Das 1965 erbaute heutige Rathaus von Hebron in den Palästinensischen Gebieten wurde immer wieder umgebaut und umgenutzt – damit es den steigenden Anforderungen einer wachsenden Stadt und ihrer Verwaltung gerecht wird. Dabei standen Ressourceneffizienz, technische Modernisierung und die Anforderungen an die Arbeitsorganisation im Mittelpunkt.
Im Jahr 1965 zog die Stadtverwaltung von Hebron aus dem bisherigen Rathaus in der Altstadt in ein neues Gebäude um, das zuvor als Museum und Veranstaltungsraum gedient hatte. Danach beherbergte es unter anderem auch die städtische Bibliothek. 1998 wurde es erstmals um ein Stockwert erweitert. Zehn Jahre später begann eine erneute Sanierung und Umnutzung des Gebäudes. Unter anderem wurden Räume für einen neuen Bürgerservice umgestaltet und ein Gebäudeteil wurde angebaut.
Im Jahr 2017 gab es Überlegungen, das Rathaus von Hebron neu zu bauen. Doch die Kosten waren zu hoch und so entschied die Stadtverwaltung, das Gebäude wieder umfassend umzubauen und zu erweitern. Dies ermöglichte es, dass kommunale Unternehmen wie die Stadtwerke in das Gebäude mit einziehen konnten.
Die Kommune sollte im Rathaus mehr Raum für die etwa 300 Mitarbeitenden erhalten und den Bürger*innen ihre Dienstleistungen in einer ansprechenden Umgebung effizient als One-Stop-Shop anbieten können. Das sanierte Gebäude erfüllt hohe Umweltstandards und ist mit moderner Technologie und erneuerbaren Energielösungen wie Solarpanels ausgestattet. Ein bisher für die Ausrichtung von Feierlichkeiten genutzter Raum soll der Bevölkerung als Mehrzweckraum für gesellschaftliches Engagement zur Verfügung gestellt werden.
In der Verwaltung wurde eine Arbeitsgruppe mit der Entwicklung der Umnutzung und des Umbaus unter Federführung des städtischen Bauamtes beauftragt. Sie setze einen Masterplan auf, der insbesondere den Umbau während der Nutzung des Gebäudes berücksichtigen musste. Auch der Bürgermeister, der Stadtrat und die Leitungsebene der Verwaltung brachte ihre Ideen ein. Zudem konnten die Mitarbeitenden ihre Bedarfe äußern und die Bürger*innen konnten ihr Feedback zu den Planungen geben.
Für den Umbau wurden primär kommunale Mittel aufgewendet, finanzielle Unterstützung durch externe Geberinstitutionen gab es nur wenig. Aufgrund eines reduzierten Budgets wurde die Technik vielfach nicht ausgewechselt, sondern modernisiert.
Das Gebäude aus den 1960er-Jahren entspricht technisch hinsichtlich des Brandschutzes, der Elektrik, der Informationstechnologie und der Netzwerkverkabelung moderneren Standards. Es ist barrierefrei und auch die Sicherheitsstandards konnten durch eine umfassende Videoüberwachung erhöht werden. Kühlung, Heizung, Ventilation und Beleuchtung sind energieeffizienter.
Die Bürger*innen müssen mit ihren Anliegen nicht mehr bei unterschiedlichen Verwaltungsmitarbeitenden in verschiedenen Teilen des Gebäudes vorsprechen, sondern haben im offen gestalteten Bürgerservice-Bereich im Erdgeschoss des Rathauses nur noch eine Ansprechperson für fast alle Anliegen. Mit dem neuen Multifunktionsraum bietet die Verwaltung den Bürger*innen Versammlungsmöglichkeiten für ihr zivilgesellschaftliches, soziales oder künstlerischen Engagement oder auch nur einen Raum für Feiern.
Durch den Umbau kann die Stadtverwaltung ihre Dienstleistungen effizienter anbieten und die Zufriedenheit der Bürger*innen erhöhen. Zudem entspricht das Gebäude modernen Standards, auch wenn aus Kostengründen nicht das Optimum etwa bezüglich der Energieeffizienz erreicht werden konnte. Die Umbauten zeigen, dass mit Flexibilität und Engagement auch alte Gebäude für eine moderne Nutzung sinnvoll umgestaltet werden können, was die für einen Neubau höheren Kosten und Treibausgasemissionen einspart.
Stand: 22.01.2025
Husam Shweiki
Leiter des Amtes für Architektur bei der Stadtverwaltung Hebron