Als eine Schülergruppe des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums aus Osterode am 22. Februar 2020 von ihrer Projektreise im Flieger von Dakar nach Hamburg saß, ahnte wohl niemand, dass dies nach neun Jahren intensiver Zusammenarbeit mit regelmäßigen Besuchen vorerst die letzte persönliche Begegnung sein würde. Auch für 2021 scheinen reale Begegnungen von Schülergruppen zwischen den Kontinenten eher fern als nah.

Die an Themen der Agenda 2030 orientierten Zusammentreffen bilden das Herzstück der mehrdimensionalen Partnerschaft zwischen Osterode am Harz und Kaolack. Was durch einen Mailkontakt zweier Lehrer im März 2012 seinen Anfang nahm, ist mittlerweile ein vielbeachtetes Modell für Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Das sogenannte Osteroder Modell besteht aus drei Säulen: Neben der Schulpartnerschaft existiert seit 2018 eine Städtefreundschaft, die mittlerweile in eine Kommunale Klimapartnerschaft gemündet ist. Zudem setzt sich die Elhadj Diouf Foundation für Bildung, Begegnung und Perspektiven ein – mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Jugend.

Schon Ende März 2020 starteten das Tilman-Riemenschneider-Gymnasium und das Lycée Valdiodio Ndiaye eine Aktion mit dem Titel „Wir bleiben zu Hause und sind kreativ!“ Die Schülerinnen und Schüler schrieben Gedichte und Kurzgeschichten, zeichneten Comics und entwarfen Rätsel.

Im November 2020 war dann der Startschuss für das virtuelle Video-Projekt, den Film „Ein Tag auf der Welt“. Ausgestattet mit je einem Smartphone und einem Tablet, deren Anschaffung vom Pädagogischen Austauschdienst gefördert wurde, filmten die Schülerinnen und Schüler eines Osteroder Französisch-Kurses sowie des Deutsch-Clubs am Lycée in Kaolack ihre typischen Tagesabläufe mit dem besonderen Fokus auf Gemeinsamkeiten. Sie dokumentierten unter anderem ihre Hobbies, den Schulalltag und Gebetsgänge und die Zubereitung traditioneller Speisen. Die einzelnen Clips wurden zu einem Film zusammengeschnitten, der im Laufe des Jahres 2021 präsentiert werden soll.

Die Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie müssen nicht bedeuten, dass der Austausch mit Partnern im Globalen Süden gänzlich pausiert. Auch für Schulpartnerschaften, die eigentlich auf persönlichen Begegnungen basieren, gibt es interessante digitale und kreative Alternativen. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind Engagement, Begeisterung, moderierende Lehrkräfte, gestaltende Jugendliche und ein Mindestmaß an technischen Möglichkeiten inklusive Internetverbindung und Endgeräte.