Stärkung der Betreuung und Integration Binnenvertriebener

Das Projekt FORTES in Kolumbien

Übersicht

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH führt in der kolumbianischen Provinz Caquetá das Programm FORTES zur besseren Betreuung und Integration von Binnenflüchtlingen durch. Es fördert eine bessere Koordination der Betreuung und schafft wirtschaftliche Perspektiven für intern Vertriebene und aufnehmende Gemeinden.

Hintergrund

Die Provinz Caquetá ist eine der am stärksten von dem seit über 50 Jahren währenden bewaffneten Konflikt in Kolumbien betroffenen Provinzen. Rechtsunsicherheit, Gewalttaten und die Rekrutierung von Kindersoldaten bewegen viele Familien zur Flucht. Mangelnde wirtschaftliche Perspektiven und die Stigmatisierung durch die Gesellschaft erschweren den Opfern jedoch die Integration in ihr neues Umfeld in der Provinzhauptstadt. Viele Opfer lassen sich aufgrund mangelnder Betreuung in den staatlichen Stellen gar nicht erst registrieren. Ein Eintrag im staatlichen Opferregister ist jedoch Voraussetzung für die Inanspruchnahme staatlicher Leistungen. Allerdings kommen auch registrierte Opfer häufig nicht in den Genuss dieser Leistungen, da die Vielzahl von Institutionen zur Betreuung der Opfer nicht ausreichend koordiniert ist. Die hohe Zahl der Binnenvertriebenen in Florencia trägt außerdem zur Überlastung der ohnehin schwachen Infrastruktur, der Sozialsysteme und des Arbeitsmarktes bei. Für Binnenvertriebene ist der Zugang zum Arbeitsmarkt durch ihren Mangel an formaler Bildung erschwert.

Ziele

Ziel des Projektes ist die bessere Koordination staatlicher und nicht-staatlicher Organisationen der Opferbetreuung in Florencia. Die verschiedenen Angebote zur Betreuung und Integration sollen die Opfer besser erreichen wodurch sich die Zahl der registrierten Opfer und die geleistete staatliche Unterstützung erhöhen sollen. Durch Fortbildungen und Kontakte zu Arbeitgebern will FORTES sowohl den Opfern, als auch anderen benachteiligten Bevölkerungsgruppen den Zugang zu legalen Arbeitsmöglichkeiten erleichtern. Personen, die sich mit einer Geschäftsidee selbständig machen wollen, bekommen durch Beratung und finanzielle Zuschüsse Unterstützung für eine neue Lebensgrundlage.

Aktivitäten

Die Arbeit von FORTES konzentriert sich auf Florencia, da dort der Großteil der Binnenvertriebenen wohnt – schätzungsweise um die 70.000 Personen. Im Fokus des Vorhabens steht die Unterstützung einer Servicestelle für die Opferbetreuung. Das Rathaus von Florencia übernimmt dabei die Führung. Über diese Servicestelle werden die Informationsangebote und Möglichkeiten staatlicher und nicht-staatlicher Unterstützungsangebote systematisiert. Die Maßnahmen zur Soforthilfe und zur wirtschaftlichen Integration werden in Zusammenarbeit mit den staatlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und dem Privatsektor koordiniert. Auf institutioneller Ebene stärkt das Programm außerdem den munizipalen Runden Tisch der Opfer des Konflikts (Mesa Municipal de Víctimas), durch die Unterstützung bei der Erarbeitung eines Arbeitsplans sowie dessen Umsetzung. Dadurch können die Opfer ihre Interessen klarer und strategischer vertreten und positiven Einfluss auf die politischen Entscheidungsprozesse nehmen. Das Programm arbeitet außerdem daran, Opfern und anderen benachteiligten Bevölkerungsgruppen durch Fortbildungen und Kontakte zu Arbeitgebern den Zugang zu legalen Arbeitsmöglichkeiten zu erleichtern. Auch Personen, die sich mit einer Geschäftsidee selbstständig machen wollen, werden unterstützt. Somit soll die sozioökonomische Integration von Binnenflüchtlingen verbessert werden. In diesem Zusammenhang wurde vor allem darauf geachtet, dass die Ausbildungsangebote von staatlichen Stellen inklusiver gestaltet und an die Fähigkeiten der Zielgruppe angepasst werden. Außerdem werden Entrepreneurs unterstützt, die mit innovativen Geschäftsideen überzeugen und Potenzial zur Einkommenssteigerung und Mehrwertgenerierung aufweisen. Auch gemeinnützige Genossenschaften (empresa solidaria) werden durch Maßnahmen der Organisationsentwicklung und in Bezug auf Marketingstrategien unterstützt. Im Bereich Mikrofinanzierung unterstützt FORTES Entrepreneure, so durch rotative Kleinstkreditfonds und einen Mikrokreditfonds in Kooperation mit dem UNDP und der lokalen Handelskammer. Komplementär werden Dialogformate, Transferleistungen und psychosoziale Betreuung für Binnenvertriebene finanziell gefördert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der verbesserten Integration von Binnenflüchtlingen in ihre Zielgemeinden, um das Konfliktpotential zu vermindern.

Wirkungen

Die humanitäre Koordination hat sich durch die Stärkung der staatlichen und nicht-staatlichen Gremien auf lokaler Ebene verbessert. Die Beratung zur Zusammenführung von Angeboten für die Zivilgesellschaft verbessert Prozesse und Verfahren. Durch die Befähigung und Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure leistet das Vorhaben einen Beitrag zur partizipativen Entwicklung. FORTES verbessert somit die Bereitstellung von sozialen und ökonomischen Dienstleistungen für intern Vertriebene. Traumatisierte Opfer wurden zusätzlich mit psychosozialer Betreuung begleitet, um ihr Leben in der neuen Umgebung aufzubauen. FORTES leistet einen Beitrag zur gewaltfreien Bearbeitung gesellschaftlicher Konflikte. Die Stärkung der Gemeinwohlorientierung der staatlichen Verwaltung, effektive staatliche Dienstleistungen und die Schaffung von Dialog zwischen Staat und Zivilgesellschaft sind zentral für eine friedliche und inklusive Entwicklung in der kolumbianischen Gesellschaft.

Fazit

Das Vorhaben verbessert die Betreuung sowie die soziale und wirtschaftliche Integration der Binnenflüchtlinge. FORTES unterstützt aber nicht nur die Entwicklung der wirtschaftlichen Perspektiven für intern Vertriebene, sondern auch die anderer benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Es leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Konflikte und stärkt das Gemeinwohl in der Provinz Caquetá.

Kontakt

Sabine Kittel

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

sabine.kittel(at)giz.de 

Bilder

Kategorien: Integrierte Stadtentwicklung Partizipation und Stadtplanung Soziale Stadt
Regionen: Lateinamerika Kolumbien

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