Padang und ihre deutsche Partnerstadt Hildesheim haben sich für die Teilnahme an dem Programm "Fachkräftefonds für kommunale Partnerschaften weltweit" von GIZ und SKEW entschieden, das kommunale Partnerschaften berät und Fachkräfte zur Unterstützung entsendet. Nachdem die Fachkraft ihre Arbeit im Umweltamt von Padang aufgenommen hatte, wurde jedoch schnell deutlich, dass eine vollständige Flusssanierung innerhalb der zweijährigen Projektlaufzeit nicht umsetzbar war: Der hohe Grad der Wasserverschmutzung in Kombination mit einer großen Menge an Abfällen machten es fast unmöglich, diese Herausforderung in naher Zukunft zu bewältigen. Obwohl regelmäßige kollektive Aufräumaktionen von der Stadtverwaltung organisiert wurden, mangelte es an einem systematischen Ansatz und trotz der hohen Bevölkerungszahl gab es kein städtisches Amt für Abfallwirtschaft.

Die ersten Schritte bestanden darin, die verfügbaren Daten sowie die tatsächliche Situation vor Ort zu erfassen und zu analysieren.  Darüber hinaus mussten alle relevanten Akteure identifiziert werden, um festzustellen, wer welche Aufgaben, Zuständigkeiten und Erfahrungen hatte.

Es stellte sich bald heraus, dass bereits eine nationale Flussüberwachungsstrategie entwickelt worden war und dass es bereits zuverlässige Monitoringdaten für den Fluss Arau gab. Allerdings wurden diese Daten bisher nicht als Grundlage für politische Entscheidungen genutzt. Aus diesem Grund bestand der zweite Schritt darin, die gesammelten Daten auf eine weniger komplizierte und weniger technische Art und Weise darzustellen, so dass sie auch für Fachfremde gut verständlich waren. Gleichzeitig wurden die vorhandenen Informationen mit Daten aus Felduntersuchungen und Expertenmeinungen aus Padang verglichen und angereichert.

Während des gesamten Prozesses traf sich die Fachkraft mit allen wichtigen Akteuren, um ihnen die aktuellen Daten zu präsentieren. Des Weiteren war es ebenso wichtig, mit Mitgliedern der Stadtverwaltung und lokalen Politikern über die Ursachen der Verschmutzung zu sprechen.

Eine große Herausforderung bei der Planung grundlegender Abfallwirtschaftungsstrukturen in Padang bestand darin, dass in der Umweltabteilung der Stadt Padang nur wenig Wissen darüber vorhanden war, wie beispielsweise eine Kompostieranlage oder eine Kläranlage funktioniert. Um die Funktionsweise solcher Anlagen zu demonstrieren und den Beamten in Padang Wissen zu vermitteln, war ein Besuch in der Partnerstadt Hildesheim geplant. Im Jahr 2021 führte die weltweite Covid-19-Pandemie jedoch zu erheblichen Reisebeschränkungen und machte einen persönlichen Besuch in Deutschland unmöglich. So entstand die Idee einer virtuellen Besichtigung. In zwei Online-Sitzungen besuchten mehrere kommunaler Vertreter*innen aus der Stadt Padang, aber auch aus anderen indonesischen Gemeinden, sowohl die Kompostierungsanlage als auch die Kläranlage in Hildesheim. Die beiden Besuche wurden mit Hilfe von Dolmetschern, Experteninterviews und praktischen Beispielen erleichtert. Alle Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den lokalen Experten für Abfall- und Wasserwirtschaft zu sprechen.

Ein Jahr später, nachdem die Reisebeschränkungen aufgehoben worden waren, fand ein persönlicher Besuch mehrerer kommunaler Vertreter*innen des Umweltamtes von Padang in Hildesheim statt und ergänzte die zuvor bei den Online-Besuchen gewonnenen Erkenntnisse. Darüber hinaus berieten Beamte der Stadt Hildesheim Padang darüber, wie Padang mithilfe der Einführung einer Abfallgebühr ein kommunales Amt für Abfallwirtschaft aufbauen kann.

Eine der wichtigsten Lehren aus dem Experteneinsatz in Padang war die Entwicklung innovativer und praktischer Lösungen zur Anpassung an die Situation vor Ort: Nachdem sich herausstellte, dass nicht die Arbeit eines Hydrologen, sondern die eines Abfallwirtschaftsexperten erforderlich war, wurde der Ansatz schnell auf Abfallwirtschaft und -reduzierung umgestellt. Die Partnerstadt Hildesheim und die dortige Abfallwirtschaft spielten eine entscheidende Rolle, indem sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den Partnern in Padang teilten und während des gesamten Projekts ihre Unterstützung anboten.

Darüber hinaus führten die Reisebeschränkungen zur Erprobung des Formats der Online-Besichtigungen, das sich als äußerst gewinnbringend erwies. Da dieser Ansatz eine sinnvolle Ergänzung zu den persönlichen Besuchen darstellt und nicht nur eine Kostenreduzierung, sondern auch die Einbeziehung einer größeren Anzahl von Personen ermöglicht, wurden die Online-Besichtigungen erfolgreich auch von anderen kommunalen Partnerschaften mit Fachkrafteinsätzen übernommen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass ein häufiger und enger Austausch mit der deutschen Partnerkommune und die Einbindung relevanter Institutionen oft entscheidend für den Erfolg von Projekten ist, auch wenn sie nicht direkt mit der Partnerschaftsarbeit zu tun haben: Der Erfahrungsaustausch zwischen Hildesheim und Padang führte zu einer Steigerung der fachlichen Kompetenzen in Padang und zu einer Verbesserung der interkulturellen Kompetenzen bei den Partner*innen in Hildesheim.