Gütersloh ist eine Stadt im Nordwesten Deutschlands und besitzt über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Angesichts der COVID-19-Pandemie war es für die Stadt unerlässlich, effiziente technologische Lösungen zu entwickeln, die die Ausbreitung des Virus kontrollieren und den Schutz der Bevölkerung gewährleisten sollen.
Aufgrund eines COVID-19-Ausbruchs in einem Schlachthof einer Nachbargemeinde von Gütersloh stieg die Zahl der Fälle bis Juni 2020 sprunghaft an. Etwa 1000 Arbeitskräfte lebten in 500 Wohnungen, die der Stadt bis dahin nicht bekannt waren. Zusammen mit den Familienangehörigen mussten rund 2000 Bewohnende (Gütersloherinnen und Gütersloher) für 14 bis 28 Tage in Quarantäne gehen.
Um diese kritische Situation schnell und effektiv zu bewältigen, baute ein Team der Stadtverwaltung eine simple und leistungsstarke virtuelle Krisenmanagement-Plattform auf.
Diese virtuelle Plattform ermöglichte es, die Situation ferngesteuert zu managen, ohne die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefährden zu müssen.
Zu den täglichen Aufgaben der Stadt Gütersloh gehörten:
Die verschiedenen Kommunikationsmittel der Plattform ermöglichten eine niedrigschwellige Vernetzung aller Akteurinnen und Akteure sowie eine einfache Echtzeitkommunikation in Gruppen. Darüber hinaus wurden zur Erfassung der 500 Quarantänestandorte geografische Informationssysteme (GIS) eingesetzt, in denen alle Informationen in Form einer virtuellen Karte gespeichert wurden. Schließlich wurde die geobasierte Management-App (VoluMap) entwickelt, durch die der spontane Arbeitseinsatz von Freiwilligen, mit dem Einsatz der Gemeinde in Echtzeit verknüpft und viele zusätzliche Helferinnen und Helfer gewonnen und zielgerichtet koordiniert wurden und werden.
Die aktuellen Krisen (COVID-19, Hochwasser, Starkregen, Dürre, ...) zeigen, dass das Thema Krisen- und Risikomanagement in vielen deutschen Kommunen präsent ist. Allerdings stehen viele Gemeinden noch am Anfang - Strukturen und Prozesse müssen noch ausgebaut und auf breiterer Ebene etabliert werden.
Die Erfahrungen der Stadt Gütersloh zeigen, wie wichtig es ist, mit einem integrierten Risikomanagement zu beginnen, bevor Krisen eintreten. Alle relevanten Akteurinnen und Akteure müssen in offener Runde zusammengebracht werden, um einen strukturierten Austausch untereinander zu ermöglichen. Um die Krisenvorbereitung zu erleichtern, könnten u.a. Simulationsspiele durchgeführt werden, die es den Beteiligten ermöglichen, Krisenszenarien im Voraus zu visualisieren.
Darüber hinaus erfordert Krisenmanagement bereits im Vorfeld bestimmte Ressourcen: Personal, Budget, Struktur- und Prozessorganisation sowie klare Verantwortlichkeiten und Kompetenzen.
Letztlich muss hervorgehoben werden, dass trotz der hohen Relevanz von zentral organisierten Krisenstäben die Verantwortung dezentral bei Fachabteilungen liegen muss, mit klaren Personalzuweisungen.
Wie diese gute Praktik zeigt, ist Digitalisierung ein Werkzeug, das das Krisenmanagement enorm erleichtert und zur Bewältigung komplexer Situationen beitragen kann und damit die Bedürfnisse der Menschen besser erfüllt. Andere Kommunen könnten von der Einführung ähnlicher Prozesse und (digitaler) Werkzeuge profitieren, bevor (!) neue Krisensituationen entstehen.
Disaster management in German local governments
Präsentation von Dipl.-Ing. Henning Schulz
Interview mit Henning Schulz: Digitalisierung:
"Sie sollten Ihre eigene digitale Agenda entwickeln. Und zwar immer individuell für Ihre Stadt."
YouTube-Video auf Englisch
VoluMap - Gütersloh
https://www.volumap.de/guetersloh.html
Stand: 31.03.2022
Dipl.-Ing. Henning Schulz
Freiberuflicher Berater
Bürgermeister a. D. von Gütersloh
info(at)henningschulz-gt.de
www.henningschulz-gt.de