Hochwasserrisikomanagement und die Bedeutung kommunaler Vorbereitungsmaßnahmen

Gemeinsam Lösungen finden

Der UCLG-Weltkongress 2022 in Daejeon (Südkorea), der im vergangenen Oktober zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie stattfand, verzeichnete mit der Beteiligung von mehr als 3.000 Vertreter*innen aus der ganzen Welt die größte Teilnehmerzahl in der UCLG-Kongressgeschichte. Auch Connective Cities war auf dem Kongress vertreten und organisierte einen kollegialen Austausch zum Thema "Hochwasserrisikomanagement und die Bedeutung kommunaler Vorbereitungsmaßnahmen". An dem Workshop beteiligten sich 20 städtische Praktiker*innen aus den Niederlanden, Kamerun, Malaysia, Japan, Südafrika, Vietnam sowie aus dem Vereinigten Königreich und den Seychellen.
 

Agenda

Durch die Vermittlung grundlegender Einblicke in den konzeptionellen Rahmen der risikobewussten Stadtentwicklung und die Hervorhebung der sozialen und institutionellen Aspekte der Katastrophenrisikominderung wurde ein kollegialer Austausch geschafft.

Ziel des Workshops war es, den Teilnehmenden zunächst einen Einblick in Praxisbeispiele aus Köln/Deutschland, Durban/Südafrika und Ca Mau/Vietnam im Bereich Hochwasserprävention, -schutz und -management zu geben. Anschließend wurden gemeinsam Möglichkeiten für eine risikobewusste Stadtentwicklung im Rahmen von kollegialer Beratung erarbeitet. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit der Global Initiative on Disaster Risk Management (GIZ) organisiert.

Beiträge

Eröffnet wurde das Event von Herrn Andreas Wolter, erster stellvertretender Bürgermeister der Stadt Köln (Deutschland), welcher die Ereignisse der Hochwasserkatastrophe des vergangenen Jahres in Deutschland in Hinblick auf die Bedeutung von kommunalen Vorbereitungsmaßnahmen beleuchtete. Die Zerstörung von kritischer Infrastruktur sowie das Versagen von Warnsystemen, welches letztendlich auch zum Verlust von Menschenleben führte, stellt die betroffenen deutschen Kommunen vor extreme Herausforderungen des Klimawandels.

Die Erfahrungen deutscher Städte zeigen, dass ein Austausch mit Städten aus dem Globalen Süden notwendig ist, die bereits besser auf Naturkatastrophen infolge des Klimawandels vorbereitet sind.

In diesem Zusammenhang stellte Herr Emmanuel Letebele (Senior-Fachplaner, Stadtverwaltung eThekwini) das Transformative Riverine Management Programme aus der Kommune eThewkwini, Südafrika vor. Das innovative Projekt zur Integration eines angepassten Wasser- und Klimamanagements, stellt eine Partnerschaft zwischen Stadtverwaltung, Forschungseinrichtungen, kommunalen Organisationen und den Bürgerinnen und Bürgern her. Das Programm hat zum Ziel die Bewirtschaftung von über 7.400 km Wasserläufen und Flusskorridoren umzugestalten. Beabsichtigt ist die Verbesserung der Wasserqualität durch ökosystembasierte Anpassungen und die Verringerung des Überschwemmungsrisikos durch Projekte auf Gemeindeebene, z. B. durch die Bezahlung für gesammelte Abfälle, die zu Abflussverstopfungen führen können.

Besonders betroffen von den Überschwemmungen sind informelle Siedlungen im Flussuferbereich. Die eingesetzten Warnsysteme schützen Menschenleben aber können nicht die Zerstörung der Siedlungen verhindern. Die Kommune steht weiterhin vor der Herausforderung die Resilienz der informellen Siedlungen zu stärken, da unter anderem Datenlücken für das bestehende Katastrophenschutz-Frühwarnsystem bestehen.

Ein weiteres Beispiel stammte aus der vietnamesischen Stadt Ca Mau, welches von Herrn Le Tuan Hai (Vorsitzender, Ca Mau Stadtrat) vorgestellt wurde. Die Stadt wurde auf Flachland errichtet und verfügt über ein komplexes Wasserkanalsystem. Bei starkem Niederschlag und Flut (hohe Gezeiten des Ozeans) kommt es immer häufiger zu großflächigen Überschwemmungen des Stadtgebietes

Das Abwasser- und Entwässerungssystem ist der klimawandelbedingt ansteigenden Niederschlagsrate und dem Anstieg des Meeresspiegels nicht gewachsen. Die hohe Verstädterungsrate, die zu einer Reduktion der Versickerungsflächen führt, stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.

Der Masterplan für die Stadtentwässerung bis 2025 in Ca Mau sieht unter anderem vor, dass der Klimawandel stadtplanerisch Berücksichtigung findet, indem man auf innovative Maßnahmen wie naturbasierte Lösungen setzt. Außerdem soll eine Verknüpfung des Masterplans mit Investitionsprojekten zur Verbesserung der Entwässerungssysteme führen. Weiterhin wird nach Lösungen zur Regulierung der Grundwasserentnahme gesucht, die in einigen Gebieten zu einer Bodenabsenkung von bis zu 2,8 cm pro Jahr führt.

Ergebnisse

Für ein nachhaltiges und effizientes kommunales Hochwassermanagement sind Organisation, Management und Koordination mit einer Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren von großer Bedeutung, insbesondere vor dem Hintergrund häufig auftretender Extremwetterereignisse. Aus der kollegialen Beratung zu den lokalen Herausforderungen ging unter anderem hervor, dass das Risikomanagement besser in die allgemeine Entwicklungs- und Umweltplanung integriert werden muss. Außerdem sind die Einbeziehung und die Sensibilisierung der Bevölkerung für einen bewussten Umgang mit Naturgefahren zentral.

Katastrophenvorsorge ist eine kontinuierliche Aktivität. Es gilt bestehende Risiken zu verringern und zu bewältigen sowie neue Risiken zu vermeiden. Gleichzeitig muss eine Vorbereitung auf künftige Risiken stattfinden.

Mehr:

Präsentationen [pdf, 5,1 mb, in Englisch]

Selbstdarstellung der Arbeitsgruppe
 

Falls Sie ebenfalls an einem Austausch zu dem Thema „Hochwasserrisikomanagement und die Bedeutung kommunaler Vorbereitungsmaßnahmen“ interessiert sind und in diesem Bereich nach Lösungsansätzen für Ihre lokale Herausforderung suchen, können Sie uns gerne kontaktieren. Für das Jahr 2023 sind im Rahmen des Connective Cities Programms verschiedene Formate zur gemeinsamen Entwicklung von Lösungsansätzen geplant. Ihre Teilnahme ist sehr gewünscht!

Für mehr Informationen, Details zu den Maßnahmen und Herausforderungen, kontaktieren Sie bitte Paulina Koschmieder paulina.koschmieder(at)giz.de

Top