Das Amt für Umweltschutz der Stadt Kragujevac (Serbien) hat die Luftverschmutzung als das derzeit schwerwiegendste und dringlichste Umweltproblem in der Stadt identifiziert. Die Kommune erkannte die Notwendigkeit der Erstellung eines Plans für Luftreinhaltung und nachhaltigen Transport in der Stadt, welcher der Hauptverursachergruppe, dem motorisierten Verkehr, entgegenwirkt. Neben der Erstellung des Aktionsplans Lokale Umwelt (2010), der Nachhaltigen Entwicklungsstrategie für Kragujevac (2012-2022) und der Transport-Entwicklungsstrategie (2012-2022) sucht die Stadt nach weiteren effektiven Strategien im Bereich der Luftreinhalteplanung. Dabei sieht sich die Kommune mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, wie etwa mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten, eine geringe Wahrnehmung und Akzeptanz aller involvierten Personen und Institutionen sowie ein mangelndes fachliches Wissen. Als Antwort auf diese Herausforderungen lud Connective Cities eine Delegation der serbischen Kommune in Kragujevac vom 20. bis zum 23. August zur Fachinformationsreise "Planning for Clean Air: Implementation of low-emission zones and air pollution control” ein.
Das Programm der Fachinformationsreise richtete sich an kommunale Praktiker und Entscheidungsträger, und unterstützte den Wissens- und Erfahrungsaustausch anhand von guten Praktiken in Deutschland. Es beinhaltete verschiedene Betrachtungsweisen der folgenden vier zentralen Fragen:
Was sind die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen von Umweltzonen?
Was sind die zentralen Aspekte geeigneter politischer und infrastruktureller Planungen für Umweltzonen?
Was sind die geeigneten Governance-Strukturen und Arrangements einer erfolgreichen Luftreinhalteplanung mit Hinblick auf kommunale, regionale und (supra-)nationale Interessensvertreter?
Wie erreicht man öffentliche Akzeptanz und ziviles Engagement für Umweltzonen und welche Innovationen können die Einhaltung von Umweltzonen unterstützen?
Die Fachinformationsreise führte die Besucher aus Kragujevac in die drei nordrhein-westfälischen Städte Hagen, Arnsberg und Dortmund, wo sie von den jeweiligen Umweltämtern beziehungsweise von der Bezirksregierung in Arnsberg empfangen wurden. Ferner beinhaltete das Programm ein Portfolio an Präsentationen und Keynotes der gastgebenden Institutionen, sowie Exkursionen zu diversen Anlaufstellen der Luftreinhalteplanung in den Städten, wie etwa Mess- und Fahrradstationen, sowie erneuerte Fußgängerzonen. Jeder Aufenthalt half den Teilnehmern das Verständnis der Luftreinhalteplanung und des nachhaltigen Verkehrs in diversen lokalen Kontexten und auf verschiedenen Planungsebenen zu vertiefen. Darüber hinaus wurde die Komplexität des gesetzlichen Rahmens der europäischen Union zur Luftreinhaltung und dessen Implementierung auf nationaler und sub-nationaler Ebene mit Hinblick auf Beschwerden und Klagen zivilgesellschaftlicher Akteure diskutiert. Diese betreffen die Überschreitung von Grenzwerten der Luftverschmutzung. Zusätzlich zum vorgegebenen Themenfeld der Luftreinhaltung im Bereich urbaner Mobilität besuchte die Delegation eine Kläranlage sowie ein Projekt zur Renaturierung der Flüsse Ruhr und Möhne als Teil eines thematischen Exkurses in den Bereich der Umweltplanung.
Die deutschen Praktiker präsentierten während den entsprechenden Vorträgen und Exkursionen welche Maßnahmen mit Hinblick auf die Probleme der Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und Transportmittelwahl und Verbraucherverhalten ergriffen werden können. Innovative Formen von Mobilität und neue Verkehrsführungskonzepte, sowie öffentliche Einbindung und Teilnahme stellten exemplarische Schwerpunkte der gezeigten und diskutierten guten Praktiken dar. Ebenso wurde deutlich, dass ein Wandel der Mobilität langwierige Hingabe, sowie eine vorwärtsgewandte Vision der zukünftigen Stadt erfordert. Die Städte Dortmund und Hagen zeigten, dass neue Maßnahmen im Bereich der urbanen Mobilität ebenfalls einen Wandel der Funktionsweise der Stadt, sowie des städtischen Gefüges implizieren: neue, zuvor benachteiligte Teile der Städte können erschlossen und durch das Einbringen neuer Freizeit- und Wirtschaftsaktivitäten transformiert werden, während sich die Abhängigkeit vom Auto und damit die Luftverschmutzung und Lärmbelästigung reduziert.
Am Ende der Fachinformationsreise betonten die Delegierten der Stadt Kragujevac die wertvollen Lern-Erfahrungen aus den interessanten und reichen Diskussionen, Präsentationen und Exkursionen. Als zentrale Schlussfolgerung wurde festgehalten, dass Luftreinhalteplanung einen besonderen Fokus auf eine menschenfreundliche Planung anstelle eines autogerechten städtischen Models impliziert, ebenso wie die umfangreiche Einbindung aller Interessensgruppen inklusive der Kinder. Die Förderung der Gesundheit dient dabei als Hauptanreiz für die Öffentlichkeit. Gleichzeitig brachten die drei deutschen Behörden ihre Freude über die Möglichkeit eines Wissensaustauschs mit einer serbischen Kommune und den daraus entstandenen, anregenden internationalen Lernerfahrungen zum Ausdruck.
Lesen Sie hier das Programmheft zur Fachinformationsreise.
Erstellung Masterplan "Nachhaltige und emissionsfreie Mobilität"
Luftreinhalteplanung: Aufgaben und Aktivitäten
Luftreinhalteplanung: Erfolgskontrolle der Maßnahmen
Luftreinhalteplanung: Praxisbeispiele
Erstellung Masterplan Mobilität 2030
26.10.2020 bis 05.11.2020
Vom 26. Oktober bis 6. November 2020 trafen sich rund 30 kommunale Praktikerinnen und Praktiker aus 11…