Extreme Unwetter führten im Juli 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu extremen Sturzfluten und massiven Überschwemmungen. Besonders betroffen war das Ahrtal, wo mehr als 135 Menschen aufgrund der Flutkatastrophe starben und über 800 Menschen verletzt wurden. Viele Bewohnerinnen und Bewohner verloren ihr Zuhause – über 9.000 Gebäude wurden von Wassermassen des ansonsten kleinen Flusses Ahr zerstört oder stark beschädigt.

Schnell wurde klar: Viele Menschen werden auf absehbare Zeit keine Unterkunft haben. Die Vorkehrungen des Katastrophenschutzes sind in der Regel aber meist nur auf kurze Zeiträume von mehreren Tagen, nicht aber Wochen oder Monate ausgelegt.

Die Gemeinde Grafschaft, nur wenige Kilometer von der Ahr entfernt, war weniger massiv vom Hochwasser betroffen und wurde zu einem Drehkreuz für Hilfsaktivitäten.

Die Gemeinde Grafschaft stellte eigenes Gelände zur Verfügung, auf dem einige Monate nach der Flutkatastrophe der Verein „Haribo hilft“ des ortsansässigen Süßwarenherstellers Haribo 25 temporäre, winterfeste Tiny Houses aufstellen ließ. Die Häuser sind 33 Quadratmeter groß und verfügen über zwei Schlafräume, einen kombinierten Wohn-/ Küchen- und Essbereich sowie ein Bad.

Ende 2022 entstand neben den Tiny Houses ein 140 Quadratmeter großes Gemeinschaftshaus, wo sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Tiny Houses und andere Flutopfer treffen können. Auch finden sie dort niederschwellige Beratungs- und Betreuungsangebote des Wohlfahrtverbands Caritas. Finanziert wurde das aus Polymerbeton-Steinen und Holz gebaute Haus durch Spenden der polnischen Caritas.

Die Aufbauzeit der Tiny Houses und des Gemeinschaftshauses war vergleichsweise sehr kurz. Dies lag unter anderem daran, dass es sich bei den Gebäuden um temporäre Lösungen für Flutopfer handelte und daher aufgrund einer Sonderregelung keine Baugenehmigung eingeholt werden musste.

In der akuten Notsituation gelang es sehr gut, dass Kommune (Grafschaft), ein Wohlfahrtsverband (Caritas) und die Privatwirtschaft (Haribo in Form des Vereins „Haribo hilft“) ihre Ressourcen und Kompetenzen bündelten und damit schnell Hilfe leisteten.