Aktuelles

25.11.2023

Hochwassermanagement für eine risikoinformierte Stadtentwicklung in eThekwini

Rückblick auf die zweite Präsenzveranstaltung des Lernprozesses vom 7. bis 9. November 2023 in eThekwini, Südafrika

Foto: Connective Cities

Vom 7. bis 9. November 2023 fand in eThekwini, Südafrika, die zweite Präsenzveranstaltung des Lernprozesses zum Thema Hochwassermanagement für eine risikobewusste Stadtentwicklung statt. Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorangegangenen Sitzung in Windhoek, Namibia, ermöglichte die zweite Folge des einjährigen Lernprozesses eine große Vielfalt an Teilnehmenden, die von Akademikern, technischen Expert*innen bis hin zu regionalen, nationalen und kommunalen Regierungs- und/oder Nichtregierungsvertretern reichten. Die Teilnehmenden kamen erneut zusammen und setzten den kollegialen Austausch und die gemeinsame Nutzung von methodischen Ansätzen fort, um risikobasierte Lösungen in ihren jeweiligen Städten zu finden. Mehr als 40 Teilnehmer aus 14 verschiedenen Städten in 12 Ländern aus Subsahara-Afrika, der SADC-Region und Deutschland nahmen an persönlichen Konsultationen und Intervisionsrunden teil und profitierten von einem breiten Spektrum an Wissen und Erfahrungen. Connective Cities der GIZ richtete die Veranstaltung gemeinsam mit der Globale Initiative Katastrophenrisikomanagement (GIKRM) und der Resilienzinitiative (RIA), um die sektorübergreifende Zusammenarbeit und Koordination zu fördern, um die Kapazitäten regionaler, nationaler und lokaler staatlicher und nichtstaatlicher Akteure zu stärken und um eine risikobasierte Entwicklung im städtischen Katastrophenrisikomanagement umzusetzen.

Der wichtigste Eckpfeiler des Lernprozesses ist der Rahmen der risikoinformierten Stadtentwicklung (RIUD), ein neu gefundener Weg zur städtischen Resilienz, der im kontext der größerer Entwicklungen an Dynamik gewonnen hat. Dr. Mmaphaka Tau (GIZ-RIA) betonte, wie wichtig es ist, dass alle Akteure, die für die Verwaltung von Städten verantwortlich sind, wie Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler, kommunale, provinzielle, nationale und regionale Akteure, lokale Gemeinschaften und technische Experten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Entwicklungspfade kohärent sind, bestehende Risiken reduziert und die Entstehung neuer Risiken verhindert werden. Innerhalb des für den Lernprozess festgelegten RIUD-Rahmens umfassten die thematischen Schwerpunkte die folgenden strukturierenden und/oder leitenden Ansatzpunkte für die Entwicklung von Lösungen für RIUD, einschließlich u.a. DRR- und Klimawandelanpassungsstrategien, bankfähige Konzepte und/oder Projekte:

  1. Verständnis und Management der verschiedenen und miteinander verknüpften Ursachen für Hochwasserrisiken, denen die Städte ausgesetzt sind.
  2. Identifizierung möglicher grüner Infrastrukturen und naturbasierter Ansätze als risikobasierte Lösungen für den Umgang mit Überschwemmungen in Städten.
  3. Verbesserung der Risikokommunikation und der Risikosteuerung

Der Workshop wurde mit Reden des stellvertretenden Bürgermeisters von eThekwini, Zandile Myeni, und des Bürgermeisters von Köln, Andreas Wolter, eröffnet, die beide auf die erhebliche Überschwemmungsgefahr für ihre jeweiligen Gemeinden eingingen. eThekwini und Köln liegen beide an bedeutenden Wasserstraßen, wobei eThekwini den ausgedehnten Küstenlinien des Indischen Ozeans ausgesetzt ist und Köln durch den historischen Fluss Rhein geteilt wird.

eThekwini ist kein Unbekannter, wenn es um Hochwasserschäden geht. Erst im vergangenen Frühjahr wurde die Stadt von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Die Vertreter der Stadt eThekwini haben bewiesen, dass sie aus den Erfahrungen lernen und ihre Stadt risikobewusster und widerstandsfähiger machen wollen. Dies ist vor allem im Entwicklungskontext von Bedeutung, da die Gemeinden ein immer breiteres Spektrum an voneinander abhängigen, jedoch grenzüberschreitenden und dynamischen Risiken berücksichtigen müssen.

Bürgermeister Andreas Wolter, Vorstandsmitglied des Climate Alliance, betonte, dass Resilienzaufbau und Klimagerechtigkeit eine Aufstockung der globalen Fonds und Zuschussmechanismen erfordern, um sicherzustellen, dass lokale und nationale Regierungen ausreichend in RIUD investieren können. Bürgermeister Wolter spielte auf das westeuropäische Hochwasser 2021 an, dass in Nordrhein-Westfalen beispiellose Schäden verursachte. Während die Wiederaufbau- und Wiederherstellungsprogramme noch in der Umsetzung sind, betonte der Kölner Oberbürgermeister, dass Deutschland nicht über die Kapazitäten verfügt, um den Wiederaufbau in dem erforderlichen Umfang durchzuführen, sollte sich dies wiederholen. Unter dem Gesichtspunkt der Klimagerechtigkeit appellierte er an die dringende Notwendigkeit, Klimafonds zu mobilisieren und in Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen zu investieren, um die Bevölkerung und die Entwicklungsgewinne zu schützen, insbesondere in Städten und deren Einzugsgebieten.

"Katastrophenmanagement geht uns alle an, und sein Erfolg hängt von gemeinsamen Anstrengungen ab." Herr Thabo Khupari, Vertreter des Leiters des National Disaster Management Center of South Africa (Chief Directorate: Disaster Preparedness, Response and Recovery Coordination of the NDCM), wies auf die dringende Notwendigkeit hin, Gelder zu mobilisieren und in eine risikobewusste Stadtentwicklung zu investieren, und sprach über die Bedeutung der Vorsorge. Herr Khupari sprach über die zunehmenden wetter- und klimawandelbedingten Risiken und deren Verbindung zu sozialen und sektoralen Anfälligkeiten sowie über die Urbanisierungstrends in Südafrika. Während diese Urbanisierungstrends auf die gemeinsamen kontinentalen Herausforderungen der "Urbanisierung der Armut" (Townships, informelle Siedlungen und Innenstädte) hinweisen, betonte Herr Khupari die Bedeutung von RIUD und die Rolle des NDMC. Dabei gab er Einblicke in die rechtlichen Rahmenbedingungen, ihre Architektur (institutionelle Kapazitäten, Risikobewertungen, Risikominderung, Reaktion und Wiederherstellung) und die Voraussetzungen (Information und Kommunikation, Ausbildung, Bildung und Forschung sowie Finanzierung) für RIUD in Südafrika. Eine Auswahl von Maßnahmen, wie z.B. das Verstehen von Überschwemmungslinien, das Entwerfen von Systemen zur Trennung von Regenwasser und Kanalisation, die Durchsetzung von Raumentwicklungspraktiken, Bauvorschriften usw., wurde von den Teilnehmenden ebenfalls sehr geschätzt.

Netzwerke und gute Praktiken schaffen

Eines der fünf Ziele der zweiten Live-Veranstaltung des Lernprozesses Hochwassermanagement für eine risikoinformierte Stadtentwicklung war es, die teilnehmenden Städte in die Lage zu versetzen, ihre Projektideen weiter zu verbessern und im Rahmen des Peer-to-Peer-Austauschs konkrete Lösungen zu entwickeln, die sie potenziellen Geldgebern vorlegen und/oder in ihren jeweiligen Städten umsetzen können.

Vor dem Peer-to-Peer-Austausch wurde jede Sitzung mit Input-Referenten eingeleitet, die ihre Erfahrungen und methodischen Ansätze zu RIUD weitergaben.

Zur Einstimmung auf den Workshop sprach Herr Emmanuel Letebele, Manager der Abteilung für Raumplanung der Stadtverwaltung von eThekwini, über die Erfahrungen der Stadt mit der Arbeitsgruppe für risikobewusste Stadtentwicklung und darüber, wie die Stadt durch ihr kontinuierliches Engagement in der gemeinsamen Initiative Zugang zum City Climate Finance Gap Fund  (CCGF) erhielt. Frau Evelynn Musonda vom Stadtrat von Lusaka sprach mehr über die Finanzierung und erläuterte alle Schritte, die die Stadt unternommen hat, um Zugang zum CCGF zu erhalten und die Vormachbarkeitsstudie für ihr Projekt mit dem Titel "Lusaka Flood Management for Climate Adaptation and City Resilience" zu finanzieren. Die Erfahrungen von eThekwini und Lusaka bei der Umwandlung einfacher Projektideen in bankfähige Projekte sind ein wichtiges Ziel nicht nur für die zweite Präsenzveranstaltung, sondern für den gesamten Lernprozess. Um unsere Städte bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und Ressourcen zu unterstützen, sprach Herr Japeth Habinshuti vom Global Covenant of Mayors zu den Teilnehmenden über den Umfang des GAP Fund der CCGF, die Förderkriterien und vor allem darüber, wie Städte Zugang zu diesem Fonds erhalten können. Ergänzt wurden seine Ausführungen durch Beispiele von Projekten in der Region Subsahara-Afrika, die erfolgreich eine Finanzierung aus dem GAP-Fonds erhalten haben, wie z.B. die "Identifizierung und Priorisierung von Investitionen in naturbasierte Lösungen in Kinshasa" und die "Solardreizylinder für den öffentlichen Verkehr in Danané, Republik Côte d’Ivoire".

Neben dem Zugang zu finanziellen Ressourcen und Erfahrungen gab es in den Peer-to-Peer-Austausch-Sitzungen von den Städten geleitete Beiträge zu Methoden und technischen Ansätzen aus verschiedenen thematischen und geografischen Bereichen, die alle auch technischen Aspekte für RIUD ansprachen.

Auch wenn sich ihr Wissensstand und ihre Örtlichkeiten unterschieden, wie Dr. Martin Cassel von der Stadtentwässerungsbetriebe Köln feststellte, ist es wahrscheinlich, dass ein Ansatz oder eine Methode, die sich in einem betroffenen Gebiet als wirksam erwiesen hat, kontextunabhängig ist und auch an anderen Orten angewendet werden kann. Dieser Teil der Veranstaltung war wichtig, um bewährte Verfahren und innovative Ansätze der Stadt Köln aufzuzeigen. Dr. Cassel erläuterte den Teilnehmenden die verschiedenen Hochwasserrisiko- und -gefährdungskarten, GIS-gestützte Risikoanalyseinstrumente (z. B. GIS-Hochwasser-/Gefahrenkarten) und Fragebögen zum Hochwasserrisiko, die von der Stadt entwickelt wurden, um die Verwaltung des Hochwasserrisikos zu informieren und Katastrophen durch Überschwemmungsgefahren zu vermeiden. Herr Reinfred Naedeer von der Nationalen Organisation für Katastrophenmanagement in Ghana sprach darüber, wie lokale Gemeinden für die Erstellung von Hochwassermanagementplänen in Ghana befähigt und mobilisiert wurden, und über die verschiedenen Maßnahmen der Organisation zum Aufbau von Kapazitäten in den Gemeinden, um das allgemeine Bewusstsein und die Fähigkeit der lokalen Gemeinden in Accra und anderen Regionen Ghanas zu verbessern, auf Hochwasser zu reagieren. Frau Isabel Njihia vom UNDRR-Regionalbüro für Afrika sprach über die MCR2030 und darüber, wie sich die teilnehmenden Städte der globalen Plattform von Städten anschließen können, die alle das gemeinsame Ziel haben, bis 2030 widerstandsfähige und nachhaltige Städte zu schaffen.

Peer-Learning

Der Peer-to-Peer-Austausch wurde für die Tiefe des Engagements gelobt sowie für seine Fähigkeit, die strategische Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilnehmern zu erleichtern. Die von den Städten geführten und von den Experten ergänzten Diskussionen konzentrierten sich auf die Weiterentwicklung der Projektideen, die von den Teilnehmern der ersten Live-Veranstaltung entwickelt worden waren. Von den 14 teilnehmenden Städten wurden 11 Projektideen identifiziert, die in drei Gruppen aufgeteilt wurden.

Die Stadt Kinshasa (DRC), die Gemeinde eThekwini (ZA) und die Gemeinde Alfred Nzo District (ZA) bildeten die Gruppe 1, deren Projektideen sich alle um den "Aufbau lokaler Kapazitäten" drehten. Gabarone City (BW), Maputo City Municipality (MZ) und Marienthal Municipality (NA) bildeten die Gruppe 2, deren Projektideen sich auf die Entwicklung "nachhaltiger Stadtentwässerungssysteme" konzentrierten. Gruppe 3 zur Entwicklung "Naturbasierter Lösungen für das Hochwassermanagement" bestand aus Garowe City (SO), Ablekuma Central Municipality (GH), Dar es Salaam (TZ), Lusaka City Council (ZM) und Polokwane Local Municipality (ZA).  Diese Arbeitsgruppen ermöglichten es den Teilnehmenden, ihre Ansätze in einem Umfeld mit einer Reihe von relevanten Interessenvertreter*innen zu testen, was zu gründlichen Diskussionen und positivem Feedback führte.

Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Veranstaltung war, dass die Lösungen in uns selbst liegen.

Dr. Maliga Reddy, stellvertretende Direktorin der Abteilung für öffentliches Management und Wirtschaft an der Technischen Universität Durban, kommentierte den reibungslosen Ablauf dieses Austauschs, den sie als respektvolle, produktive Zusammenarbeit und Diskurs über die sehr realen und doch schwierigen Herausforderungen bezeichnete. Dr. Maliga Reddy nannte darüber hinaus vier wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung und Förderung von Resilienz:

  1. Regionale und lokale Zusammenarbeit für globale Resilienz: Städte auf der ganzen Welt können von gemeinschaftlichen Bemühungen wie dieser Veranstaltung profitieren.
  2. Städte müssen RIUD in ihre Planung einbeziehen:  Die Bewertung und Bewältigung des spezifischen Hochwasserrisikos ist eine grundlegende Komponente.
  3. Innovative technische Lösungen für das Hochwassermanagement sind unerlässlich: Frühwarnsysteme/Modellierung, widerstandsfähige Infrastruktur.
  4. Das Engagement und die Beteiligung der Gemeinschaft sowie das Verständnis der sozialen Dynamik sind von zentraler Bedeutung: Die Städte benötigen anpassungsfähige Governance-Strukturen/Reaktionsfähigkeit und Rechenschaftspflicht angesichts der sich entwickelnden Risiken.

Neben dem gegenseitigen Austausch und der Anhörung von Experten zu bewährten Verfahren und innovativen Ansätzen nahm die Stadtverwaltung eThekwini die gesamte Delegation auch auf eine Studienreise mit, um mehr über das Transformative Riverine Management Program (TRMP) zu erfahren. Das TRMP ist ein hervorragendes Beispiel für naturnahe Lösungen und zeigt, wie die Wiederherstellung und der Schutz der Flüsse, die durch die Gemeinde fließen, zu einer Vielzahl positiver Auswirkungen wie der Verbesserung der lokalen Wasserqualität, dem Schutz vor Überschwemmungen, der Schaffung wirtschaftlicher Möglichkeiten und der Wiederbelebung von Gemeinden geführt haben.

Vorwärtskommen

Der gesamte Lernprozess soll sich über 12 Monate erstrecken und umfasst Präsenzvranstaltungen wie die in eThekwini und Windhoek, aber auch verschiedene Informationsveranstaltungen und den Austausch von Expert*innen. Connective Cities und die RIA sowie die teilnehmenden Kommunen erwarten mit Spannung die nächste Phase dieser transformativen Reise. Die Teilnehmenden freuen sich darauf, ihre innovativen Ideen durch Peer-to-Peer-Lernen und Feedback-Schleifen zu bankfähigen Lösungen weiterzuentwickeln, die darauf abzielen, bestehende Risiken zu verringern, die Entstehung künftiger Risiken zu verhindern und die Stadtentwicklung auf eine widerstandsfähige Weise zu gestalten.

Der Lernprozess zum Hochwassermanagement für eine risikobewusste Stadtentwicklung wurde mit dem Ziel gestartet, Städte und Gemeinden widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Diese gemeinsame Anstrengung wird den Weg für eine widerstandsfähigere Zukunft ebnen und ein globales Netzwerk von Städten und Gemeinden fördern, die sich gemeinsam für die Bekämpfung des Klimawandels einsetzen. Damit ist die zweite Präsenzveranstaltung des Lernprozesses zum Hochwassermanagement für eine risikobasierte Stadtentwicklung abgeschlossen.

Wenn Sie daran interessiert sind, an Aktivitäten wie diesem Lernprozess teilzunehmen, treten Sie bitte der Connective Cities Community bei.

Weitere Informationen:

Risikoinformierte Stadtentwicklung in Subsahara Afrika

Impressionen

Alle Fotos: Connective Cities


erstellt von:
Connective Cities


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