Reduzierung der Luftverschmutzung

Reduzierung der Luftverschmutzung durch klimafreundliche Verkehrsmittel im Stadtverkehr und Einrichtung einer Umweltzone in Kragujevac, Serbien

Expertenmission vom 11. bis 13. März 2019

In Anknüpfung an den Regionalen Dialog und Praktiker-Workshop zu "Nachhaltige urbane Mobilität und Klimawandel", der vom 20. - 22. Februar 2018 in Tbilisi, Georgien, durchgeführt wurde (Informationen finden Sie hier), reisten vom 11. - 13. März 2019 zwei deutsche kommunale Experten aus den Städten Hagen und Heidelberg nach Serbien, um lokale Akteure in der Stadt Kragujevac bei der Ausarbeitung eines Konzepts zur Planung einer umweltfreundlichen Mobilitätsstrategie und Einrichtung einer Luftreinhaltezone zu beraten.

Das Umweltamt der Stadt Kragujevac hat die Luftverschmutzung als das ernsthafteste und dringlichste Umweltproblem der Stadt identifiziert. Die Stadt erkannte die Notwendigkeit an, einen Luftqualitätsplan als Schritt zu einem nachhaltigeren Verkehr in der Stadt zu formulieren, um der wichtigsten Quelle der Luftverschmutzung entgegenzuwirken: dem motorisierten Verkehr. Die Planung wird durch die nationale Gesetzgebung unterstützt. Beteiligt sind verschiedene Akteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor, von der lokalen Bevölkerung bis hin zu höheren Ebenen staatlicher Institutionen sowie Hochschulen und Nichtregierungsorganisationen. Neben der Aufstellung des Lokalen Umweltaktionsplans (2010), der Strategie für nachhaltige Entwicklung (2012-2022) und der Verkehrsentwicklungsstrategie der Stadt Kragujevac (2012-2022) sucht die Stadt nach weiteren wirksamen Strategien für saubere Luft. Dabei steht sie vor verschiedenen Herausforderungen, wie z.B. geringes Bewusstsein aller Beteiligten und mangelndes Fachwissen sowie mangelnde Finanzierung.

Während die Mitglieder der Mission Erfahrungen aus der Praxis in Hagen und Heidelberg  vorstellten, wo bereits Umweltzonen eingerichtet wurden oder im Rahmen einer nachhaltigen städtischen Mobilitätsstrategie vorgesehen sind, identifizierten sie während eines Workshops gemeinsam mit lokalen Stakeholdern Schlüsselaktivitäten, wie der Wandel zu einer nachhaltigen städtischen Mobilität in Kragujevac ausgelöst werden könnte.

Es zeigte sich, dass sich die Interventionen auf rechtliche Aspekte sowie auf die Etablierung eines strategischen Prozesses konzentrieren müssen, der Entscheidungsträger und Bürgerinitiativen miteinander vernetzt, um eine solide Grundlage für die Einleitung von Veränderungsprozessen zu schaffen. Dazu sollten neben der verstärkten Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, die Steigerung der Attraktivität des Radverkehrs und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für nicht-motorisierte Verkehrsmittel gehören.

Vorgeschlagene Eckpunkte für eine Agenda Nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität in Kragujevac sollten umfassen:

  • Integriert denken und handeln: Stadtentwicklung, Bauen, Mobilität, Wirtschaft, Klima,- Energie-, Abfall-, Wasser,- Bodenmanagement sollten im Zusammenhang betrachtet und geplant werden.
  • Die bestehende Bahnlinie sollte nicht als Trennung begriffen, sondern als Hauptentwicklungsachse für ÖNV-Entwicklung geplant werden.
  • Zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs sollten die Dienstleistungen durch private Transportunternehmen in längeren Zeiträumen ausgeschrieben werden. Die Leistung sollte nach der tatsächlichen Zahl der Fahrgäste abgerechnet werden.
  • Geeignete Anreize für die städtische Bevölkerung zur Nutzung des ÖNV und ebenso für sozial schwache Bevölkerungsgruppen, könnten durch Umwelt-, Familien- und Schülertickets geschaffen werden.
  • Die „Auto-Vorrang“-Politik sollte beendet werden! Vielmehr sollten Grünzonen erhalten, Parkmöglichkeiten verknappt und verteuert, Park- Angebote nach Schadstoffklassen differenziert werden.
  • Die Einrichtung einer Umweltzone sollte bei Erreichen kritischer EU-Grenzwerte erfolgen.
  • Zur Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrs sollte die erforderliche Infrastruktur geschaffen werden.
  • Die Stadtverwaltung und städtische Bedienstete sollten eine Führungsrolle und Vorbildfunktion übernehmen, z.B. durch die Umstellung auf Car-sharing, Elektroautos oder Fahrräder.
  • Die Schattenwirtschaft aus illegalen Taxis und Minibussen muss deutlich reduziert werden, um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen.
  • Während die politische Lobbyarbeit für den Transformationsprozess in Verbindung mit einem Kommunikationskonzept und aktiver Medienarbeit intensiviert werden muss, sollte die Regulierungsbehörde zur Überwachung der getroffenen Maßnahmen gestärkt werden.

Alle Maßnahmen sollten in naher Zukunft in die Ausarbeitung eines Plans für nachhaltige städtische Mobilität (Sustainable Urban Mobility Plan) münden.

 
Alle Fotos: © Ralf-Rainer Braun

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