Erste Planungsschritte für eine Pilot-Kompostierungsanlage

In Quito sollen organische Abfälle bald kompostiert und somit wiederverwertet werden.

Überblick

Fachleute für Abfallmanagement aus der ecuadorianischen Hauptstadt Quito und Hamburg entwarfen eine Pilot-Kompostierungsanlage für organische Abfälle. Sie soll der Stadt Quito als Einstieg in die nachhaltige Abfallverwertung dienen. 

Ausgangssituation

In Quito, der zweitgrößten Stadt Ecuadors, fallen täglich 2.000 Tonnen Abfälle an. Sie landen auf der einzigen Abfalldeponie der Stadt, El Inga, die bereits fast ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat. Fast 50 Prozent der Abfälle sind organisches Material. Der Abfallsektor ist für 13 Prozent der Emissionen der Stadt verantwortlich, die wichtigste Rolle dabei spielen Methanemissionen, die bei der Zersetzung der organischen Abfälle auf der Deponie entstehen.

Quito begann 2016, einen Masterplan für ein integriertes Abfallmanagement zu entwickeln. Dieser sieht vor, kurzfristig eine Kompostierungsanlage und langfristig eine anaerobe Vergärungsanlage zu bauen. Außerdem sollen das Abfallaufkommen um fünf Prozent reduziert und 25 Prozent der Abfälle bis 2025 recycelt oder verarbeitet werden.

Lernerfahrungen

Im Mittelpunkt der Dialogveranstaltung „Plastikabfälle – der Beitrag kommunaler Abfallwirtschaft zur Lösung des Problems“, die Connective Cities und die Stadt Hamburg im Dezember 2019 veranstaltet hatten, stand der Beitrag der kommunalen Abfallwirtschaft zur Lösung des Plastikmüllproblems. Die knapp 40 teilnehmenden kommunalen Praktikerinnen und Praktiker aus 13 Städten weltweit tauschten sich zu guten Praktiken und Projekten aus, wie Kommunen den großen Mengen an Plastikabfall begegnen können. Sie entwickelten Projektideen für acht Städte zum besseren Umgang mit Plastikmüll. Zum Abschluss der Veranstaltung führten drei Exkursionen zu einer Müllverbrennungsanlage, einer Sortierstation und einer Abfallsammelstelle in Hamburg.

Die Stadtreinigung Hamburg und der städtische Abfallmanagement-Betrieb „Empresa Pública Metropolitana de Gestión Integral de Residuos Sólidos" (EMGIRS-EP) aus Quito diskutierten neben dem Konferenzthema Plastikmüll auch die Möglichkeiten der Wiederverwertung von organischen Abfällen. Sie entwickelten bei der Dialogveranstaltung die konkrete Idee für den Bau einer Pilot-Kompostierungsanlage für organische Abfälle in Quito.

Connective Cities ermöglichte daraufhin einen Austausch zwischen Fachleuten aus Hamburg und Quito, die diese Idee in einem ersten Designdokument für den Bau der Pilotkompostierungsanlage konkretisierten.

Projektideen

Bei dem virtuellen Austausch entstand die Idee, dass Quito entsprechend seinem Masterplan für ein integriertes Abfallmanagement im Rahmen eines Pilotprojekts eine Kompostierungsanlage baut. Auf der Abfalldeponie El Troje soll sie eine Kapazität von etwa zehn Tonnen organischen Müll pro Tag haben. Darüber hinaus soll das gemeinsam entwickelte Design für die Anlage als Ausgangspunkt für die Verbesserung der nachhaltigen organischen Abfallbehandlung durch die EMGIRS-EP in Quito dienen. Sie soll während der Planungs-, Umsetzungs- und Betriebsphase der Kompostierungsanlage wichtige Erfahrungen sammeln.  

Als Basis für die Projektidee dienten eine Machbarkeitsstudie und ein Umsetzungsplan für das Quito Organic Waste Management Project, die EMGIRS-EP Ende 2018 mit dem Umweltsekretariat der Stadt erstellt hatten.

Maßnahmen

Fachleute aus Hamburg und Quito brachten die Planung dieser Pilotanlage weiter voran. Dafür war geplant, dass ein Team aus Deutschland zu einer Expertenentsendung nach Quito reist. Aufgrund der Covid-19-Pandemie war dies nicht möglich und so fand von April bis November 2020 ein virtueller Austausch statt, den Connective Cities finanzierte und begleitete. Die Fachleute aus Quito und Hamburg diskutierten die Spezifika der zu planenden Pilotkompostierungsanlage wie den Platz- und Personalbedarf, die benötigten Maschinen, die Kapazität der Anlage sowie Planungs- und Betriebsprozesse, die sie in einem ersten Designdokument für den Bau der Pilotkompostierungsanlage festhielten.

In dem Konzept entwarfen sie gemeinsam eine den Verhältnissen in Quito angepasste Pilotkompostierungsanlage mit einer Kapazität von 3.000 bis 4.000 Tonnen organischer Abfälle pro Jahr. Sie empfahlen den Bau einer Anlage mit einer überschaubaren Größe, weil diese sich gut eignen würde, das Personal des Abfallbetriebs in Kompostierungstechniken zu schulen, bevor die Stadt in einem nächsten Schritt eine technisch aufwändigere Anlage errichtet. Dennoch berücksichtigten sie direkt eine mögliche Kapazitätserweiterung auf 20.000 bis 40.000 Tonnen pro Jahr.

Perspektive

Der Bau einer wie im Planungsentwurf vorgeschlagenen zwangsbelüfteten Kompostierungsanlage mit einer Verarbeitungskapazität von 40.000 Tonnen pro Jahr würde mindestens 4.000.000 US-Dollar kosten. Der Abfallbetrieb von Quito begann nach Fertigstellung des Planungsdokuments, Finanzierungsquellen für die Anlage zu finden.

Die Pilotkompostierungsanlage würde zu einem nachhaltigen organischen Abfallmanagementsystem in Quito beitragen und den Einstieg des Großstadtbezirks Quito in die Abfallverwertung darstellen.

Die Stadtreinigung Hamburg hat bereits angeboten, Quito bei Bedarf mit Beratung und Erfahrungsaustausch während der Umsetzungs- und Betriebsphase der Pilotkompostierungsanlage zu unterstützen.

Kontakt

Thorben Knust

Technischer Berater der Integralen Abfallwirtschaft

Städtisches öffentliches Unternehmen für integrale Abfallwirtschaft (EMGIRS-EP)

Stadt Quito

E-Mail: comunicacion(at)emgirs.gob.ec

Fotos

Kategorien: Integrierte Stadtentwicklung Stadt und Klimawandel Kommunale Dienstleistungen Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Regionen: Lateinamerika Ecuador Quito

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