Knapper werdende finanzielle Ressourcen bei gleichzeitig neuen und steigenden Anforderungen durch Klimawandel und Bevölkerungsentwicklung zwingen Politik und Verwaltung zu einem effizienteren und effektiveren Umgang mit den Mitteln - gleichzeitig sollen Servicequalität und Bürgerzufriedenheit bei der Aufgabenerfüllung steigen. Um dies zu leisten, greifen viele Städte zu Reformmaßnahmen in Organisation und Management, in der Personalentwicklung und in der Kooperation mit Zivilgesellschaft und Unternehmen.
Das Verständnis von städtischem Management hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland, aber auch in anderen Ländern Westeuropas stark verändert: Kern war die Umwandlung der Behörde traditioneller Prägung in ein modernes Dienstleistungsunternehmen. Transparenz von Verwaltungsprozessen sowie die Qualität öffentlicher Dienstleistungen lösten die hierarchie-orientierte und unflexible Ordnungsverwaltung ab. Der Bürger avancierte zum „Kunden“, der einen Anspruch auf eine effektive und qualitativ hochwertige Dienstleistung hat. Politik und Verwaltung orientieren sich an Marktnormen und Prinzipien der Unternehmensführung. Für die Bewohner brachte dies konkrete Modernisierungsschritte der Verwaltung, so durch die Einrichtung von Bürgerämtern und die Ausweitung der Öffnungszeiten städtischer Dienststellen wie auch die Möglichkeit, ausgewählte Verfahren online erledigen zu können.
Aber auch Städte in Entwicklungs- und Schwellenländern gehen diesen Weg. Gerade durch den Einsatz EDV-gestützter Systeme können sie entscheidend zur Transparenz und Effizienz von Verwaltungshandeln beitragen. Der Stadtstaat Singapur und die Stadt Sragen auf Zentraljava in Indonesien gelten hier international als beispielhaft. Aber auch ärmeren Entwicklungsländern bieten sich Chancen. Im Auftrag des BMZ und mit GIZ-Unterstützung wurden beispielsweise "One-Stop Service Center" in Jamalpur Pourashava, Bangladesh eingerichtet. Ein Center bietet eine einzige Anlaufstelle für alle Anliegen der Bürger an die Verwaltung. Dadurch finden bspw. auch Menschen, die nicht des Lesens mächtig sind, sofort einen kompetenten Ansprechpartner, was zur Inklusion marginalisierter Bevölkerungsgruppen beiträgt. Zudem konnten durch die Umstellung auf EDV Verwaltungsabläufe wesentlich effizienter gestaltet und Bearbeitungszeiträume deutlich verkürzt werden.
Bei der Instandhaltung von städtischer Infrastruktur und Liegenschaften spielen moderne Managementmethoden wie die Führung der Mitarbeiter über Zielvereinbarungen, die dezentrale Ressourcenverantwortung und die Übertragung von Aufgaben an (öffentliche) Unternehmen ebenfalls eine zunehmende Rolle.
Hier einzuordnen ist das gute Beispiel des effizienten und nachhaltigen Gebäudemanagements in der Stadt Freiburg in Deutschland. Statt die Verantwortung für den Unterhalt öffentlicher Gebäude den sie nutzenden Behörden zu überlassen, wurde 2006 das „Gebäudemanagement Freiburg“ gegründet, das seither den gesamten stadteigenen Immobilienbestand hinsichtlich Betrieb, Energie, Reinigung und Vermietung betreut. Durch den Abbau paralleler und intransparenter Strukturen arbeitet das zentrale Gebäudemanagement nun wirtschaftlich und ökologisch sehr viel effizienter und trägt durch den Einsatz ökologischer Materialien und alternativer Energien erheblich zu den Freiburger Nachhaltigkeitszielen bei.
Die Dienstleistungsorientierung der städtischen Verwaltungen ist inzwischen weitgehend akzeptiert, als neues Leitbild gilt nun die „Bürgerkommune“, die im Bürger einen Mitgestalter und Ko-Produzenten öffentlicher Leistungen sieht. Dieser Ansatz hat in vielen Städten zu vorzeigbaren Ergebnissen geführt, so z.B. bei der Mitwirkung in kommunalen Leitbildprozessen, der Einrichtung und dem Betrieb von Kindergärten und Schwimmbädern wie auch bei der partizipativen Entwicklungsplanung von Stadtteilen. Entsprechende Rahmenbedingungen und ein geeignetes Umfeld für bürgerschaftliches Engagement zu schaffen sowie ein neues Selbstverständnis von Politik und Verwaltung zu entwickeln, stellt die Städte in Deutschland vor Herausforderungen.
Entscheidend bei allen Bemühungen um die Modernisierung der städtischen Verwaltung bleibt ihre am Gemeinwohl ausgerichtete Ergebnisorientierung. Dies erfordert Steuerungsfähigkeit der Politik sowie eine leistungsfähige und leistungsbereite Verwaltung, die sich zivilgesellschaftlicher Mitsprache und Mitarbeit öffnet. Instrumente sind dabei neben der adäquaten Aus- und Weiterbildung des Personals die Schaffung entsprechender Anreizsysteme und Mitbestimmungsmöglichkeiten.
Städte in Entwicklungsländern sind hier besonders gefordert. Geringere Entlohnung sowie Personalwechsel nach einem Politikwechsel führen zu stärkeren Personalfluktuationen, die den Aufbau effizienter Management- und Verwaltungskapazitäten deutlich erschweren und zum Verlust von institutionellem Wissen führen können. Die Einrichtung von Laufbahnmodellen, die Vereinheitlichung von Verträgen und Prozessen sowie die Doppelbesetzung von Schlüsselpositionen sind Maßnahmen, um dem entgegen zu wirken.
14.06.2022
Öffentliche Räume können Gemeinschaften zusammenbringen und kulturelle Ausdrucksformen und Vielfalt fördern. Daher ist…