Osnabrück lebt als Friedensstadt den Leitgedanken „Frieden als Aufgabe – dem Frieden verpflichtet“, und ist stolz auf ihre gelebte Vielfalt – Zugewanderte sind seit Jahrzehnten Teil der Bürgerschaft. Anhaltend hohe Wanderungsintensitäten, eine wachsende diverse Gesellschaft aber auch rezente Fluchtbewegungen erfordern jedoch ein neues Denken im Sinne eines ganzheitlichen Integrationsmanagements bei dem Stadtrat, Stadtverwaltung, Bürgergesellschaft und Institutionen eng zusammenarbeiten.
Etwa 30 Prozent der 168.500 Einwohner von Osnabrück hat Wurzeln im Ausland, unter anderem bedingt durch den starken Zustrom geflüchteter Migranten. Dabei steht die Stadt Osnabrück bei der Bereitstellung von kommunalen Dienstleistungen vor der Herausforderung der schwierigen Abstimmung unterschiedlicher zivilgesellschaftlicher, privatwirtschaftlicher, kommunaler, regionaler und nationaler Akteure mit teils divergierenden administrativen Verantwortungsbereiche.
Vor dem Hintergrund des hohen Anteils von Bevölkerung mit Migrationshintergrund hat die Stadt Osnabrück als eine der ersten Kommunen in Niedersachsen bereits 2014 ein Integrationskonzept beschlossen und später weiterentwickelt und damit die Weichen für gelingende Integration auch in Zeiten des starken Zustroms von Geflüchteten gestellt. Das Integrationskonzept definiert die Kommune als zentralen Ort der Integration: Hier kommen Migrantinnen und Migranten an, finden Unterkunft, lernen die lokale Sprache, gehen einer Beschäftigung nach, knüpfen Freundschaften und bauen eine neue Existenz auf.
Zentrale Ziele des kommunalen Integrationskonzeptes in Osnabrück sind:
Um die Versorgung von Geflüchteten zu gewährleisten und die Integration von Migrantinnen und Migranten zu verbessern, hat die Kommune einen Koordinierungsstab eingerichtet, welcher unterschiedliche kommunale Akteure vernetzt. Eine bundesweit einmalige „Datenbank Migration“ wurde auf GIS-Basis entwickelt, welche eine differenzierte Analyse der Bevölkerungssituation erlaubt. Auch finden Konferenzen und Veranstaltungen statt, in denen relevante öffentliche und private Akteure über Herausforderungen diskutieren und Lösungsoptionen entwickeln. In Zukunftswerkstätten mit Migrantenvereinen werden Zugewanderte dabei intensiv in Fragen der Stadtentwicklung eingebunden. Durch Spendenmittel konnte außerdem ein Finanzfonds für die Umsetzung kleinerer Integrationsprojekte eingerichtet werden. Das kommunale Integrationskonzept basiert zusätzlich auf dem ehrenamtlichen Engagement lokaler Bevölkerungsgruppen. Diese fördern die Integration durch das Angebot von interkulturellen Festen, Sprach- und Integrationskursen und anderen Aktivitäten zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts.
Das kommunale Handlungskonzepte zur Integration von Geflüchteten und anderen Migrantinnen und Migranten wird im gesamten städtischen Handeln als Pflichtaufgabe aufgefasst, was über die rechtlichen Rahmenbedingungen kommunaler Aufgaben hinausgeht. Durch die zahlreichen kommunalen Aktivitäten konnten lokale und regionale Akteure stärker vernetzt und Dienstleistungen für Zugewanderte verbessert werden. Durch die verbesserte Kommunikationsstruktur innerhalb der Kommunalverwaltung konnten konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, welche zum Beispiel den Wohnungsmarkt, den Arbeitsmarkt sowie Bildungsinstitutionen für Geflüchtete zugänglicher machte. Durch den interdisziplinären und partizipativen Handlungsansatz der Stadt Osnabrück konnte somit die Integration Geflüchteter sowie der soziale Zusammenhalt innerhalb der Stadtgesellschaft gestärkt werden.
Die gesamte Stadtgesellschaft auf dem Weg wachsender Diversität mitzunehmen und dabei ihren Zusammenhalt und ihre Demokratiefähigkeit zu erhalten und zu fördern, bleibt eine Langzeitaufgabe in der Friedensstadt Osnabrück. Es reicht nicht, eine „Migrationskrise“ zu meistern. Den inneren Zusammenhalt einer höchst diversen Stadtgesellschaft zu erhalten, ist die weit größere Herausforderung. Das Konzept der Stadt Osnabrück hat genau hierbei alle relevanten Akteure im Blick: Kommunalverwaltung in enger Kooperation mit den freien Trägern der Wohlfahrtspflege, der Arbeitsverwaltung und den Organen der wirtschaftlichen Selbstverwaltung, den Schulen und Hochschulen sowie allen Bürgern, insbesondere den ehrenamtlich Tätigen. Die Teilhabe und Beteiligung von Geflüchteten weiter zu fördern und Räume für selbstbestimmte und nachhaltige Integration in unsere Gesellschaft zu öffnen, bleibt jedoch eine zentrale Herausforderung der Integrationsarbeit.
Veröffentlichungen zum Thema Zuwanderung auf der Website der Stadt Osnabrück
Expertise: Analyse und Handlungsempfehlungen zur Willkommens- und Anerkennungskultur gemeinsam mit dem Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück
[pdf, 2,21 mb, 40 Seiten]
Stand: 06.05.2019
Frau Seda Rass-Turgut
Stadt Osnabrück
Leiterin des Fachbereichs Integration, Soziales und Bürgerengagement
Stadthaus 2
Natruper-Tor-Wall
549076 Osnabrück
Tel.: 0541 323 4506
Fax: 0541 323 154506
E-Mail: rass-turgut(at)osnabrueck.de