Sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität von Waldbränden nehmen in Folge des Klimawandels weltweit zu. Sie können, wenn sie außer Kontrolle geraten, verheerende Wirkung entfachen, Menschenleben in Gefahr bringen und das Ökosystem langfristig schädigen. Um diese Gefahr zu minimieren haben die Niedersächsischen Landesforsten ein innovatives System zur Früherkennung von Waldbränden eingeführt.
In Niedersachsen befinden sich drei Landkreise, die als Hochrisikogebiet für Waldbrände eingestuft sind. Dort brechen besonders während der Sommermonate viele Brände aus. Früher erfolgte die Waldbrandfrüherkennung mittels Feuerwehrüberwachungstürmen. Diese wurden jedoch im Laufe der Zeit marode und nach den Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie in den Jahren 2009 und 2010 durch ein neues Kameragestütztes Überwachungssystem ersetzt. Das Neue Überwachungssystem ist ein Netz aus 17 Überwachungsstandorten, die ein Überwachungsgebiet von 10.000 km² abdecken, von denen 4.000km² Wald sind.
Das Ziel des automatisierten Überwachungssystems ist eine schnelle Entdeckung von Waldbränden. Entscheidend ist, dass möglichst wenig Zeit zwischen Ausbruch des Brandes, Meldung des Brandes durch das System, Bestätigung der Echtheit des Alarms durch die Zentrale und Ausrücken der Feuerwehr zum Löscheinsatz besteht. Je schneller diese Abfolge geschieht, desto besser kann verhindert werden, dass Waldbrände ein großes Ausmaß annehmen können und unkontrollierbar werden.
Das System auf dem “Firewatch” basiert, kommt ursprünglich aus der Weltraumforschung und wurde von dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt, um Kometen im Weltall zu entdecken. Die dabei angewandte Technik misst mittels spezieller Kameras Grauwerte und vergleicht die gelieferten Bilder miteinander. Sie konnte zum automatisierten Waldbrandfrüherkennungssystem adaptiert werden, da die Rauchbildung bei einem Feuerausbruch, die Grauwerte auf den Bildern der Kameras verändert, so dass der Rauch von den Kameras identifiziert wird. Zur Überwachung möglichst großer Bereiche werden die Kameras an hohen Gebäuden wie zum Beispiel Sendemästen montiert. Dort scannen sie kontinuierlich mit 360 Grad die Umgebung und lösen bei aufsteigendem Rauch automatisch Alarm aus. Die Daten werden dann per Funk an eine Zentrale in Lüneburg weitergeleitet in der der Alarm von Mitarbeitenden überprüft wird, die gegebenenfalls die nächstgelegene Feuerwehr alarmieren.
Durch das System „Firewatch“ können Brände jetzt schneller entdeckt werden. Das führt dazu, dass teilweise schon 20 Minuten nach der Erkennung eines Brandes die angeforderten Bodenkräfte den Brand löschen können. Der große Erfolg des automatisierten Waldbrandfrüherkennungssystem ist also, dass die Brände schnell erkannt und daraufhin gelöscht werden können. Beispielhaft ist dafür das Jahr 2018. In diesem entstanden 28 Waldbränden in dem Überwachungsgebiet, jedoch konnten sie alle durch die schnelle Früherkennung unter Kontrolle gebracht werden und es bildete sich in keinem Fall ein Großbrand.
An dem Fallbeispiel in Niedersachsen zeigt sich exemplarisch, dass sich durch den Klimawandel die Waldbrandgefahr in Deutschland stark erhöht. So haben sich die Tage mit hohem Waldbrandrisiko in denen die Zentrale besetzt werden musste in den letzten zehn Jahren von durchschnittlich 50 Einsatztagen/Jahr (2011-2017) auf durchschnittlich 111 Einsatztage im Jahr (2018-2020) mehr als verdoppelt. Dadurch erhöht sich auch der Aufwand der betrieben werden muss, um Waldbränden vorzubeugen. Durch ein Softwareupdate konnte jedoch immerhin in den letzten Jahren die Rate der Fehlmeldungen signifikant gesenkt werden. Je weiter der Klimawandel voranschreitet, desto mehr sind wir auch auf technische Lösungen wie das automatisierte System „Firewatch“ angewiesen, da wir so die Folgen des Klimawandels schneller und effektiver bekämpfen können.
Niedersächsiches Landesforsten: Spezialseite Waldbrand
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Stand: 21.12.2021