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28.02.2022

Planning by doing - Tactical Urbanism during the COVID-19 pandemic

Rückblick auf die Insight Session am 16. Februar 2022

Foto: IGphotography | istockphoto

Am 16. Februar 2022 lud Connective Cities zwei Expertinnen und einen Experten für taktischen Urbanismus ein, um ihre Erkenntnisse mit über 55 Teilnehmenden aus Jordanien, der Ukraine, Nepal, Deutschland, Namibia, Burkina-Faso, der Demokratischen Republik Kongo und Spanien zu teilen. In der eineinhalbstündigen Sitzung wurden die Vorteile des taktischen Urbanismus als neuer Ansatz zur Gestaltung des städtischen Raums anhand von Beispielen aus Barcelona, Neu-Delhi, Chennai, Kochi und Coimbatore vorgestellt. Besonders bemerkenswert war das große Interesse von Fachleuten aus der Stadtverwaltung, vor allem aus deutschen Kommunen, die erstaunt waren, dass sich radikale Planungsansätze in Großstädten ohne größere juristische Auseinandersetzungen umsetzen lassen. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Insight Sessions: (Post-)COVID Urban Futures", die einen wiederkehrenden Austausch zu verschiedenen Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung in der (Post-)COVID-19-Ära ermöglicht. Das kurze und prägnante Format des Austauschs soll zum Nachdenken anregen und innovative Lösungen für lokale Herausforderungen präsentieren.

Nach einer ersten Vorstellung des Konzepts des taktischen Urbanismus erläuterte der erste Redner, Rajeev Malagi vom World Resource Institute India, wie taktischer Urbanismus in einer Stadt etabliert werden kann. Er betonte, dass im Zuge der Pandemie die Wichtigkeit, Straßen für Fußgängerinnen und Radfahrer zu „öffnen“ noch deutlicher geworden sei. Darüber hinaus stellte er mehrere bewährte Verfahren aus seiner Arbeit mit indischen Städten und deren Erfolgsfaktoren vor. So müssten unter anderem die Menschen im Mittelpunkt der Planung stehen und das Gefühl bekommen, dass sie an den Veränderungen der Stadt teilhaben. Zusätzlich helfe es den taktischen Urbanismus an der verfolgten politischen Agenda in der Stadt auszurichten und Fachleute im Bereich taktischen Urbanismus zu engagieren, die eine Brücke zwischen der Verwaltung und den Nachbarinnen und Nachbarn schlagen können.

Die zweite Rednerin war Ariadna Miquel, Direktorin für Strategie im Rathaus von Barcelona. Sie präsentierte, wie die Stadt das international bekannte Programm der "Superblocks", die Initiative "LET'S PROTECT SCHOOLS" und die Umgestaltung einer der wichtigsten Kreuzungen der Stadt zu einem Park umsetzt. All diese Projekte haben gemeinsam, dass sie die Verteilung des öffentlichen Raums, der durch die Nutzung von Autos dominiert wird, durch Anwendung des taktischen Urbanismus auf weniger privilegierte und verletzlichere Bevölkerungsgruppen umverteilen. Die Beispiele ihrer Arbeit zeigen, dass Städte mit dem nötigen politischen Willen den Ansatz des taktischen Urbanismus anwenden können, um einen tiefgreifenden Wandel hin zu lebenswerteren öffentlichen Stadträumen zu erreichen.

Die letzte Präsentation mit dem Titel "Reclaiming Streets for People" wurde von Aswathy Dilip, der Südasien-Direktorin des Institute for Transportation & Development Policy, gehalten. Sie stellte dar, wie mittels taktischen Urbanismus ein "TEST-LEARN-SCALE"-Ansatz der partizipativen Stadtplanung verfolgt werden kann. Dabei betonte sie, dass sich Städte gegenseitig inspirieren müssen und durch den Wettbewerb miteinander die Bereitschaft neue Wege zu gehen erhöht würde.

Auf die Präsentationen folgte eine Frage- und Antwortrunde, in der die Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer zum Konzept und seiner Anwendbarkeit beantwortet wurden. Von besonderem Interesse für die städtischen Fachleute war es, herauszufinden, wie sichergestellt werden kann, dass der innovative Ansatz bei den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch den Stadtverwaltungen selbst Unterstützung findet, da viele die Erfahrung gemacht haben, dass diese neuen Ideen eher zurückhaltend gegenüberstehen. In ihren Antworten betonten die Expertinnen und Experten, dass es notwendig sei zu wissen, warum sich die Menschen gegen eine Veränderung der Aufteilung des öffentlichen Raums wehren, den Bürgerinnen und Bürgern die Gründe für die Veränderung verständlich zu machen und sie durch partizipatorische Ansätze zur Unterstützung der Projekte zu bewegen, die in ihnen das Gefühl der Verantwortung für die Veränderungen in ihrem Viertel wecken. Darüber hinaus sollten die Interventionen nicht als gegen einige Interessensgruppen gerichtet dargestellt werden, sondern vielmehr die gemeinsamen Vorteile hervorheben.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus der Veranstaltung für städtische Fachleute lassen sich wie folgt zusammenfassen: Seien Sie mutiger und probieren Sie neue Dinge aus, die nicht auf ein bestimmtes Ergebnis ausgerichtet sind. Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass es Raum für einen echten Partizipationsprozess gibt, in dem die Ideen der Planungsbehörden und der Anwohnerinnen und Anwohner zusammengeführt werden können, um ein Ergebnis zu erzielen, das besser ist, als es sich eine der beiden Gruppen allein hätte vorstellen können. Darüber hinaus ist die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern und die Erläuterung der Motivation hinter dem "Learning by Doing"-Ansatz von entscheidender Bedeutung, um Widerstand zu verhindern, und es bedarf politischer Unterstützung, um die kurzfristigen Maßnahmen in langfristige Veränderungen umzusetzen.

Präsentationen

Reimagining Cities with Tactical Urbanism, Rajeev Malagi

New elements of design in public space. Tactical Urbanism in Barcelona, Ariadna Miquel

Reclaiming Streets for People, Aswathy Dilip

Videoaufnahme der Veranstaltung: Insight Session: Planning by doing - Tactical Urbanism during the COVID-19 pandemic | Connective Cities Network (connective-cities.net)

Impressionen


erstellt von:
Connective Cities


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