Wie handhaben deutsche Kommunen die Aufnahme und Integration von Geflüchteten? Und wie können türkische und deutsche Kommunen ihre Erfahrungen durch Fachaustausch und partnerschaftliche Zusammenarbeit nutzbar machen? Für die Fachinformationsreise (12.-14. Februar 2019) und den Projektworkshop (14.-15. Februar 2019) trafen sich 18 türkische und 15 deutsche Expertinnen und Experten, um Handlungsoptionen der Kommunen vorzustellen und Projektideen auszuarbeiten. „Wir wollen nicht nur etwas lernen, sondern auch etwas bewegen“, so die Bürgermeisterin des Bezirks Tempelhof-Schönberg Angelika Schöttler.
Als Teil des Lernprozesses zur Integration von Geflüchteten in den Kommunen schloss die viertägige Veranstaltung an die Dialogveranstaltung „Refugee Friendly Municipalities“ im November 2018 in Istanbul an. Dort waren bereits Projektideen erarbeitet worden. Diese und neue Projektideen, insgesamt acht, wurden im Rahmen des Projektworkshops im Rathaus Schöneberg vertieft und die Teilnehmenden über Fördermöglichkeiten im Rahmen der Initiative Kommunales Know-how für Nahost informiert.
Zuvor hatte sich die türkische Delegation während einer 2,5-tägigen Fachinformationsreise über Ansätze und Einrichtungen für die Registrierung, Versorgung und Integration Geflüchteter auf Bezirks- und Landesebene informiert. Besichtigungen und Gespräche fanden statt mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, Trägern von Gemeinschaftsunterkünften und Sport- und Freizeiteinrichtungen, privaten Sprachlern- und Integrationsangeboten für Kinder, dem Willkommenszentrum Berlin sowie dem Nachbarschaftsheim Schöneberg.
Die Veranstaltung fand in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, dem GIZ-Programm Qudra und UCLG-MEWA statt.
In den Fachdiskussionen wurden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den türkischen und deutschen Kommunen bezüglich ihrer Aufgaben und Ansätze deutlich. In beiden Fällen ist klar, trotz der weitaus höheren Flüchtlingszahlen in der Türkei, dass die Integration letztlich vor Ort, also in den Kommunen, stattfindet. Trotzdem bedarf es einer engen Koordination mit den höheren Regierungsebenen, damit die Kommunen nicht überfordert werden. Auf praktischer Ebene wurde deutlich, wie wichtig maßgeschneiderte Angebote für die Geflüchteten sind, wie berufsvorbereitende Angebote, geschützte Räume für Frauen oder kreative Lern- und Integrationsangebote für Kinder.
Als Ergebnis des Projektworkshops entstanden acht Projektideen, die auf konkrete Maßnahmen und partnerschaftlichen Fachaustausch fokussieren: Beschäftigungsvorbereitende Maßnahmen und Fortbildungsangebote für Frauen, Nachbarschafts- und Gemeindezentren, Koordination von Ehrenamtsarbeit, ein Willkommenszentrum, Sprachlernangebot für geflüchtete Kinder, eine zentrale Stelle zur Koordination des Integrationsmanagement zwischen den zuständigen Ebenen. Im Rahmen der Initiative Kommunales Know-how für Nahost werden diese Ideen weiter begleitet und beraten.
IKKN Übersicht und Finanzierungsmechanismen
Benjamin Jeromin, Sina Webber, Angela König
Elif Dönmez, Yasmin Alhayek
Sven Schmohl