Wassersensitive Stadtplanung: Wie lässt sich Starkregen und Sturmwasser besser managen?

Intensiver Wissensaustausch und kollegiale Beratung: Connective Cities-Dialogveranstaltung in Köln

Übersicht

Starkregen- und Sturmwasserereignisse wie beispielsweise im deutschen Ahrtal im Jahr 2021 oder im Jahr 2022 in Pakistan, Australien oder Südafrika lassen Bäche zu reißenden Strömen anschwellen, fluten Straßen, zerstören Häuser und Brücken und wichtige Infrastrukturen und führen neben milliardenschweren Schäden zu Verlust von Menschenleben. Sie treten plötzlich auf und lassen sich nur kurzfristig vorhersagen. Aufgrund des Klimawandels werden diese Ereignisse an Häufigkeit und Schwere weltweit weiter zunehmen.

41 Fachleute aus 16 Städten und acht Ländern waren der gemeinsamen Einladung von Connective Cities mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB Köln) und United Cities and Local Governments (UCLG) zu dieser Dialogveranstaltung im Dezember 2022 gefolgt.

Zwölf Praxisbeispiele aus fünf Ländern bildeten den Ausgangspunkt für eine intensive kollegiale Beratung darüber, mit welchen Ansätzen sich die Risiken von Starkregen- und Sturmwasserereignissen für Menschen und die kommunale Infrastruktur minimieren lassen. Bestehende Projekte wurden bereichert und neue Projektideen entstanden.

Programm

Die Veranstaltung begann mit Begrüßungsreden von Andreas Wolter, dem stellvertretenden Bürgermeister von Köln und Verantwortlichen von StEB Köln, Connective Cities und UCLG. In zwei Haupbeiträgen wurde das Konzept des "Integrierten Wasserressourcen-Managements" theoretisch untermauert und aufgeziegt wie wassersensible Städte durch Kapazitätsentwicklung gefördert werden können.

Kernstück bildete die kollegiale Beratung anhand der konkreten Praxisbeispiele der Teilnehmenden in verschiedenen parallelen Arbeitsgruppen und meheren Runden.

Zudem hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich auf einem "Markt der Möglichkeiten" über weitere Initiativen und Förderprogramme zum Thema zu informieren und Kontakte zu knüpfen.

Den Abschluss der Tagung bildete eine Exkursion zu Pumpstationen und Hochwasserschutzmaßnahmen der StEB Köln.

Teilnehmende Städte und Agenda [pdf, 623 kb, in Englisch]

Keynotes

Integriertes Wasserressourcen-Management
Betül Türkeri, Mercator-IPC (Istanbul Policy Center) Fellow
Integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM) analysiert das Zusammenspiel von Oberflächengewässern, Grundwasserleitern und Küstengewässern mit dem Ziel, diese nachhaltig zu bewirtschaften, um die soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und das Funktionieren der Ökosysteme zu sichern.
[pdf, 330 kb, in Englisch]

Wassersensitive Stadtplanung „katalysieren“
Julie Perkins, Global Water Operators' Partnerships Alliance (GWOPA)
Bislang erreichen die Wasser- und Sanitärdienstleistungen längst nicht alle Menschen. Kollegiale Beratung im Rahmen von Beitreiberpartnerschaften (WOPs) kann hier ein entscheidender Hebel sein, die Kapazitäten zu verbessern.
[pdf, 3,4 mb, in Englisch]

Präsentationen

Ausgangspunkt für die weiterführende kollegiale Beratung bildeten zwölf Praxisbeispiele, die zugleich auch die Vielfalt der Ansätze widerspiegelten. Sie reichten von der Verbesserung der Infrastruktur zum Überflutungsschutz in stark gefährdeten Zonen in Köln und Dnipro (Ukraine), über Sensibilisierung und Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger beim privaten Starkregenmanagement in Heidelberg und Mannheim, über Natur-basierte Lösungen wie Versbesserung der grünen Infrastruktur in Kigali (Ruanda), Baum-Rigolen in Hagen und die Entwicklung eines Schwammstadtkonzeptes in Hamburg, über die gezielte Einbeziehung der Anwohnerinnen und Anwohner in Baumaßnahmen zur Stadtentwässerung in Banjul (Gambia) und Rio de Janeiro (Brasilien) bis hin zu einer wassersensiblen Landnutzungsplanung in Düsseldorf und Duisburg und einer Pilotstudie zum dezentralen Hochwasserschutz im Ahrtal.

Eine Übersicht auf die zwölf Praxisbeispiele und weiterführende Links befinden sich im Bericht (s. u.). 

Ergebnisse

Während der zweieinhalb-tägigen Veranstaltung gab es einen engen wie vielfältigen kollegialen Fachaustausch, zum Beispiel über ein Finanzierungskonzept für ein verbessertes Trink- und Abwassersystem in Kigali, Ruanda; über dezentralen Flutschutz und die Einbeziehung der Bevölkerung in die Planung von Flutschutzmaßnahmen im Ahrtal; über die Verbesserung der Entwässerungsinfratruktur in Mwanza, Tansania und in Zarqa, Jordanien; über die Verhinderung von Flutamnesie - dem Vergessen von Flutrisiken über Generationen hinweg; über die Integration von Schwammstadtmaßnahmen in eine bestehende Infrastruktur; und über ein Pilotprogramm für Baum-Rigolen in Banjul (Gambia).

Daraus ergaben sich auch einige allgemeine Erkenntnisse, z.B.

  1. Flutschutz an Flussläufen kann nicht nur in den Flusstälern ansetzen, sondern auch an den vorgelagerten Flusszuläufen.
  2. Es braucht viele kleine Maßnahmen auf regelmäßiger Basis, um einer Flutamnesie vorzubeugen.
  3. Erfolgreiche Pilotprojekte und positive Kosten-Nutzen-Analysen können helfen, Veränderungen in bestehender Infrastruktur, zum Beispiel im Hinblick auf ein Schwammstadtkonzept, für die Bevölkerung wie auch für Entscheidungstragenden schmackhaft zu machen.
  4. Schwammstädte helfen, durch mehr Versickerungsflächen die Grundwasserressourcen zu schützen und resilienter gegen längere Trockenheiten und Hitzeperioden zu werden, schützen aber nur begrenzt bei sehr extremen Sturm- und Starkregenereignissen.
  5. Wenn die eigenen Ressourcen der Anwohner und Anwohnerinnen begrenzt sind, um sich organisiert in die Erarbeitung von Flutschutzkonzepten einzubringen, kann es hilfreich sein, externe Partner, wie Universitäten, Mediatorinnen und/oder Journalisten einzubinden.
  6. Die direkte Einbindung der Anwohnerinnen und Anwohner in die Bauarbeiten für eine verbesserte Entwässerungsinfrastruktur schafft nicht nur lokale Einkommen, sondern erhöht auch die Akzeptanz und damit die Nachhaltigkeit der Maßnahmen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Besichtung von Pumpstationen und Hochwasserschutzmaßnahmen der StEB Köln.

Eine ausführlichere Darstellung der Dialogprozessse befindet sich im Bericht zur Tagung (s.u.).

Bericht

Konferenzbericht
Wassersensitive Stadtplanung: Wie lässt sich Starkregen und Sturmwasser besser managen?
Ergebnisse der Connective Cities-Dialogveranstaltung vom 06. bis 08. Dezember 2022 in Köln in Köln in Zusammenarbeit mit den Stadtentwässerungs-betrieben Köln (StEB Köln) und United Cities and Local Governments (UCLG)
[pdf, 7 Seiten, 1,4 mb]

Dokumentation von UCLG und Connective Cities:
Water Sensitive Urban Planning in times of Climate Change
UCLG Peer Learning Note #33
[pdf, 16 Seiten, 2,5 mb, in Englisch]

Galerie

Kategorien: Good Urban Governance Krisenmanagement und Katastrophenvorsorge Integrierte Stadtentwicklung Stadt und Biodiversität Stadt und Klimawandel Stadterneuerung Kommunale Dienstleistungen Wasserversorgung / Abwasserentsorgung
Regionen: Europa Deutschland Köln

Ort

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