Entwicklung einer kontextgerechten Pilotkompostierungsanlage in Quito, Ecuador

Virtueller Fachaustausch für ein Projekt zur Behandlung organischer Abfälle im Stadtbezirk von Quito

Experten des öffentlichen Unternehmens für integrale Abfallwirtschaft in Quito (Ecuador) und des städtischen Unternehmens Stadtreinigung Hamburg (Deutschland) tauschten ihr Fachwissen über die Gestaltung eines Pilotkompostierungsplans aus.

Die Idee, eines nachhaltigen Bioabfallmanagements im Stadtbezirk Quito zu entwerfen, wurde im Rahmen der Connective Cities Dialogveranstaltung "Plastikmüll - Der Beitrag der kommunalen Abfallwirtschaft zur Lösung des Problems" entwickelt. Das deutsche Kommunalunternehmen Stadtreinigung Hamburg war 2019 Gastgeber der Dialogveranstaltung, an der fast 40 kommunale Praktikerinnen und Praktiker aus verschiedenen Ländern, darunter auch Ecuador, teilnahmen.

Als zweitgrößte Stadt Ecuadors, gemessen an der Einwohnerzahl, produziert Quito 2.000 Tonnen Abfall pro Tag, der auf der einzigen Deponie der Stadt, El Inga, abgelagert wird, die schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Fast 60 % der Abfälle sind organisches Material, wobei etwa 5 % der organischen Abfälle vom Gemüse- und Obstmarkt stammen und direkt auf der Deponie abgelagert werden. Der Abfallsektor allein ist für 13 % der Emissionen der Stadt verantwortlich, hauptsächlich Methanemissionen aus der Zersetzung dieses organischen Abfalls in der städtischen Deponie. Diese Herausforderung war eine der Motivationen für die Fachleute des kommunalen Abfallunternehmens "Empresa Pública Metropolitana de Gestión Integral de Residuos Sólidos" (EMGIRS-EP), sich für die Veranstaltung im Jahr 2019 zu bewerben.

Eine der Folgeaktivitäten aus dieser internationalen Veranstaltung resultierte in der Bereitschaft, an einem Experteneinsatz teilzunehmen, um bei der Konzeption einer Pilotkompostierungsanlage zu beraten, die zu einem nachhaltigen organischen Abfallmanagementsystem in Quito beitragen soll. Das Hauptergebnis des Austausches war der Entwurf einer kontextgerechten Kompostierungsanlage mit einer Kapazität von 3.000 bis 4.000 Tonnen/Jahr, mit Blick auf eine mögliche langfristige Erweiterung, falls die finanziellen Mittel vorhanden sind (20.000 bis 40.000 Tonnen/Jahr).

Aufgrund von COVID-19 war der Experteneinsatz vor Ort nicht möglich, stattdessen fand ein virtueller Austausch mit Online- und Offline-Sitzungen statt. Von April bis November 2020 ermöglichte und begleitete Connective Cities einen virtuellen Raum für die Zusammenarbeit, in dem die Expertinnen und Experten die Möglichkeit hatten, Materialien und Literatur zu teilen, Fachwissen auszutauschen und gemeinsam an einem ersten Entwurf für eine Pilotkompostierungsanlage zu arbeiten.

Einige der Themen, die während der Sitzungen diskutiert wurden, waren:

  • Die aktuelle Politik Ecuadors im Bereich der organischen Abfallwirtschaft, die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft;
  • gute Praxisbeispiele aus Hamburg und Daressalam zum Thema organisches Abfallmanagement;
  • Identifizierung, Einbindung und Unterstützung wichtiger lokaler Akteure;
  • mögliche Finanzierungsmöglichkeiten;
  • verfügbare und benötigte Materialien und Ressourcen;
  • Spezifikationen der organischen Abfälle und des Platzbedarfs für die Anlage;
  • Kompostierungsmethoden, Designanforderungen und Emissionen;
  • Maschinen, Werkzeuge und zusätzliche Kosten.

Die Spezifika der Pilotkompostierungsanlage wurden zusammen mit anderen relevanten Aspekten wie dem Stadtprofil (Klima, Standort), Abfalldetails (Herkunft, Volumen, Logistik), Ausrüstung, Personal, Berechnungen und Prozessbeschreibung gemeinsam in einem ersten Designdokument festgehalten. Dieses Dokument deckt den aktuellen Bedarf in Quito ab und legt den Grundstein für eine mögliche Erweiterung der Kompostierungsanlage in der Zukunft. 

Darüber hinaus dient dieses gemeinsam entwickelte Design als Ausgangspunkt für die Verbesserung der nachhaltigen organischen Abfallbehandlung in Quito, das es die Planungs-, Umsetzungs- und Betriebsphase der Kompostierungsanlage leiten wird.

Die Lernerfahrungen dieses virtuellen Connective Cities Austauschs werden in einen Förderantrag für die Umsetzung der Pilotkompostieranlage einfließen. Die Stadtreinigung Hamburg hat bereits ihre Absicht erklärt, bei Bedarf technische Unterstützung während der Umsetzungs- und Betriebsphase der Pilotkompostierungsanlage zu leisten.

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