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27.11.2023

Wiederaufbauen, aber besser!

Unter dem englischen Schlagwort #builtbackbetter veranstaltete Connective Cities auf der sechsten deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz in Leipzig am 14. November 2023 ein Fachforum unter dem Titel „Integrierte Stadtentwicklung für den Wiederaufbau – planen und umsetzen“.

Paneldiskussion mit deutschen und ukrainischen Teilnehmenden | Foto: Connective Cities

Von deutscher Seite stellten die Stadtplanungsämter der Städte Münster und München aktuelle Beispiele von integrierter Stadtentwicklung vor. So wurde klar, dass „integriert“ sowohl von der Raumplanung bis zum partizipativen Design eines Platzes alle Ebenen umfasst. Um diese Ebenen miteinander zu verbinden, setzt München auf die Entwicklung Fachleitlinien (Klimaanpassung /schwamm Stadt, Vermeidung Hitzeinseln, Mobilität, starke Wohnquartiere) und die Definition von Handlungsräumen. Münster setzt vor allem auf das Instrument der Zentrenfonds (kleinere Summen zur Förderung neuer Ideen zur Umgestaltung, einfache Beantragung) und die Aufwertung der Innenstadt als Freizeit und Aufenthaltsort.

 

Die Beispiele aus der Ukraine zeigten, dass integrierte Stadtentwicklung trotz Krieg und Wiederaufbau weiterhin forciert werden kann.

Anschaulich erläuterte Svitlana Usychenko von der Organisation Ro3kvit die Grundsätze der integrierten Stadtplanung im Zuge des Krieges und des Wiederaufbaus.

So stellte Mykolaiv dar, wie sie trotz fehlender Wasserversorgung integrierte Stadtplanung voran treiben. Sergey Kurinev, Deputy Mayor Mykolaiv stellt den Masterplanprozess in Mykolaiv dar (siehe Bild).

Die Stadt Vinnitsya zeigte, wie sie vor dem Krieg durch Instrumente der integrierten Stadtentwicklung zur lebenswertesten Stadt der Ukraine gekürt wurde. Heute hat die Stadt sehr viele Binnenflüchtlinge und schafft es, durch die Netzwerke und Methoden der integrierten Stadtentwicklung (Partizipation, Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren) die Lebensqualität der Geflüchteten und Bewohner aufrecht zu erhalten.

Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass der Fokus in der Ukraine nun vor allem auf Fragen der Resilienz liegt und große Summen notwendig sind, um die Städte wieder aufzubauen. Desweiteren wurde klar, dass durch die Zentralisierung im Zuge des Krieges und durch die finanziellen Abgaben der Kommunen für das Militärbudget die kommunale Selbstverwaltung stark eingeschränkt ist. Deutsche Kommunen bekräftigten ihren Willen zur Unterstützung und zur Zusammenarbeit im Rahmen der kommunalen Partnerschaften, um integrierte Stadtentwicklung auch im Zuge des Wiederaufbaus zu berücksichtigen.

Die sechste deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaftskonferenz war sehr prominent besetzt. Neben Beiträgen von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmar kamen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und - per Video zugeschaltet - Ukraines Präsident Wolodomyr Selenskyj zu Wort, die vor einem Jahr gemeinsam die Schirmherrschaft über das Partnerschaftsnetzwerk übernommen haben.

Das Motto der Partnerschaftskonferenz „Gemeinsam für Europa: Solidarität, Wiederaufbau, Zukunftsperspektiven“ zog sich wie ein roter Faden durch alle Beiträge. Die ukrainische Seite verwies dabei auf die Bedeutung der deutschen Unterstützung.

„Ohne europäische Hilfe kann die Ukraine nicht überleben. Aber von der Ukraine hängt auch die Zukunft Europas ab. Ein demokratisches Europa braucht eine starke Ukraine“, so Vitaliy Klitschko, Bürgermeister der Stadt Kyjiw und Vorsitzender der Association of Ukrainian Cities

Die deutsche Seite betonte, dass sie fest an der Seite der Ukraine stehe und mit der Unterstützung nicht nachlassen werde. Dabei kommt den Kommunen eine besondere Rolle zu.

„Jede Städtepartnerschaft einer deutschen mit einer ukrainischen Gemeinde stärkt Verbindungen nach Europa. Jede dieser Städtepartnerschaften hilft, den Weg der Ukraine in die Europäische Union zu bereiten.“ beschrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier diese Bedeutung.

Ca. 550 Repräsentant*innen von Städten, Landkreisen und Verbänden waren der Einladung zur sechsten deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz gefolgt, um zwei Tage lang Strategien für den Wiederaufbau zu diskutieren und bis zu 500 weitere Personen verfolgten die Diskussionen über den Livestream. Dabei wurde auch das Netzwerk gestärkt und zwei neue deutsch-ukrainische Städtepartnerschaften besiegelt. Seit Kriegsbeginn ist die Zahl dieser Städtepartnerschaften von 76 auf 190 angewachsen - auch dies ein Zeichen der großen Solidarität.

Gerade in der passgenauen Unterstützung und damit effizienten Mittelverwendung, durch den so wichtigen Know How- und Technologietransfer können Städte und Landkreise gezielt den Wiederaufbau gestalten und auch mit ihren Hochschulen, Kliniken und Unternehmen der kommunalen Daseinsvorsorge einen entscheidenden Beitrag leisten.


erstellt von:
Marie Chalotte Watermann, Burkhard Vielhaber, Connective Cities


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