Virtueller Fachaustausch zur Revitalisierung des Flusses Diohtianets

Mehrere kommunale Akteure der ukrainischen Stadt Vinnytsia kamen zu einem virtuellen Austausch mit deutschen Fachleuten zusammen, um über die Revitalisierung des städtischen Flusses zu diskutieren.

Die ukrainische Stadt Vinnytsia entwickelte die Projektidee "Revitalisierung und Umgang mit kleineren Flüssen in Vinnytsia" im Rahmen der Connective Cities Dialogveranstaltung "Klimawandelangepasste Stadtentwicklung", die im September 2019 in Dortmund stattfand. Darüber hinaus nahm die Stadt im Rahmen des Lernprozesses zur Klimaresilienz für die Region Südosteuropa und Kaukasus an zwei Connective Cities Veranstaltungen teil (virtuelle Dialogveranstaltung im Juni 2020 und Projektplanungsworkshop im Oktober 2020), wo sie sich mit regionalen Experten über die Projektidee austauschen konnte.

 

Die spezifische Projektidee von Vinnytsia wurde von Connective Cities im Rahmen eines virtuellen lokalen Projektworkshops über drei Sitzungen im November 2020 unterstützt. Die Zeit zwischen der ersten Connective Cities-Veranstaltung und dem virtuellen lokalen Projektworkshop wurde von der Stadt Vinnytsia genutzt, um den Bürgermeister über die Projektidee zu informieren und seine Unterstützung zu gewinnen, sowie relevante lokale Akteure zusammenzubringen. Darüber hinaus schuf die Stadtverwaltung eine Koordinationsrolle für dieses Projekt beim Vinnytsia Institute for Urban Development (dem lokalen städtischen Planungsunternehmen, das für strategische lokale Projekte und internationale Kooperationen zuständig ist) und ein kleiner städtischer Fluss, der Diohtianets, wurde für das Revitalisierungsprojekt identifiziert.

 

Zu den lokalen Akteuren aus Vinnytsia, die an dem virtuellen Austausch teilnahmen, gehörten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Abteilungen der Stadtverwaltung (Umweltschutz, Versorgungsbetriebe und Landschaftsplanung, Architektur und Stadtplanung, Agentur für Raumplanung, Tourismus und Stadtmarketing), zwei Stadträte, ein städtisches Unternehmen (Vinnytsia Institute for Urban Development), eine nationale für das Flussgebietsmanagement zuständige Wasserorganisation (Southern Bug River Basin Management) sowie eine lokale NGO. Der stellvertretende Bürgermeister von Vinnytsia begrüßte alle Teilnehmer am ersten Tag des Austauschs.

Zwei technische Experten der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes berieten die Stadt Vinnytsia sowohl bei der Planung als auch bei den Umweltaspekten des Pilotprojekts. Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband sind als kommunale Wasser- und Abwassermanagementunternehmen in mehreren Kommunen in einem der größten Ballungsräume Europas, zwischen Dortmund und Duisburg, sowie in der benachbarten Region Lippe tätig. Die beiden Experten der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes verfügen über umfangreiche Erfahrungen im postindustriellen Umbau und der Renaturierung des von der Schwerindustrie geprägten Ruhrgebietes. So konnten sie Einblicke in die Planung und Durchführung von Flussrevitalisierungen und in die ökologische Sanierung kleiner Flussgebiete geben

 

In den drei Sitzungen zeigten die deutschen Fachleute anhand praktischer Beispiele, wie der Emscher-Hauptfluss und seine kleineren Nebenflüsse im Ruhrgebiet in der postindustriellen Zeit restauriert wurden. Dazu gehörten Informationen über die Abwasserbehandlung, die Wasserqualität und deren Überwachung sowie die Kartierung der Flusseinleitungsstellen und mögliche Kontaminationsquellen. Wichtige Aspekte wie Biodiversität, Fließgewässerentwicklung wie auch die Entwicklung der Flüsse als Erholungsgebiete und die Bürgerbeteiligung in diesen Projekten wurden ebenfalls dargestellt und diskutiert. Die deutschen Fachleute konnten sich außerdem mittels eines Videos ein besseres Bild von dem Flussgebiet in Vinnytsia machen, das mit Hilfe einer Drohne aufgenommen wurde und die Vielfalt der Flusslandschaft sowie seiner kommunalen Umgebung über die gesamte Flusslänge bestmöglich darstellt. Anhand dieses Videos konnten die Experten ihre Erkenntnisse auf den lokalen Kontext ausrichten und Feedback zum Entwurf des Projektplans geben, der von der Stadt Vinnytsia für den Fluss Diohtianets entwickelt wurde.

 

 
  

Als Ergebnis des Workshops wird die Stadt Vinnytsia den für den Pilotfluss entwickelten Projektplan einschließlich einer vorläufigen Kartierung des Wasserlaufs und seiner Einleitungsstellen anpassen. Die Kolleginnen und Kollegen aus Vinnytsia werden nun diskutieren, welche der verschiedenen Optionen zur Verbesserung der Wasserqualität des Flusses für ihren lokalen Kontext am besten geeignet ist. Darüber hinaus war der Austausch für die ukrainischen kommunalen Vertreterinnen und Vertreter eine Bestätigung, dass die Flussrevitalisierung der richtige Weg ist, um mit den lokalen Flüssen weiterzukommen, anstatt Optionen wie die Schließung und Betonierung der Flüsse zu erwägen. Diese Erkenntnis hängt insbesondere mit den erfolgreichen deutschen Erfahrungen zusammen. Schließlich trug die Beteiligung eines so breiten Spektrums lokaler Stakeholder (aus mehreren kommunalen Abteilungen und von anderen lokalen Akteuren) zu einem sehr lebendigen und produktiven Austausch bei. Dieselbe Gruppe von Interessenvertretern traf sich eine Woche nach dem virtuellen Austausch im Rahmen einer Präsenzveranstaltung in Vinnytsia, um die nächsten Schritte des Projekts zu definieren. Das Vinnytsia Institute for Urban Development entwarf für alle Stakeholder, die sowohl am Live- als auch am virtuellen Treffen teilnahmen, einen Flusskalender für 2021 und strebt die Umsetzung des Projekts innerhalb des Jahres an.

Die Lernerfahrungen aus diesem lokalen Connective Cities Projektworkshops werden von der Stadt Vinnytsia in einen EU-Förderantrag der Kommune für die Umsetzung des Pilotprojekts integriert.

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