Psycho-soziale Hilfen sind während der Pandemie wichtiger denn je

Neue Gestaltungsspielräume anbieten und nutzen!

Übersicht

Die Corona-bedingten Lockdowns können die psycho-sozialen Probleme vieler Menschen verschärfen, etwa in der Familie oder Partnerschaft. Da ist die psycho-soziale Grundversorgung der Kommunen gefragt, flexibel zu reagieren. In München wurde etwa die Beratung von Klientinnen und Klienten mit Kindern spontan auch auf Spielplätze verlegt.

Hintergrund

Die 12 Sozialbürgerhäuser der Stadt München bieten umfangreiche sozialpädagogische und wirtschaftliche Hilfen an und sind die dezentrale Anlaufstelle unter anderem für Menschen, die soziale Schwierigkeiten überwinden müssen. Zur psycho-sozialen Grundversorgung der Sozialbürgerhäuser gehört auch der Schutz von Kindern, Jugendlicher und Erwachsene vor Gefährdungen wie etwa vor häuslicher Gewalt.

Während der Corona-Lockdowns ist der Publikumsverkehr in den Bürgerhäusern eingeschränkt. Zum Schutz der Mitarbeitenden bei Gewährleistung der Erreichbarkeit in Notfällen, wurde ein Schichtsystem für den Wechsel zwischen Homeoffice und Präsenz etabliert.

Ziele

Das Sozialreferat der Stadt München will sicherstellen, dass alle Menschen, die während der COVID-19-Pandemie und insbesondere während der Lockdowns psycho-soziale und wirtschaftliche Unterstützung benötigen, diese auch von den Teams der Sozialbürgerhäuser erhalten. Dabei müssen gleichzeitig auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten werden.

Aktivitäten

Alle Sozialarbeiterinnen und -arbeiter der psycho-sozialen Betreuung stehen seit Beginn der Pandemie in regelmäßigem Kontakt mit all den Erwachsenen und Familien, die sie generell – und nicht nur akut – betreuen. Sie vermitteln den Klientinnen und Klienten, immer ansprechbar und für sie da zu sein. Gespräche finden in der Wohnung, im Büro, bei einem Spaziergang oder auf dem Spielplatz statt. So will sich das Team vergewissern, dass es den Betreuten gut geht und keine akuten Angstzustände vorliegen oder Stresssituationen in Familien eskalieren.

Wirkungen

Ein Teil der Klientinnen und Klienten kam bislang erstaunlich gut durch die Krise. Sie richteten ihren Fokus wieder mehr auf ihre eigenen Ressourcen und stellten fest, wie gut sie auch ohne allzu viel fremde Hilfe ihren Alltag meistern können. In ihrem Fall fiel beispielsweise viel Stress weg, weil die Eltern in Kurzarbeit waren oder kaum Schulunterricht stattfand. So blieb ihnen mehr Zeit für ein aktives Familienleben. Für andere war es sehr wichtig, auch unter den erschwerten Bedingungen auf die Hilfe der Sozialarbeiterinnen und -arbeiter zählen zu können.

Durch die neuen Arbeitsbedingungen bekamen die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter mehr Gestaltungsspielraum. So durften sie nun Familien etwa per Messenger-Dienst kontaktieren und konnten innovative und pragmatische Lösungen selbstgesteuerter als zuvor umsetzen. Allerdings fehlten ihnen die Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen, bei denen sonst viele informelle Informationen „nebenbei“ ausgetauscht werden.

Fazit

Überraschenderweise erhielten die Teams der Münchner Sozialbürgerhäuser in der ersten strengen Lockdownphase im Frühjahr 2020 nicht mehr Meldungen als zuvor. Die Anfragen und Hinweise nahmen aber zu, als die Familien wieder in Schulen und Kitas sichtbar wurden oder wieder selbst die Möglichkeiten hatten, Hilfe aufzusuchen.

Die Strategie, mit allen Klientinnen und Klienten regelmäßig Kontakt zu halten, erwies sich als richtig, da die psycho-sozialen Auswirkungen der Pandemie schwer abzuschätzen sind. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mussten sich schnell an die neuen Arbeitsbedingungen anpassen. Da war es hilfreich, dass sie dabei viel Gestaltungsspielraum erhielten.

Kontakt

Claudia Niedzela-Felber

Stellvertretende Leiterin der Sozialbürgerhäuser Soziales, Landeshauptstadt München

E-Mail: c.niedzela-felber(at)muenchen.de

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Kategorien: COVID-19 Gender-Sensitivität in der Pandemie Integrierte Stadtentwicklung Soziale Stadt
Regionen: Europa Deutschland München

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