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05.07.2022

Wie können Hindernisse bei der Planung integrierter nachhaltiger Infrastrukturen und der Förderung der sektorübergreifenden Zusammenarbeit überwunden werden?

Rückblick auf die Insight Sessions - Planung für nachhaltige Infrastruktur: Institutionelle Hindernisse für sektorübergreifende Zusammenarbeit

Foto: metamorworks | Shutterstock

Zwischen dem 19. Mai und dem 8. Juni 2022 organisierte Connective Cities drei mehrteilige Dialoge, die sich mit der übergreifenden Frage beschäftigten: "Wie können Hindernisse bei der Planung integrierter nachhaltiger Infrastrukturen überwunden und sektorübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden? Die Relevanz dieser Miniserie ergab sich aus der Tatsache, dass nachhaltige Infrastrukturen trotz der zunehmenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen Städte konfrontiert sind, auf globalen, regionalen und nationalen politischen Agenden unterrepräsentiert sind. Daher hat Connective Cities zentrale Akteure, die bei der Planung nachhaltiger Infrastrukturen in Städten eine wichtige Rolle spielen, zu einer ersten Austauschreihe über partizipative, innovative und nachhaltige Entscheidungsfindung bei städtischen Infrastrukturen mobilisiert, die zentrale Akteure dazu inspirieren kann, die Umsetzungslücke bei grünen Infrastrukturen in Städten zu überwinden.

Session 1: Institutionelle Hindernisse für die sektorübergreifende Zusammenarbeit 

Die erste Sitzung der Reihe "Planung nachhaltiger Infrastrukturen" am 19. Mai begann mit Vanessa Bauer (vom Programm für nachhaltige Infrastrukturen der GIZ), die über die Bedeutung und den Bedarf an nachhaltigeren Infrastrukturen in Städten sprach. Sie stellte den Teilnehmern "The Solutions Lab – Skalierbare Lösungen für eine nachhaltige Infrastruktur“ vor, das darauf abzielt, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen, z. B. die der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Politik und der Zivilgesellschaft. Das Lösungslabor stellt auch sicher, dass nachhaltige Überlegungen bereits im Vorfeld von Projekten durch eine integrierte, vorgelagerte Planung berücksichtigt werden.

 
Die Sitzung umfasste auch einen Vortrag von Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk (vom Zentrum für Logistik und Verkehr in Duisburg) über einen innovativen und kollaborativen Entscheidungsfindungsrahmen für die integrierte nachhaltige Gestaltung der Stadtpolitik. Das Projekt 'New Mobility in Metropolitan areas' (NEMO) befasst sich mit der zentralen Rolle der Städte als Treiber des Klimawandels und den Besonderheiten des Stadtklimas durch die sektorübergreifende Einbindung von Akteuren in eine partizipative Governance sowie die Entwicklung von vier Modellen. Die NEMO-Simulation hilft dabei, die Eignung der einzelnen Modelle für die jeweilige Stadt zu ermitteln.

Abschließend konzentrierte sich Sharon Gil (Programme Management Officer Cities Unit/Economy Division bei UNEP) auf Investitionen in naturbasierte Lösungen (NBS) in Städten, wie z. B. nachhaltige städtische Entwässerungssysteme, große städtische Parks, grüne Dächer und urbanes Gärtnern. Sie hob die Herausforderungen hervor, denen sich insbesondere kleinere und mittelgroße Städte gegenübersehen, wenn es darum geht, Finanzmittel für NBS zu beschaffen und genügend Raum für die Umsetzung zu haben. Sie gab aber auch aufschlussreiche Empfehlungen und inspirierende Geschichten, um NBS in großem Maßstab zu etablieren und ihre vielfältigen, übergreifenden und ganzheitlichen Vorteile zu nutzen.

Session 2:  Naturbasierte Lösungen für risikobasierte Stadtentwicklungsplanung und nachhaltige Infrastruktur

Die zweite Sitzung, die am 3. Juni 2022 stattfand, konzentrierte sich auf die Erörterung verschiedener Risiken, denen Städte und ihre kritischen Infrastrukturen ausgesetzt sind. Die Sitzung umfasste einen geführten Austausch über verschiedene Maßnahmen, z. B. naturbasierte Lösungen (NBS) zur Verringerung der Anfälligkeit öffentlicher und privater Infrastrukturen. Ziel der Sitzung war es, ein Forum für eine verstärkte Koordinierung der Agenda für nachhaltige Entwicklung sowie für die Ressourceneffizienz bei der Umsetzung von Entwicklungs- und Kooperationsmaßnahmen zu schaffen.

Prof. Dr. Alexander Jachnow (vom Institute for Housing and Urban Development Studies) informierte die Zuhörer zunächst über den Hintergrund, die Definitionen und die Schlüsselelemente von (städtischer) Resilienz, während er sich der Frage zuwandte: "Wie kann man Resilienz (durch Planung) erreichen"? Er ging auf verschiedene Arten von Resilienz ein, wie z. B. ökologische, wirtschaftliche und soziale Resilienz, und vertiefte sich in die globale Vision, wie Städte und menschliche Siedlungen integrativ, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet werden können.

Dr. Johannes Belle (Disaster Management Training and Education Centre for Africa) sprach über die verschiedenen Kategorien von NBS-Ansätzen, wie die Wiederherstellung und den Schutz von Ökosystemen und infrastrukturbezogene Ansätze, und zeigte die Verflechtung von Natur und Mensch auf, um ein gesundes Ökosystem zu erhalten. Er wies auf ein verflochtenes Modell für das Management von Ökosystemen, die Anpassung an den Klimawandel und die Verringerung des Katastrophenrisikos sowie auf den internationalen Trend zur NBS und ihre überzeugenden Vorteile hin.

Der dritte Redner war Dirk Kurbger von der Emschergenossenschaft und dem Lippeverband (EGLV), der naturbasierte Lösungen für den Hochwasserschutz vorstellte und zeigte, wie grüne Infrastrukturen Entwicklungsgewinne sichern und Katastrophen verhindern können. Anhand einer vergleichenden Demonstration von Wassermanagement und -gestaltung sowie Hochwasserrückhaltemaßnahmen und dezentraler Regenwasserbewirtschaftung stellte er die Beispiele des EGLV und des Dortmunder Phönixsees vor und verglich naturbasierte Lösungen mit technischen Lösungen.

Session 3: Grüne Infrastruktur - Leitlinien und Empfehlungen zur Überwindung der Umsetzungslücke in Städten

In der abschließenden Sitzung am 8. Juni 2022 organisierte Connective Cities in Zusammenarbeit mit NetworkNature eine Veranstaltung, die sich auf die wichtigsten Hindernisse bei der Umsetzung grüner Infrastruktur konzentrierte. Ziel der Veranstaltung war es, bewährte Verfahren und Erfahrungen europäischer und internationaler Städte bei der Überwindung dieser Hindernisse aufzuzeigen und dem Publikum verfügbare Leitlinien und Ressourcen vorzustellen.

Die Sitzung begann mit einigen einleitenden Bemerkungen von Daphne Gross-Jansen (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - BMZ) darüber, wie man gute Entscheidungen zur Infrastruktur trifft und wie wichtig es ist, Hindernisse vorauszuplanen und Partnerschaften von Land zu Land mit der lokalen Ebene zu verbinden. "Man kann das eine nicht ohne das andere haben. Man kann keine soziale Entwicklung ohne wirtschaftliche Entwicklung haben. Und man kann die Umwelt nicht schützen, ohne die Menschen zu ernähren."

Teil 1 dieser zweistündigen Sitzung veranschaulichte Erfahrungen und bewährte Verfahren für die Gestaltung, Umsetzung, Planung und Verwaltung städtischer grüner Infrastrukturen (UGI) in Städten sowie die Erfahrungen von Städten bei der Überwindung von Hindernissen bei der Gestaltung, Umsetzung und Verwaltung von UGI. Bettina Wilk (Senior Officer bei ICLEI) stellte die wichtigsten Hindernisse für die Umsetzung von UGI in Städten und stadtnahen Gebieten vor, wie z. B. politische Faktoren sowie organisatorische und institutionelle Faktoren. Die erarbeiteten Empfehlungen für städtische Begrünungspläne beinhalten unter anderem Beteiligungsstrategien für alle relevanten Akteure sowie einen handlungsorientierten und umfassenden Umsetzungsplan mit klaren Zielen, Zeitvorgaben und Verantwortlichkeiten. Zu diesem Zweck zeigte Gabriel Dias Mangolini Neves (Umweltingenieur, Campinas-Brasilien) ein erfolgreiches Beispiel für die Integration von NBS als Teil der Stadtplanung, die fragmentierte Grünflächen miteinander verbindet und zu einer Verbesserung des Lebens in der Stadt führt. Darüber hinaus sprach Eddy Chikuta (Projektkoordinator, Lusaka Water Security Initiative) ausführlicher über die Wassersicherheit durch die Linse der Multi-Stakeholder-Zusammenarbeit, um die Herausforderungen zu begrenzen, die durch schnell wachsende Städte und den Mangel an Koordination zwischen den Interessengruppen entstehen.

Im zweiten Teil der Sitzung präsentierten Monica A. Altamirano (NOW Partners) und Faith Ka Shun Chan (University of Nottingham Ningbo, China) das chinesische Sponge-City-Programm, die vier Haupttypen der NBS-Umsetzung und gingen auf Fragen der Zuhörer ein, wie z. B. "Welche grünen Finanzierungsmechanismen eignen sich besonders für NBS/Urban Green Plans im globalen Süden? Laura Wendling (Leiterin des Forschungsteams für naturbasierte Lösungen am VTT Technical Research Centre of Finland) stellte schließlich das NBS-Indikatorenhandbuch vor, das als Leitfaden für die Entwicklung und Umsetzung wissenschaftlich fundierter Überwachungs- und Bewertungspläne für die Bewertung der Auswirkungen von NBS dient. Darüber hinaus enthält es eine kurze Beschreibung der einzelnen Methoden sowie Hinweise zur Angemessenheit, zu den Vor- und Nachteilen der einzelnen Methoden in unterschiedlichen Kontexten. Sie schloss ihre Präsentation mit Beispielen, Grundsätzen für die Auswahl von Indikatoren und der Notwendigkeit von Zusammenarbeit, gemeinsamen Visionen und Werten, Vertrauen, Engagement und Verbreitung, um die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Gemeinschaften und Ökosystemen zu stärken.

Für weitere Informationen über diese Miniserie, können Sie die Aufzeichnungen der Sitzungen auf unserer CC Plattform ansehen, sowie sich die Präsentationen der jeweiligen Sessions herunterladen.

Bleiben Sie auf dem Laufenden über kommende Veranstaltungen in unserer Plattform Community.

 


erstellt von:
Carina Krause, Connective Cities


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