Abläufe besser koordinieren, Prozesse eindeutig definieren und relevante Akteure vernetzen – das sind die wesentlichen Merkmale einer generischen Einsatzplanung. Sie bildet die Grundlage für das erfolgreiche Management biologischer Gefahren. Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales hat ein einheitliches Modell entwickelt, das sich auf unterschiedliche Krisenszenarien übertragen lässt.
Der Schutz der Bevölkerung vor biologischen Gefahrenlagen zählt weltweit zu den dringlichsten Aufgaben von Städten. Dabei geht es vor allem um die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, Pandemien und hochkontagiösen lebensbedrohlichen Erkrankungen (HKLE). Vor allem Infektionskrankheiten, die bislang noch kaum oder gar nicht bekannt sind, stellen eine große Herausforderung für Mediziner und relevante Akteure des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes dar. Ein großes Problem sind dabei insbesondere Erreger, die nicht durch Körperkontakt (wie z.B. Ebola), sondern durch die Luft übertragen werden wie etwa das Virus MERS-CoV, das erst im Jahr 2012 identifiziert wurde. Experten gehen davon aus, dass die Zahl solcher Infektionskrankheiten zunehmen wird. Daneben müssen insbesondere Länder, die durch ihre geographische Nähe zu militärischen Krisenregionen – wie etwa Jordanien – auf mögliche bioterroristische Anschläge vorbereitet sein.
Die Bekämpfung von Infektionskrankheiten und das Management von Krisensituation erfordern ein hohes Maß an Entscheidungen und koordinierenden Strukturen sowie den engen Austausch aller beteiligten Akteure. Hierzu zählen unter anderem Gesundheitsämter, Rettungsdienste, Krankenhäuser wie auch Polizei und Entsorgungsdienste. Alarm- und Einsatzpläne, die auf kommunaler Ebene festgelegt werden, sollen Krankenhäuser sowie relevante Institutionen und Organisationen dabei unterstützen, bei Gefahrenlagen notwenige Schritte zur Eindämmung einzuleiten und Maßnahmen aufeinander abzustimmen. Bedeutsam ist hierbei vor allem auch, die Schnittstellen der Einsatzplanung zu vernetzen. In den meisten Kommunen existieren jedoch viele unterschiedliche, zum Teil sehr unübersichtliche und oft veraltete Leitfäden.
Experten aus den unterschiedlichen Bereichen des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes sind sich einig darüber, dass das erfolgreiche Management von biologischen Gefahrenlagen in großem Maße von einer standardisierten Einsatzplanung abhängt. Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales hat bereits 2012 eine selbst entwickelte neue Einsatzplanung eingeführt. Das Ziel ist nun, diese möglicherweise auch bei anderen Kommunen und Ländern sowie im Bund zu etablieren. Daneben wird eine internationale Standardisierung angestrebt. Um dies zu erreichen, ist ein stetiger und intensiver Austausch mit möglichst vielen Ländern und Städten von zentraler Bedeutung.
Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales hat abgestimmt mit allen lokalen Akteuren einen generischen Einsatzplan mit einheitlicher Gliederung auf der Grundlage von fünf unterschiedlichen Szenarien, also biologischen Gefahrenlagen entwickelt. Dabei wird zwischen Einzelfallerkrankungen, lokalen und überregionalen Epidemien, Pandemien und sogenannten auffälligen Substanzen unterschieden (siehe Tabelle).
Unterstützt wird die generische Einsatzplanung durch eine webbasierte Portalanwendung. Diese ermöglicht allen am Krisenfall beteiligten Akteuren, Daten zeitnah und aktualisiert abzurufen – natürlich unter Wahrung persönlicher und vertraulicher Informationen – und Einsatzpläne miteinander zu vernetzen.
Zentrales Element der Einsatzplanung ist ihre generische Struktur unter Verwendung einheitlicher Fachbegriffe und Definitionen. Die Pläne sind nach einem Baukastenprinzip auf Grundlage von Prozessdarstellungen und Checklisten erstellt, die abhängig vom jeweiligen Krisenfall zum Einsatz kommen. So kann das entwickelte Modell auf den gesamten Bereich des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes, unabhängig von biologischen Gefahrenlagen, übertragen werden. Das Internet ermöglicht es, die jeweiligen Einsatzpläne der verschiedenen Akteure zu vernetzen und ihnen Zugriff auf einen gemeinsamen Datenpool zu ermöglichen. Dies gilt für Behörden (Kommune, Länder, Bund) wie auch auf Ebene anderer beteiligter Organisationen und Institutionen. Auf diese Weise eröffnet sich zudem die Möglichkeit, nötige Verbindungen zu gegebenenfalls weiteren krisenfallrelevanten Themen wie etwa der Trinkwasserversorgung herzustellen.
Die bisherigen Erkenntnisse belegen den Erfolg der Strategie. So erhöhen Standards die Verlässlichkeit der Planung. Sie sind die Grundlage für aussagekräftige Notfallpläne, die eine optimale Ressourcennutzung sicherstellen. Die einheitliche Struktur erhöht dabei die Transparenz für alle Beteiligten – auf kommunaler wie übergeordneter Ebene gleichermaßen. Generell wächst so die Professionalität im Umgang mit aktuellen Gefahrenlagen und auch die Fähigkeit, auf neue Herausforderungen zu reagieren.
Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
Abteilung Gesundheit
http://www.berlin.de/sen/gesundheit/themen/gesundheitlicher-bevoelkerungsschutz/katastrophenschutzportal/
Stand: 20.04.2016