In Anküpfung an den lokalen Projektworkshop "Low Carbon Mobility Planning" im Juli 2017, reisten vom 9. bis 11. Januar 2019 zwei deutsche kommunale Experten aus Bremen und Mannheim in die zweitgrößte Stadt Thailands, um im Rahmen eines Workshops lokale Praktikerinnen und Praktiker und örtliche Interessensgruppen bei der Entwicklung und Formulierung konkreter Aktionsprogramme zu unterstützen.
Im Mittelpunkt der Mission stand die Idee, das historische Zentrum von Chiang Mai durch die Reduzierung des Autoverkehrs in ein verkehrsberuhigtes Stadtquartier zu verwandeln und damit die Attraktivität für Besucherinnen und Besucher zu erhöhen. Hierzu setzen die Planerinnen und Planer auf eine Vielzahl praktischer Ansätze wie Zugangsbeschränkungsprogramme, strategische Radwegentwicklung und die Förderung der Elektromobilität.
Eine aktuelle Good Practice der Stadt Bremen präsentierte 25 Jahre Erfahrung in der Transformation des öffentlichen Raums für Fußgänger und soziale Aktivitäten sowie in der motorisierten Verkehrsreduzierung in nicht-motorisierte Modi. Bremen ist eine staufreie Stadt (132 von 215). Die Einführung gemeinsamer Fahrspuren zwischen Fahrzeugen und Fußgängern und Radfahrern, die Ausweisung einer Luftreinhaltezone, die erfolgreiche gemeinsame Nutzung von Fahrgemeinschaften durch mehr als 15.000 Nutzer auf der Grundlage von etwa 120 Stationen und etwa 400 Carsharing-Fahrzeugen führten dazu, dass 2018 mehr als 5.000 Fahrzeuge von Carsharing-Benutzern und Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel von der Straße genommen wurden.
Die Stadt Mannheim hat den Wandel der Stadt vom autogerechten Städtebau zur Stadt für alle analysiert. Nach dem 2. Weltkrieg schuf die Zerstörung von Gebäuden Raum für eine groß angelegte Straßeninfrastruktur und mehrspurige Straßen boten den Autos Vorrang; Fußgängerbrücken oder Unterführungen boten keinen Platz für Fahrräder. Der Mangel an öffentlichem Raum beeinträchtigte die Wohnqualität durch Lärm und Luftverschmutzung. Die Stadt nahm Paradigmenwechsel auf vier Arten vor, nämlich durch die Schaffung von Fußgängerzonen, die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, Änderungen im Stadtdesign und die Schaffung von Räumen für Fahrräder und Fußgänger, einschließlich der Einrichtung von Systemen zur gemeinsamen Nutzung von Fahrrädern.
Die historische Altstadt von Chiang Mai birgt großes Potenzial für einen nachhaltigen Tourismus. Andererseits zeigt die aktuelle Situation eine Reihe von schwerwiegenden Problemen - angefangen bei schlechter Luftqualität, Lärm, Sicherheitsproblemen bis hin zu verstärkter Flächenkonkurrenz durch zunehmendem Besitz und Nutzung von Autos. Daher konzentrieren sich die Diskussionen und Planungsaktivitäten auf zwei Hauptthemen: erstens die Reduzierung von Privatfahrzeugen und zweitens den Umbau zu einem fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadtquartier.
Während des Workshops wurde das Konzept "Pearls on String - Perlen am Faden" entwickelt. Die Perlen beschreiben potenzielle Interessenpunkte für Touristinnen und Touristen sowie Identifikationspunkte für die Bürgerschaft von Chiang Mai und der Region. Ein nachhaltiger Tourismus soll vor allem solche Besucherinnen und Besucher anziehen, die sich für Geschichte, Kultur und Natur interessieren und die negativen Auswirkungen gering halten. Schon jetzt gibt es viele Touristen, die mit dem Fahrrad, Bus, Sammeltaxi oder zu Fuß unterwegs sind - auch wenn die aktuellen Bedingungen viel Raum für Verbesserungen lassen.
Zu den nahegelegenen historischen Stätten wie den Tempeln gehören das berühmte Dreikönigsdenkmal, Museen und historische Gebäude, attraktive Gärten, Cafés und Geschäfte mit Bezug zur lokalen Tradition. Weitere Perlen sind wellnessorientierte Orte, an denen den Menschen Thai-Küche, Thai-Massage und Yoga beigebracht werden können.
Das Konzept "Pearls on String" will weitere Diskussionen und konzeptionelle Entwicklungen befruchten. Mit einem fußgänger- und fahrradfreundlichen Straßendesign (mit einigen preiswerten Designelementen) können zusätzliche Fahrradrouten mit geschützten Radwegen eingerichtet werden.
Die Teilnehmenden des Workshops kamen abschließend überein, Aktionsprogramme zu beiden Themen zu entwerfen, und sich Arbeitsgruppen anzuschließen. Die Stadtverwaltung Chiang Mai, die für die detaillierte Planung und Durchführung der Revitalisierungsmaßnahmen verantwortlich ist, zeigte sich offen, die Aktionsprogramme unterstützen und ein Pilotgebiet einzurichten.