Neustrukturierung des Abfallsektors

Stärkung des Informellen Sektors für die Sammlung, Sortierung und Aufbereitung von Siedlungsabfall

ExpertInnen-Entsendung im Oktober 2017 nach Nairobi, Kenia

Michael Paulus von der Berliner Stadtreinigung hat als Fachexperte aus dem Bereich Abfallwirtschaft im Auftrag der internationalen Städteplattform Connective Cities an der Expertensendung teilgenommen. Ntombozuko Bekwa, eine Expertin von Pick it up aus Johannesburg ergänzte das Team.

Die Expertenentsendung wurde im Anschluss an einen lokalen Projektworkshop zum Thema „Community-based Solid Waste Management“, der im Januar 2017 ebenfalls in Nairobi stattgefunden hat, durchgeführt. Dem Workshop und der Expertensendung vorausgegangen waren zwei Connective Cities Projektwerkstätten im Jahr 2015 in Daressalam und in Nairobi. An den Projektwerkstätten haben rund 30 PraktikerInnen aus Ländern der Region Sub-Sahara Afrika u. a. Zimbabwe, Tansania, Kenia, Südafrika, Kongo und Lesotho sowie Experten aus Deutschland teilgenommen. In den Projektwerkstätten wurden die Herausforderungen der Abfallwirtschaft in den Ländern Sub-Sahara-Afrikas identifiziert. Durch Aktionspläne, Projektskizzen und Projektideen wurden Lösungsansätze aufgezeigt, aus denen klar definierte Projekte hervorgegangen sind. Der gemeinsam durch Nairobi City County und Connective Cities im Januar 2017 durchgeführte Workshop hatte das Thema "Community-based Solid Waste Management in Nairobi". Ziel war die Entwicklung eines Aktionsplans zur Stärkung des informellen Sektors in der Abfallwirtschaft. Wie in vielen andern Schwellen- und Entwicklungsländern sind auch in Nairobi zahlreiche Menschen des informellen Sektors in der Abfallwirtschaft tätig. Dies ist immer dann evident, wenn es keine Sammlung durch die Kommune gibt. Schätzungsweise gibt es in Nairobi ca. 200 lokale Initiativen (Community-based-Organisations; CBO´s) im Bereich der Abfallwirtschaft. Die Initiativen sind sowohl in der Größe als auch in ihren Strukturen sehr heterogen. Ziel der Initiativen ist es, durch ihre Aktivitäten ein geregeltes Einkommen zu erhalten. Den Initiativen fehlt es jedoch bereits an der notwendigen Grundausstattung zum Aufbau von Sammelstrukturen selbst in kleinem Maßstab. Hierzu zählen z.B. Arbeitsschutzbekleidung, Sammelkarren, Transportgefäße, Sammelbehälter etc. Nach der Sammlung in den privaten Haushalten wird der Abfall zu zentralen Sammelplätzen gebracht, die unzureichend ausgestattet sind. In der Regel mangelt es an ausreichend großen Flächen, einer befestigen Bodenplatte für die sichere Zwischenlagerung der Abfälle, an Möglichkeiten für eine erste grobe Sortierung, an Schreddern für die Zerkleinerung von Kunstoffen, aber auch an einfach ausgestatteten Toiletten und kleinen Büros. Die CBO´s verfügen über keine Möglichkeiten für den Transport der Abfälle zur Deponie und sind hier auf die Unterstützung der Kommune bzw. von privaten Unternehmen angewiesen. Bleibt der Transport aus, werden die Abfälle zum Teil direkt vor Ort verbrannt, was zu hohen Schadstoffemissionen führt. Die Möglichkeiten für die Trennung und den anschließenden Verkauf von Rohstoffen werden aufgrund fehlender Informationen, Sammelmöglichkeiten und mangelnder Kontakte zu Abnehmern, nicht ausgeschöpft. 

Michael Paulus unterstützte das Ziel der lokalen Verantwortlichen in Nairobi, ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Verbesserung der Situation des informellen Sektors zu entwickeln. Hierzu wurde eine detaillierte Projektplanung erarbeitet, die als Basis für eine mögliche Finanzierung des Projekts durch Dritte dienen kann. Im Rahmen der Projektplanung wurde basierend auf der Ausgangsituation die Zielstellung beschrieben, die notwendigen Arbeitspakete und Meilensteine abgeleitet und eine Ressourcen- und Budgetplanung erstellt.

In der ersten Stufe des Projektes werden drei ausgewählte CBO´s mit dem erforderlichen Equipment und der Basisinfrastruktur für die ordnungsgemäße Sammlung, die Behandlung und den Transport der Abfälle ausgestattet. Parallel hierzu werden auch die Strukturen und die Prozesse neu ausgerichtet. Das Ergebnis ist eine geordnete Aufbaustruktur und Ablauforganisationen in den ausgewählten CBO´s, so dass diese professionell und geschäftsorientiert arbeiten können. Soll der Transport des Abfalls zu den Deponien ebenfalls durch die CBO´s erfolgen, müssen diese mit Lastwagen ausgestattet werden. Teure Geräte können dabei von mehreren CBO´s gemeinsam genutzt werden.

In den ausgewählten Gebieten trägt der informelle Sektor anschließend zu einer deutlich wahrnehmbaren Verbesserung im Erscheinungsbild der Stadt bei und bildet die Grundlage für den weiteren Aufbau einer funktionierenden Abfallwirtschaft. Die neu ausgerichteten CBO´s dienen als Multiplikatoren für den anschließenden Roll-Out. Basis für den Roll-Out ist der Erfahrungsaustausch zwischen den CBO´s. Hierzu werden im Rahmen des Projekts geeignete Kommunikationsmöglichkeiten und Plattformen geschaffen. Die CBO´s sollen gegenseitig voneinander lernen.

Um den nachhaltigen Erfolg des Projekts zu gewährleisten, werden die Strukturen im Nairobi City County ebenfalls überdacht. Die fachliche Betreuung des informellen Sektors muss zukünftig stärker als bisher durch die Verwaltung wahrgenommen werden. Der Aufbau und die Finanzierung der hierzu erforderlichen Ressourcen ist daher ebenfalls ein wesentlicher Teil des Projekts.

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