„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ ließe sich die Atmosphäre mit Hermann Hesses Worten beschreiben, als sich knapp 70 Fachleute aus der Kommunalpolitik, Kommunalverwaltung und Wissenschaft zu einem ersten Austausch vor genau zehn Jahren im ehemaligen nun stilvoll sanierten Stadtbad von Leipzig zusammengefunden hatten. (Einige Impressionen: https://youtu.be/CA7naV3BFco )
Die Auftaktveranstaltung stand unter dem Motto „Nachhaltige Stadtentwicklung zwischen Ressourceneffizienz und Suffizienz“. Die Leitbegriffe „Effizienz“ und „Suffizienz“ wurden als zwei sich ergänzende Strategien einer nachhaltigen Stadtentwicklung vorgestellt. Der Spannungsbogen in der Diskussion reichte von technologischen Innovationen für ressourcenschonende Entwicklungspfade hin zu sozialen Innovationen, die sich auf die Transformation der gesellschaftlichen und individuellen Lebensstile richteten. Viele der diskutierten Ansätze und Themen haben bis heute nichts an ihrer Bedeutung für die nachhaltige Stadtentwicklung verloren, wie „Hochwassermanagement“, „Energetische Stadtsanierung und energieeffizientes Bauen“, „Revitalisierung kontaminierter innerstädtischer Flächen“, „Bürgerbeteiligung“, „Partizipative, integrierte Stadterneuerung“, „Quartiersentwicklung“ oder „Urban Gardening und urbane Landwirtschaft“. Schon die erste Auftaktveranstaltung erfolgte unter großer internationaler Beteiligung mit Fachleuten aus Südafrika, Kenia, Marokko, Indonesien, China, Kolumbien, Ungarn und Serbien.
Innovativ war auch der Ansatz von Connective Cities selbst. Zu Beginn wurde noch zwischen den beteiligten Durchführungsorganisationen Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, dem Deutschen Städtetag und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit intensiv um die richtige Themensetzung beraten. Auch die Vernetzungsformate mussten zunächst erprobt und weiterentwickelt werden.
Inzwischen hat sich Connective Cities von einem ersten Pilotvorhaben zu einer international vernetzten Städteplattform gemausert. Über 4.000 Fachleute haben in den letzten zehn Jahren an Aktivitäten von Connective Cities teilgenommen. Knapp 3.200 engagieren sich regelmäßig im Rahmen der virtuellen „Connective Cities Community Platform“ wie auch in Rahmen von Präsenztreffen in Form themenspezifischer Arbeitsgruppen.
Über 700 Städte in über 100 Ländern profitieren vom Fachaustausch, Workshops und Beratungsprozessen in über 240 Veranstaltungen. Etwa 90 Projektideen wurden bis zur Umsetzungsreife in kollegialer Beratung im Städtenetzwerk mitentwickelt und unterstützt. Rund 180 Gute Praktiken wurden dokumentiert und veröffentlicht.
Mit Hilfe aller engagierten kommunalen Akteur*innen im Netzwerk konnte Connective Cities in bewegten Zeiten viel erreichen. Diese waren geprägt von den jährlich stärker werdenden Folgen des Klimawandels, der Corona-Pandemie und einer damit einhergehenden Wirtschaftskrise, insbesondere in Ländern des Globalen Südens, sowie einer Zunahme von Kriegen, die immer mehr Menschen zwangen, ihre Heimat aufzugeben und innerhalb oder außerhalb ihres Landes einen sicheren Aufenthaltsort zu suchen.
Connective Cities passte sich diesen Entwicklungen fortlaufend an. Die Austauschformate wurden in diesem Prozess flexibler und vielfältiger. Sie reichen heute von kurzen, ein- bis zweistündigen virtuellen „Insight Sessions“, über lokale Beratungen und Delegationsreisen, über Side Events auf internationalen Konferenzen, bis hin zu einjährigen Lernprozessen mit mehrtägigen Dialogveranstaltungen und Regionalen Workshops sowie zum neuen Format „Deep Dive“, einem zweijährigen Lernprozess mit einer Vielzahl von Austauschformaten.
Auch die gesetzten Themen gingen mit der Zeit. In der ersten Phase, von 2014 bis 2016 standen kommunale Dienstleistungen, Start-Up-Förderung und Katastrophenvorsorge im Vordergrund. In der zweiten Phase, von 2017 bis 2019, intensivierten wir den Austausch um nachhaltige Mobilitätskonzepte und die Unterstützung der Kommunen in den Nachbarstaaten Syriens bei der Aufnahme Geflüchteter, zum Beispiel durch die Entwicklung von Projektideen für Inklusion, Stadtteilentwicklung und lokale Wirtschaftsförderung.
„Bei Connective Cities kommen viele kommunale Fachkräfte zusammen, um sich über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen auszutauschen, vor denen sie stehen. Ich fand, dass die Online-Diskussionen sehr offen waren und die Teilnehmenden nicht nur ihr Fachwissen präsentieren, sondern auch ehrlich über ihre Probleme berichten wollten. Gerade in Krisenzeiten ist die Versuchung groß, sich von anderen abzuschotten. Connective Cities ist ein wichtiges Dialogforum und fördert das Voneinander-Lernen. Für mich ist dieser Dialog ein besonders vielversprechendes Instrument, um aus der Krise zu kommen.“
Soo-Jin Kim, Leiterin der Urban Policies and Reviews Unit der OECD im Juli 2021
Die dritte Phase von 2020 bis 2022 war zunächst geprägt durch die Corona-Pandemie. Im Jahr 2020, als Reisen nicht mehr uneingeschränkt möglich waren, intensivierten wir massiv den virtuellen Austausch. Dadurch entstand ein sich gegenseitig unterstützender internationaler Dialog, der alle Facetten der Pandemie-Bekämpfung abdeckte. Seitdem die Pandemie abgeflaut ist, fokussieren wir uns in unserer Arbeit vor allem auf „Stadtentwicklung und Klimawandel“, als Querschnittsthema von der „Katastrophenvorsorge“ und „Schwammstadtkonzepten“, über „Energieeffizienz und Erneuerbare Energien“ sowie „Nachhaltiges und erschwingliches Bauen“ bis hin zu „Gender in Krisenzeiten“. Zudem unterstützen wir ukrainische Kommunen während des Krieges dabei, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und Kapazitäten für den Wiederaufbau zu entwickeln.
„Der Lernprozess zum Thema Hochwassermanagement von Connective Cities war eine gute Gelegenheit für unsere Stadt, sich zu vernetzen. Wir konnten hier Verbindungen aufbauen mit Kollegen, die sehr viele Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Thema hatten. Wir lernten sehr viel von den anderen Städten und auch von den Experten, die anwesend waren, wie z. B Dr. Johannes Belle von der University of the Free State in Südafrika. Mir wurde dadurch das Thema in seiner ganzen Tiefe viel verständlicher. Wir haben auch sehr profitiert von den Präsentationen und Gesprächen mit den Leuten von der EIB, die uns klarmachten, was für einen Antrag wichtig ist. Last but not least: wir profitierten sehr vom Peer Learning Prozess, bei dem die anderen Kollegen ihren Input zu unserem Projekt gegeben haben! Wir freuen uns darauf, noch viel mehr bei Connective Cities zu lernen. "
Mrs. Evelyn Musonda, Senior Community Development Officer, Department of Housing and Social Services, Lusaka City Council, Zambia
Die Arbeit von Connective Cities wurde inzwischen international von wichtigen Institutionen anerkannt. So betont die OECD in ihrer Studie „Reshaping Decentralised Development Co-operation in Germany“ im April 2023, dass Connective Cities „den weltweiten Austausch von kommunalem Fachwissen fördert und den auf die Bedürfnisse von Kommunen ausgerichteten Lern- und Fachaustausch zwischen deutschen und internationalen städtischen Praktikern unterstützt.“
"Das Thema „nachhaltiges Bauen mit naturbasierten Rohstoffen“ bzw. „ökologisches Bauen“ wurde zum Zeitpunkt des Präsenzworkshops von Connective Cities sehr intensiv in der Stadtverordnetenversammlung Potsdam besprochen und mündete letztendlich in dem Beschluss „23/SVV/0630 – ökologisches Bauen für kommunale Unternehmen“. Darin werden strenge Vorgaben für die Nutzung von dem nur begrenzt verfügbaren Rohstoff Holz, unter Beachtung der Regeln für nachhaltige Produktion und Ernte festgeschrieben. Durch den erweiterten Kick-Off-Workshop wurden zahlreiche Stadtverordnete zu dem Thema und dessen Spezifika besonders sensibilisiert. Der Beschluss wäre vermutlich ohne den fachlichen Input durch Connective Cities nicht in dieser Form gefasst worden. Dies ist ein tolles Ergebnis."
Cordine Lippert, Bereichsleitung Koordinierungsstelle Klimaschutz, Koordinierungsstelle Klimaschutz, Landeshauptstadt Potsdam und Pete Heuer, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Potsdam
In den folgenden Monaten werden wir auf einige Erfolgsgeschichten, Schlaglichter und Lernprozesse aus unserer Arbeit der letzten 10 Jahre zurückblicken. Unter anderem werden folgende Themen näher beleuchtet: „Risikoinformiertes Hochwassermanagement in Subsahara Afrika, „Lokalisierung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 auf kommunaler Ebene“, „Aktion für kühlere Städte: Wege zur Kohlenstoffreduzierung in Gebäuden und zur Verbesserung des thermischen Komforts im Freien in der MENA-Region“, „Optionen für nachhaltige Energien in Südosteuropa“, „Nachhaltige Mobilitätskonzepte in Lateinamerika“ sowie „Abfall- und Kreislaufwirtschaft“.
Und natürlich berichten wir fortlaufend über unsere aktuellen Aktivitäten.
Bleiben Sie in Kontakt und machen Sie mit!