Prognose von Veränderungen des Abfallvolumens aufgrund der Corona-Pandemie

Auslastung der Abfallentsorgungsanlagen möglichst genau prognostizieren

Übersicht

Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaftstätigkeit und die Lebensweise der Menschen erheblich verändert. Diese Veränderungen haben große Auswirkungen auf das Volumen an Abfällen aus Industrie, Gewerbe und Privathaushalten. Für die kommunalen Entsorgungsunternehmen ist es wichtig, dass sie die Mengenentwicklung und damit die Auslastung ihrer Anlagen möglichst frühzeitig abschätzen können.

Hintergrund

Die Leistungen der Abfallwirtschaft gehören zu den wichtigsten Dienstleistungen, die Kommunen für ihre Menschen erbringen. Die Corona-Pandemie stellt die kommunale Abfallwirtschaft jedoch vor große Herausforderungen: So mussten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen in den Abfallsammel- und Abfallbehandlungssystemen eingeführt werden, und gleichzeitig haben sich die Abfallvolumina aus Privathaushalten, Industrie und Gewerbe verändert.

Während der Lockdowns haben die Menschen mehr Zeit zu Hause verbracht. Es wurde mehr gekocht, Einkäufe wurden verstärkt online getätigt, und viele haben die Zeit genutzt, um ihre Wohnungen neu einzurichten. Dadurch fielen genau zu dem Zeitpunkt, als die Abfallentsorger ihre Leistungen vorübergehend herunterfahren mussten, große Mengen an Hausmüll an.

Gleichzeitig nahm die Tätigkeit in Industrie und Gewerbe zu Beginn der Pandemie ab, was zu der Erwartung führte, dass das Aufkommen an Industrie- und Gewerbeabfällen entsprechend zurückgehen würde.

Ziele

Im Mai 2020 und damit zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft e.V. (DGAW) eine Prognose dazu veröffentlicht, wie sich die Mengen der verschiedenen Abfallströme während der Corona-Krise verändern würden. Eines der Ziele: die Auslastung der Abfallentsorgungsanlagen möglichst genau zu prognostizieren.

Aktivitäten

Die Prognose beruht auf der Abfallbilanz des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2017 und der Klassifizierung der Gewerbeabfälle nach Wirtschaftszweigen. Die DGAW hat einen „Covid-Faktor“ entwickelt, um die Zu- oder Abnahme der Abfallströme aus Privathaushalten sowie aus Industrie und Gewerbe abzuschätzen.

Als Indikatoren für die Entwicklung des gewerblichen Abfallaufkommens wurden verschiedene Prognosen des deutschen Bruttosozialprodukts herangezogen. Der Hintergrund dafür ist, dass eine Korrelation zwischen dem Volumen an Gewerbeabfällen und der Entwicklung des BIP besteht.

Etwa ein Jahr später, im März 2021, hat die DGAW ihre Prognose aktualisiert.

Wirkungen

Die DGAW rechnete mit einem Anstieg der Haushaltsabfälle um 5 % und einem Rückgang der Industrie- und Gewerbeabfälle um 4 bis 6 %. Dies entspricht einem Rückgang des Volumens aller Abfallströme um 1,98 bis 3,82 Millionen Tonnen.

Rückgang der Abfallströme aufgrund der Corona-Pandemie

Die DGAW stellt ihre Daten ihren Mitgliedsunternehmen und über ihre Website auch anderen deutschen Entsorgern und Institutionen zur Verfügung. Auch die Fachpresse hat mehrfach darüber berichtet. Die Aktualisierung der Prognose für das Jahr 2021 ergab, dass die erste Schätzung der DGAW für Siedlungsabfälle sehr zutreffend war. Die DGAW hatte unter Heranziehung der Prognosen für die Entwicklung des BIP mit einem Anstieg der Haushaltsabfälle um 5 % und einem Rückgang der Industrie- und Gewerbeabfälle um 7 % (im günstigsten Fall) bzw. 10 % (im ungünstigsten Fall) gerechnet.

Fazit

Im ersten Jahr der Corona-Pandemie blieb die Abfallmenge in Deutschland weitgehend unverändert. Es gab jedoch eine deutliche Volumenverschiebung von Industrie- und Gewerbeabfällen hin zu Siedlungsabfällen aus Privathaushalten und von Lieferdiensten.

Die Entsorgung von Abfällen im öffentlichen Raum ist für viele Kommunen nach wie vor ein Problem, da Speisen und Getränke zum Mitnehmen und der Straßenverkauf immer beliebter werden – trotz des Verbots von Einwegverpackungen aus Kunststoff. Es ist nicht damit zu rechnen, dass diese Abfallmengen auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgehen.

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Kategorien: COVID-19 Öffentliche Gesundheit & kommunale Dienste Kommunale Dienstleistungen Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Regionen: Europa Deutschland

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