschkonzept für etwa zehn Personen erarbeiten, das im Mai/Juni 2022 stattfinden könnte.

Perspektive

Ein Projekt-Koordinationsteam soll die weitere Zusammenarbeit zum Urban Gardening voranbringen. Darin sind der Direktor für Landwirtschaft und städtische Ernährung und der Direktor für Außenbeziehungen und Kooperation der Stadt Brazzaville sowie die Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik im Bürgermeisteramt der Stadt Dresden vertreten. Die Konkretisierung der entwickelten Ideen wurde für das nächste Partnerschaftstreffen im Januar 2022 geplant.

Neben den Stadtverwaltungen gibt es etwa mit dem Partnerschaftsverein der Städtepartnerschaft, den Internationalen Gärten Dresden, dem Verein Dresdner Gartenfreunde, den Stadtgärten e. V. und der Sächsischen Gartenakademie Pillnitz viele Akteursgruppen, die zur Zusammenarbeit zwischen Dresden und Brazzaville zum Urban Gardening beitragen können.

weitere Informationen

Stand: 08.08.2023

Kontakt

Stephan Viertel

SGL Liegenschaftsverwaltung/Kleingartenwesen/Sondernutzung
Landeshauptstadt Dresden
Geschäftsbereich Umwelt und Kommunalwirtschaft |
Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft | Abt. Verwaltung/Finanzen/Grundstücke

sviertel(at)dresden.de

Fotos

Kategorien: Integrierte Stadtentwicklung Soziale Stadt Stadt und Biodiversität Urban Gardening
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