Vom Abfall zur Ressource

Rostock (Deutschland) unterstützt die Stadt Bizerte (Tunesien) beim Aufbau einer Kompostieranlage

Überblick

Die Stadt Bizerte (Tunesien) führte in Kooperation mit der Stadt Rostock die Trennung und Kompostierung von organischen Abfällen ein. Auf einer Dialogveranstaltung und zwei gegenseitigen Delegationsreisen wurde die Projektidee von Fachleuten aus Rostock und Bizerte gemeinsam ausgearbeitet. Mittels einer Finanzierung des Projekts „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte (Nakopa)“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) wurde eine Kompostierungsanlage gebaut und Ende 2020 in Betrieb genommen.

Ausgangssituation

Mit einer ständigen steigenden Bevölkerung (ca. 115.000 Einwohner) und wachsenden touristischen Besucherzahlen steht die tunesische Hafenstadt Bizerte vor großen Herausforderungen. Kommunale Dienstleistungen können mit diesen schnellen Entwicklungen nur schwer Schritt halten. Der Abfallwirtschaftssektor wurde von der Stadt als Fachbereich mit besonders hohem Lern- und Verbesserungspotential identifiziert. Über die Hälfte des Abfalls sind organische Abfälle. Unkontrollierte Methanemissionen, die bei der Zersetzung dieser organischen Abfälle auf der städtischen Deponie entstanden, verschlechterten maßgeblich die Treibhausgasbilanz der Stadt. Neben der Optimierung der Mülltrennung und Abfallabholung mangelte es an technischem Know-how zur Behandlung organischer Abfälle.

Lernerfahrungen

Die Hansestadt Rostock und die tunesische Hafenstadt Bizerte hatten schon im Jahre 2015 zueinander Kontakt aufgenommen.

Im Rahmen der Connective Cities Dialogveranstaltung „Planung einer integrierten Abfallwirtschaft auf kommunaler Ebene"  in Rostock im September 2016 stellte die Stadt Bizerte den Stand ihrer Abfallwirtschaftsplanung vor. Experten aus Rostock und Bizerte analysierten gemeinsam den genauen Bedarf Bizertes. Weitere internationale Fachleute der kommunalen Abfallwirtschaft halfen während der Tagung bei der Ausarbeitung der Projektidee: Die Reduzierung der Abfallmenge durch die getrennte Sammlung von organischen Abfällen und Grünschnitt und der Aufbau einer Kompostieranlage.

Im Rahmen der Connective Cities Veranstaltung wurden auch Finanzierungsmöglichkeiten der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) vorgestellt. Die Stadt Rostock hat sich daraufhin erfolgreich um eine sechsmonatige Förderung durch den Kleinprojektefonds der SKEW beworben.

Im Februar 2017 haben zudem die beiden Städte eine offizielle Partnerschaft bzw. eine Vereinbarung zur Aufnahme und Pflege freundschaftlicher Beziehungen unterzeichnet.

Projektideen

Die sechsmonatige Förderung wurde genutzt, um die Projektskizze weiter zu präzisieren und umsetzungsreif auszuarbeiten. Hierzu reiste im Februar 2017 eine Fachdelegation aus Rostock nach Bizerte, um sich ein genaueres Bild von den Akteuren und deren Zuständigkeiten in der Abfallwirtschaft in der tunesischen Hafenstadt zu machen. Sie konnten so alle relevanten Partnerinnen und Partner vor Ort persönlich kennenlernen und die anfallenden Abfallmengen und – arten genauer begutachten.

Im Juni 2017 wurde der Gegenbesuch der Stadt Bizerte in Rostock genutzt, um die ersten Schritte des Projektes zu definieren und um die Verantwortung zwischen den Partnern klar aufzuteilen. Es wurde vereinbart in einem ersten Schritt, einen geeigneten Standort für die Anlage zu finden und fachlich qualifiziert bewerten zu lassen. Die Stadt Bizerte hat sich verpflichtet ein Grundstück für das Projekt bereitzustellen.

Maßnahmen

Die Rostocker Expertise floss bereits in Phase I in erste Pilotkompostierungen ein.

Darüber hinaus hat die Hansestadt Rostock in Zusammenarbeit mit ihrem kommunalen Unternehmen, der Stadtentsorgung Rostock, einem Verbund privater Fachunternehmen und der Universität Rostock einen Antrag für die finanzielle Unterstützung der Kompostieranlage im Rahmen des Projekts „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte (Nakopa)“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) gestellt. Dieser wurde 2017 bereits bewilligt und genutzt, um die planerischen Grundlagen für den Bau und Betrieb einer Kompostierungsanlage in Bizerte zu erarbeiten.

In einer zweiten Phase ab 2018 wurde dann unter fachlicher Beratung aus Rostock die eigentliche Anlage gebaut. Die Universität Rostock unterstützt mit ihrer Expertise und fachlichen Begleitung die Partnerinnen und Partner in Bizerte. Die solarbetriebene Kompostierungsanlage wurde in einer Baumschule integriert und ein Wasserbrunnen als Wasserquelle für die Kompostierung erneuert. . Die Anlage verfügt auch über einen Raum für Öffentlichkeitsarbeit.  

Der Weiterbetrieb, inklusive Personalkosten wird anschließend von der Stadt Bizerte dauerhaft sichergestellt.

Perspektive

Das Projekt zwischen den zwei Partnerstädten lief mit coronabedingten Verzögerungen bis Ende 2021 und wurde zur Zufriedenheit beider Projektpartner abgeschlossen. Die Anlage zur Grünschnittkompostierung ist ein nationales Pilotprojekt, dass von anderen tunesischen Kommunen übernommen werden soll. Auf dem Gelände finden dazu Schulungen zur Kompostierung statt.

Durch die Inbetriebnahme der Kompostieranlage wird die Restmülldeponie um 1.000 Tonnen jährlich entlastet und die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert. Der Abfall wird zur Ressource. Der Kompost, ca. 700 Tonnen jährlich, erhöht die Bodenfruchtbarkeit in der Region und verbessert auch die Wasserspeicherfähigkeit. Er hilft, die Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft der Region abzumildern.

weitere Informationen

Stand: 07.04.2022

Kontakt

Uwe Hempfling

Mitarbeiter der Klimaschutzleitstelle im Amt für Umwelt- und Klimaschutz

Hanse- und Universitätsstadt Rostock

Tel.: +49 (0) 3 81 381-73 52

Mail: uwe.hempfling(at)rostock.de

Fotos

Kategorien: Integrierte Stadtentwicklung Stadt und Klimawandel Kommunale Dienstleistungen Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Regionen: Afrika Tunesien Bizerte

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