Internationale kommunale Zusammenarbeit zur Eindämmung der Hitze in den Städten

Am 12. Juni 2025 versammelte sich die Arbeitsgruppe des Deep Dive „Heat in the City“ online, um ihre zweijährige Zusammenarbeit zum Thema Hitzeinseln in den Städten abzuschließen. Jede Stadt stellte ihre Pilotprojekte vor einem Publikum von Experten aus Deutschland und dem Globalen Süden ausführlich vor.

Das Format

Das Deep-Dive-Format ermöglicht eine mittelfristige, intensive Zusammenarbeit zwischen einer kleinen Gruppe von Kommunen über zwei Jahre hinweg, um durch den Austausch von Experten und die gemeinsame Erarbeitung konkreter städtischer Lösungen zu entwickeln. Erfahren Sie hier mehr über das Format.

Deep Dive „Heat in the City“

In dieser ersten Ausgabe von Connective Cities Deep Dive arbeiteten die Städte Assuan (Ägypten), Heidelberg (Deutschland), Lüdenscheid (Deutschland), Lviv (Ukraine), Nairobi (Kenia) und Mombasa (Kenia) online und persönlich zusammen, um ihre jeweiligen Herausforderungen zu verstehen, Ideen und wissenschaftliche Verfahren auszutauschen. Die Gruppe wurde vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bei der Bewertung von städtischen Hitzeinseln (UHI) in der Stadt und der Entwicklung von lokal angepassten Lösungen unterstützt. Durch die Einbeziehung ihrer lokalen Verwaltungen setzten sie ihre Pilotprojekte um, die verfahrenstechnische und organisatorische Maßnahmen zur Eindämmung der Hitze in ihren Städten beinhalten. Erfahren Sie hier mehr über die einzelnen Schritte des Deep Dive.

Die sechs Pilotprojekte

Jede Stadt erprobte Lösungen für die Hitzeeindämmung, die auf ihre lokalen Gegebenheiten zugeschnitten waren und sich auf datengestützte, gemeinschaftsbasierte und sektorübergreifende Ansätze konzentrierten. Nairobi pflanzte schattenspendende Obstbäume in Schulen und schulte Personal und Schüler*innen in der Wärmeüberwachung, während es eine frei zugängliche Wärmekarte zur Sensibilisierung der Gemeinschaft für die UHI plante. Trotz Kriegsnotstand und Finanzierungslücken wurden in Lviv Pocket-Parks angelegt und ihre kühlende Wirkung überwacht. In Lüdenscheid wurde in abteilungsübergreifender Zusammenarbeit ein Hitzeaktionsplan entwickelt, der Initiativen wie Nachfüllstationen, Sensibilisierungsbroschüren und eine Karte zur Kühlung der Stadt umfasst. In Assuan wurde ein umfassender Rahmenplan für Hitzemaßnahmen entwickelt, der sowohl lokales Wissen als auch internationale Praktiken nutzt, und es wurde ein Pilotgebiet für die fußgängerfreundliche Umgestaltung von schattigen öffentlichen Räumen ausgewählt. Mombasa konzentrierte sich auf die Sensibilisierung der Beteiligten und die Erstellung von Wärmekarten für die Stadt, während Heidelberg eine hochpräzise städtische Klimaanalyse und einen Klimascanner einführte, um die Stadtplanung klimafreundlicher zu gestalten, das lokale Mikroklima besser zu berücksichtigen und dadurch die Lebensqualität und die Klimaresilienz nachhaltig zu verbessern. Erfahren Sie hier mehr über die Projekte.

Schlussfolgerungen

Alle Mitglieder der Arbeitsgruppe waren sich einig, dass das Deep Dive „Heat in the City“ zu einer breiteren Wirkung in den sechs Städten beigetragen hat, und zwar nicht nur durch die Entwicklung von Klimaschutzstrategien, sondern auch durch die Perspektive einer engeren Zusammenarbeit zwischen lokalen Institutionen und ein starkes Gefühl der globalen Zugehörigkeit.

Der Austausch von kommunalen Experten hat zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl, zur Mitgestaltung, zu Führungsqualitäten und zu Eigenverantwortung geführt. Während sie untersuchten, wie grüne Aktivitäten mit grünen Arbeitsplätzen verknüpft werden können, trug der internationale Austausch dazu bei, die Dringlichkeit der Lösungsfindung zu unterstreichen. Dieser Austausch sensibilisierte die Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit und unterstrich die Notwendigkeit sofortigen Handelns.

Der Deep Dive erforderte eine Neuausrichtung ihrer Denkweise und ihrer Standpunkte und veranlasste sie, ihre eigenen Methoden zu überdenken. Oft mussten sie sich dafür rechtfertigen, dass sie auf internationaler Ebene arbeiten, während sie auf lokaler Ebene tätig waren, was ihnen half, eine breitere Perspektive auf Themen wie UHI einzunehmen. Die Austauschplattform verschaffte ihnen auch Sichtbarkeit und Anerkennung, was wiederum dazu beitrug, die Entscheidungsträger zu beeinflussen. Trotz schwieriger Umstände wie dem Krieg in der Ukraine wurden die Menschen sensibilisiert – und es wurde deutlich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist.

Schließlich bemerkte die Arbeitsgruppe ein wachsendes Bewusstsein für die langfristige Perspektive. Es gab eine Verlagerung von der Suche nach unmittelbaren Ergebnissen hin zu einer langfristigen Planung für die Klimaanpassung und das Erreichen von Umweltzielen. Indem sie von internationalen Erfolgen und Misserfolgen lernten, konnten sie die Effizienz und Effektivität unserer lokalen Prozesse verbessern.

Auch wenn der Deep Dive beendet ist, laufen die durchgeführten Projekte weiter, und die sechs Städte sind jetzt besser auf Hitzewellen vorbereitet.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Sibylle Loyeau, sibylle.loyeau@engagement-global.de

Dr. Ing. Muna Shalan, muna.shalan@giz.de

Der Digitalisierungsstand in der Abfallwirtschaft: Einsichten aus Deutschland und dem Libanon

Am 28. Mai 2025 veranstaltete das Team von Connective Cities die Online-Ad-hoc-Veranstaltung „Abfallwirtschaft und Digitalisierung”. Die Ad-hoc-Veranstaltungen sind Online-Treffen, bei denen Expertinnen und Experten aus Deutschland und dem Globalen Süden zusammenkommen, um sich über spezifische, gemeinsame Themen auszutauschen. Beim letzten Event ging es um den Digitalisierungsstand im Abfallwirtschaftssektor und die Voraussetzungen für die Entwicklung einer kommunalen Abfallwirtschaft zu diskutieren.

Während der Veranstaltung stellten zwei Experten ihre Erfahrungen zum Thema Digitalisierung der Abfallwirtschaft in Deutschland und im Libanon vor. Besonders interessant war, dass im Libanon das private Sozialunternehmen Nadeera als vorbildliches Beispiel dient, während in Deutschland die Abfallwirtschaft in einem klaren rechtlichen Rahmen verankert ist, der die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren – Ministerien, Kommunen, privaten Unternehmen und der Öffentlichkeit – streng regelt.

Herr Michel Mokbel erklärte, wie Nadeera mit Hilfe digitaler Tools Kunststoffabfälle im Libanon, in Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten recycelt. Über ihre Smartphone haben die Bürger*innen Zugang zu einer App, mit der sie die verschiedenen recycelbaren Kunststoffabfälle kennenlernen und sich über die richtige Entsorgung in intelligenten Behältern, Rücknahmeautomaten oder Sammelstellen informieren können. Die Container erkennen beispielsweise Flaschen mithilfe künstlicher Intelligenz. Für korrekt recycelte Abfälle erhalten die Bürger*innen Belohnungen. Die spielerische Interaktion mit den Bürger*innen fördert deren Engagement und Loyalität und steigert gleichzeitig die Recyclingquoten. Mehr als 100 Gemeinden in der MENA-Region nutzen bereits die Plattform.

Im Gegensatz dazu betonte PD Dr.-Ing. habil. Abdallah Nassour, der seit über dreißig Jahren den Abfallwirtschaftssektor in Deutschland und der MENA-Region erforscht, dass eine nachhaltige Abfallwirtschaft eher durch Politik, Verantwortung und Organisation als durch technische Lösungen vorangetrieben wird. Seiner Meinung nach hat Deutschland ein erfolgreiches Modell, in dem die Kommunen eine zentrale Rolle spielen, unterstützt durch einen klaren rechtlichen Rahmen und ein gut strukturiertes Finanzierungssystem. Abfallgebühren, erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) und die Einbeziehung des privaten Sektors gewährleisten die Kostendeckung und die operative Nachhaltigkeit. Das Land betreibt Tausende von Behandlungsanlagen und hat eine starke Arbeitskraft und Bildungsgrundlage für Kreislaufwirtschaftspraktiken aufgebaut. Die MENA-Region steht vor Herausforderungen wie schwachen Vorschriften, unzureichender Finanzierung und begrenztem technischem Fachwissen. Deponierung ist nach wie vor die billigste Option, und nachhaltige Abfallstrategien fehlen oft. Allerdings besteht ein erhebliches Potenzial für Kompostierung, Energiegewinnung und Ersatzbrennstoffe (eine Art Brennstoff, der aus nicht recycelbaren Abfallstoffen hergestellt wird), insbesondere in Zusammenarbeit mit der Zementindustrie. Die Einführung von EPR-Systemen und eine optimierte Abfallsammlung sind wesentliche nächste Schritte. Die Gemeinden sollten den Übergang mit Unterstützung des Privatsektors und internationaler Partnerinnen und Partner vorantreiben. Letztendlich sind Bildung, Finanzierung und Zusammenarbeit das Rückgrat einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Die anschließenden Fragen und Diskussionen zeigten großes Interesse an dem innovativen Ansatz von Nadeera. Auch viele Aspekte des Vortrags von Professor Nassour wurden kommentiert und weiter vertieft. Es zeigte sich ein Interesse am Austausch über Lösungen für organische Abfälle und Kompostierung. Im Anschluss an die Vorträge bot das Team von Connective Cities zwei Kollegiale Beratungen an, in denen die teilnehmenden Expertinnen und Experten individuelle Herausforderungen in laufenden Digitalisierungsprojekten diskutierten. Die Kollegiale Beratungen zeigten zwei zentrale Herausforderungen der Digitalisierung in der Abfallwirtschaft auf: In Kommunen, in denen Entscheidungen zentral beim Bürgermeister getroffen werden, spielt die Interessenvertretung für die digitale Transformation eine zunehmende Rolle; wenn die digitale Transformation bereits läuft, werden neue Herausforderungen meistens mit mit der Beteiligung aller Teammitglieder*innen bewältigt.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte unter connective-cities@engagement-global.de.

Die landesweite SDG-Lokalisierung aus der Perspektive der Kommunalverwaltungen

Am 7. Mai 2025 um 15 Uhr fand online ein internationaler Expertenaustausch zum Thema „Voluntary Subnational Review (VSR)“ statt. Vertreter aus Südafrika und Deutschland stellten ihre jeweiligen Bemühungen zur Lokalisierung der SDGs vor. Ziel eines VSR ist es, einen landesweiten Überblick über die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu geben und dabei die Unterschiede und Stärken der einzelnen Kommunen zu berücksichtigen.

Der deutsche Voluntary Local Government Review wurde von Frau Dr. Bettina Bunk aus der Abteilung Außenbeziehungen der Landeshauptstadt Stuttgart, Frau Verena Schwarte aus dem Referat für Internationale Angelegenheiten und Globale Nachhaltigkeit der Stadt Bonn und Herrn Oliver Peters vom Deutschen Institut für Urbanistik vorgestellt. Die Experten haben gezeigt, dass der Voluntary Subnational Review agil und effizient vorbereitet werden kann, wenn die Daten verfügbar sind. Besonders wichtig ist dabei eine Liste nationaler Indikatoren, die mit den lokalen Indikatoren verglichen werden können. So lassen sich die Besonderheiten jeder Gemeinde hervorheben und gleichzeitig ein Gesamtbild erstellen.

Tebogo Matlou, International Project Manager bei der South African Local Government Association, zeigte ebenfalls, wie die VSR unter guter Koordination und Einbindung aller Akteure agil und effektiv erstellt werden kann. In Südafrika wurde der VSR im Rahmen der Ausarbeitung von zehn Voluntary Local Reviews erstellt. Diese Lokalisierung der SDGs auf mehreren Ebenen ermöglichte auch die Abstimmung der Politik für nachhaltige Entwicklung auf nationaler Ebene, unter anderem im Hinblick auf die nationale Agenda 2063. Der Schlüssel zum Erfolg in Südafrika war die Bereitstellung einer digitalen Plattform für die Überwachung der SDGs. Dank einer standardisierten Struktur konnten die verschiedenen Berichte gleichzeitig erstellt werden.

Durch dieses Treffen erhielten die Teilnehmer weitere Anregungen zur Lokalisierung der SDGs. Der Dialog machte insbesondere deutlich, dass eine agile Ausarbeitung des VSR möglich ist, wenn

  • gemeinsame Daten als Orientierungshilfe für die lokalen Verwaltungen vorliegen;
  • eine überkommunale Organisation zur Koordinierung des Prozesses vorhanden ist;
  • eine digitale Plattform zur Standardisierung der Datenverarbeitung vorhanden ist;
  • der politische Wille vorhanden ist, die eigene Gemeinde auf internationaler Ebene zu vertreten.

Das Treffen wurde dank der Bereitschaft einer Reihe von Kommunen und Verbänden ermöglicht, die sich mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, die Umsetzung der Voluntary Local and Subnational Review zu beschleunigen. Durch die Bereitstellung von Arbeitsmodellen und Präsentationen der Ergebnisse soll der Prozess für alle, die solche Nachhaltigkeitsberichte erstellen möchten, erleichtert werden.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Francesco Schapira unter francesco.schapira@engagment-global.de.

Leerstand durch Zwischennutzung vermeiden

Während der Neudefinition des Verwendungszwecks eines Gebäudes und der Festlegung des Verfahrens und der Finanzierung des Vorhabens können Gebäude leer stehen. Bei leerstehenden Gebäuden liegt Potential in vielerlei Hinsicht brach, sowohl für die Community als auch für die Stadtentwicklung. Darüber hinaus führt ein ungenutztes Gebäude aufgrund der Ansammlung von Abfall, des Eindringens von Wasser und des möglichen Wachstums von Schimmel oder giftigen Materialien häufig zu einer Zunahme der Umweltverschmutzung. Neben diesen ökologischen Folgen können auch Vandalismus und Sicherheitsrisiken in der Umgebung zunehmen. Daher kann die Revitalisierung leerstehender Gebäude für Kommunen und mögliche Investoren kostspielig werden.

Wie kann Leerstand vermieden werden? Die Öffnung öffentlicher Gebäude für eine Zwischennutzung war eines der Themen, auf die sich die Teilnehmer*innen des Lernprozesses „2nd Hands on Public Buildings“ während des einjährigen Lernprozesses zur Umnutzung öffentlicher Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren konzentrieren wollen. Daher kamen am 12.03.2025 Expert*innen aus Deutschland, Kenia, Palästina und Montenegro virtuell zusammen.

Involvement of civil society actors on both sides is crucial

Yarinacocha is located in the Ucayali region of the Peruvian Amazon. The city of around 100,000 inhabitants is close to the regional capital Pucallpa. 26% of Yarinacocha’s population live in poverty, 3.6% in extreme poverty. A large proportion of the urban population has no access to clean drinking water. All the district’s wastewater is discharged into the Ucayali River and the Yarinacocha Lagoon untreated. This has a negative impact on the environment, health, tourism, and economic development in the region.

To meet the increasing challenges of climate protection and climate change adaptation, the Yarinacocha district administration has developed an action program in collaboration with their German Partner City Cologne. This program includes the planning and implementation of improvement measures in areas such as the provision of municipal, climate and environmentally relevant basic services, the use of renewable energies, the preservation of biodiversity and local economic development through value chains. The district administration is working on building appropriate planning and project management capacities in the administration and establishing mechanisms to increase the participation of relevant interest groups from civil society, in particular indigenous actors, and universities, in local planning and decision-making processes. To support these objectives, an expert is supporting the district administration and the climate partnership between Yarinacocha and Cologne in the framework of the program “Experts fund for Municipal Partnerships Wordwide”, which is implemented by GIZ and SKEW.

In this good practice partnership-based cooperation with indigenous communities and their organizations as well as the commitment of political decision-makers are important success factors, e.g. to set up a center for indigenous medicine in Yarinacocha or to implement projects benefitting the indigenous population in the areas of local governance, biodiversity, and autonomous indigenous energy supply.

See also (in German):

Mit indigenen Heilmethoden die medizinische Versorgung verbessern
Interview mit Marc Kapust in Yarinacocha, Fachkraft im Rahmen des Programms „Fachkräftefonds für kommunale Partnerschaften weltweit“

Kollegiale Beratung und Netzwerkbildung – im Fokus der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit

Der OECD-Bericht „Reshaping Decentralised Development Co-operation in Germany“ wurde beim „6. OECD Roundtable on Cities and Regions for the SDGs“ am 20. April 2023 in Brüssel vorgestellt. Er bewertet die Politiken, Strategien, Programme und die Finanzierung der dezentralen Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) in Deutschland sowie die damit verbundenen Herausforderungen und gibt konkrete Empfehlungen, wie die Effektivität und die Auswirkungen von DEZA-Politiken und -Programmen erhöht werden können.

Er ist das Ergebnis eines 18-monatigen Politikdialogs mit mehr als 100 Stakeholdern aus allen Regierungsebenen in Deutschland. Die OECD hat zwei Umfragen durchgeführt: eine bei den Bundesländern und eine bei den Kommunen. Die OECD-Umfrage bei den Ländern im Zeitraum November 2021 bis Januar 2022 richtete sich an die Anlaufstellen für Entwicklungszusammenarbeit in den 16 deutschen Bundesländern. Beantwortet wurde die Umfrage von den für die Entwicklungszusammenarbeit zuständigen Abteilungen der Landesministerien von 14 der 16 Länder sowie von Vertretern des Bundes (BMZ) und der Durchführungsorganisationen. Eine ähnliche Befragung wurde auf die deutschen Kommunen ausgedehnt und an die jeweiligen Verantwortlichen für die Entwicklungszusammenarbeit vor Ort gerichtet. Diese zweite Umfrage wurde zwischen April und Juni 2022 durchgeführt.

Seit den 1950er Jahren hat die DEZA innerhalb der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zunehmend an Bedeutung gewonnen. Im Vergleich zu anderen Mitgliedern des Entwicklungshilfeausschusses der OECD leisten die deutschen Kommunen und Regionen in absoluten Zahlen mit Abstand die höchste öffentliche Entwicklungshilfe (ODA), insgesamt ca. 1.538 Millionen Euro in 2020 gefolgt von Spanien mit 369 Millionen Euro. Die meisten Länder und Kommunen konzentrieren sich in ihrer Entwicklungszusammenarbeit auf technische Zusammenarbeit, Beratungsdienste und kollegiale Beratung sowie Netzwerkarbeit, vor allem in den Politikbereichen Bildung, Umwelt und Gesundheit.

Ergebnisse auf kommunaler Ebene

Auf kommunaler Ebene sind der Aufbau und die Förderung von Netzwerken und kollegialer Beratung die beiden am häufigsten genutzten Arten der technischen Unterstützung bei kommunalen DEZA-Aktivitäten. Rund 75 % der Kommunen, die auf die OECD-Umfrage geantwortet haben, haben sich 2018, 2020 oder in beiden Jahren mit dem Aufbau und der Förderung von Netzwerken beschäftigt. Kollegiale Beratung ist die zweitwichtigste Art der technischen Unterstützung für DEZA-Projekte von Kommunen. Rund zwei Drittel der Kommunen nutzten kollegiale Beratung in ihren DEZA-Programmen. Runde Tische und Plattformen, die Akteure aus verschiedenen Sektoren zusammenbringen, sind Instrumente, die von den Kommunen genutzt werden und die Kommunikation und den Wissensaustausch verbessern können, insbesondere in Krisen und Notfällen.

In diesem Kontext wurde die Zusammenarbeit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) explizit erwähnt: „Es gibt verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen Engagement Global und der GIZ in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Dazu gehören SKEW-Projekte mit GIZ-Büros in bestimmten Partnerländern wie in der Maghreb-Region, der Ukraine, im Westjordanland und Gazastreifen sowie Projekte wie das Programm „Connective Cities“, das den weltweiten Austausch von kommunalem Fachwissen fördert und den auf die Bedürfnisse von Kommunen ausgerichteten Lern- und Fachaustausch zwischen deutschen und internationalen städtischen Praktikern unterstützt.“

Der Technologie- und Know-how-Transfer spielte eine ähnlich wichtige Rolle wie die kollegiale Beratung: Rund 60 % der Kommunen nutzten ihn als Teil ihrer DEZA-Aktivitäten im Jahr 2018 und/oder 2020. Andere relevante Arten der technischen Unterstützung, die für die DEZA-Aktivitäten der Kommunen wichtig sind, sind insbesondere die berufliche Bildung, Beratungsdienste, Organisationsentwicklung und Veränderungsmanagement.

Weitere wichtige Politikbereiche für deutsche Kommunen sind Governance und Demokratie. Nahezu 30 % waren in den letzten fünf Jahren in den Bereichen lokale Verwaltung, Demokratie und Dezentralisierung aktiv. Rund 27 % haben sich bei ihren Aktivitäten im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit sowohl 2018 als auch 2020 auf die soziale Eingliederung konzentriert. Weitere relevante Bereiche der an der Umfrage teilnehmenden Kommunen sind Stadtentwicklung (20 %), Gesundheit seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie (22 % aktive Kommunen im Rahmen der DEZA), sowie wirtschaftliche Entwicklung, Wasser, Gender und Kultur. Generell sei es wichtig, ein gemeinsames Verständnis des Ziels eines DEZA-Projekts zu finden, um eine Diskrepanz bei den Prioritäten zu vermeiden.

Kritik und Empfehlungen

Der Bericht sieht aber auch Schwächen im deutschen DEZA-System: Die meisten Länder würden ihre Politik zwar mit der Bundesregierung über das Bund-Länder Programm abstimmen. Es gäbe aber kaum eine Politikkoordinierung zwischen den Ländern und den Kommunen. Dies könne zu verstreuten Kleinprojekten, ungenutztem Synergiepotenzial in den Partnerländern und Doppelarbeit führen. Zudem sei die DEZA insbesondere auf Länderebene noch ausbaufähig.

Weiterhin gäbe es keine einheitliche Definition der dezentralen Entwicklungszusammenarbeit und keine ausreichenden Datenlage für ein Wirkungsmonitoring. Entsprechende Wirkungsnachweise könnten die Attraktivität der DEZA insgesamt erhöhen. Mit bürokratischen Hürden einhergehende, oft auf ein Haushaltsjahr beschränkte, finanzielle Unterstützungsleistungen war ein weiterer Kritikpunkt.

Die daraus resultierenden Politikempfehlungen sind daher kurzgefasst:

  • Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Bundesländern und Kommunen bei der DEZA.
  • Stärkung der DEZA auf der Ebene der Länder durch Förderung einer direkteren Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Regierungen in den Partnerländern.
  • Klärung der Definition und der Grenzen von DEZA in Deutschland, um Maßnahmen zu fördern und bestehende DEZA-Leitlinien zu stärken.
  • Verstärkte Förderung des politischen Dialogs über die Ergebnisse und den gegenseitigen Nutzen von grenzüberschreitenden DEZA-Projekten für Länder, Kommunen und Durchführungsorganisationen.
  • Schaffung eines flexibleren Rahmens zur Ausweitung der Kofinanzierung von DEZA-Projekten und zur Bewältigung des Problems der einjährigen Finanzierungsvereinbarungen.
  • Vereinfachung des bürokratischen Aufwands und der Antragsverfahren für Förderprogramme sowie Stärkung der Kapazitäten des Personals zur Steuerung der Entwicklungshilfe auf kommunaler Ebene.
  • Entwicklung eines harmonisierten Konzepts für das Monitoring und die Evaluierung von DEZA-Ergebnissen in allen Ländern und Kommunen.

Trotz aller Kritik im Einzelnen wird die Wirksamkeit der DEZA jedoch nicht in Frage gestellt, sondern im Gegenteil ihr Potential für die Umsetzung der Agenda 2030 hervorgehoben und ein weiterer Ausbau empfohlen.

Zur Studie: OECD: Reshaping Decentralised Development Co-operation in Germany

Kommunikation entscheidet mit über Erfolg lokaler Impfkampagnen

Stuttgart (Deutschland) und Bogotá (Kolumbien) nutzen den virtuellen Fachaustausch von Connective Cities „Die lokale Umsetzung von Impfstrategien und Impfkommunikation in Kommunen“ am 22. und 25. März 2021, um sich mit anderen Kommunen weltweit über deren Kommunikationsstrategien zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie auszutauschen und Lösungen für ihre lokalen Herausforderungen zu finden.

Connective Cities mit Side Event auf der Klimakonferenz COP27

Seien Sie am 12. November 2022 von 18:30 bis 20:00 Uhr (UTC+2) virtuell oder im Deutschen Pavillon auf der COP27 dabei und diskutieren Sie mit uns über Herausforderungen und Lösungen für die Energieversorgung und Energieeffizienz in Städten.

Weltweit sind Städte mit der Abhängigkeit von Energieimporten und der Energieversorgung sowie mit hohen Preisen und Preisschwankungen aufgrund von Kriegen, Konflikten und unsicheren Situationen konfrontiert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in der Stadtentwicklung gewinnt daher derzeit weiter an Dynamik.

Wie können Städte auf Energieautarkie hinarbeiten? Welche Rolle können Städte bei der Vermeidung von Energieimporten spielen? Inwieweit können Städte und Gemeinden ihre eigene Energie produzieren?

Das Side-Event von Connective Cities und Deutschem Städtetag im Deutschen Pavillon auf der Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Sharm-El-Sheikh befasst sich mit Herausforderungen und Beispielen guter Praxis in den Bereichen:

  • Energieversorgung und Energieverbrauch der verschiedenen Sektoren in Städten
  • Bewährte Praktiken zur Senkung des Energieverbrauchs (z. B. Niedrigstenergiegebäude, erneuerbare Energien, saubere Energie)

Die Keynote für die Veranstaltung übernimmt Lea Ranalder von UN-Habitat. Danach diskutieren

  • Andreas Wolter, Bürgermeister aus Köln
  • Melanie Grabowy, Bürgermeisterin aus Bonn
  • Houcine Jrad, Bürgermeister aus Houmt Souk, Tunesien
  • Georges Youssef aus der Kommune Menjez, Libanon
  • Gladys Wanga, Gouverneurin des County Government Homa Bay, Kenia

Moderiert wird die Diskussionsrunde von Sabine Drees vom Deutschen Städtetag.

Die virtuelle Teilnahme ist über die Webseite des German Pavilion möglich:  Side Event | Responding Russia´s war: Towards Energy Autarky on a local level (german-climate-pavilion.de)

Gute Praktik: Euroregion Pomerania

Seit 25 Jahren besteht die Euroregion Pomerania, in der viele grenzüberschreitende Freundschaften und Kooperationen entstanden sind. Zu der Region gehören die deutschen Landkreise von Rügen an der Ostsee bis zum Landkreis Barnim bei Berlin, auf der polnischen Seite die gesamte Woiwodschaft Westpommern. Als während der Corona-Pandemie die Grenzen geschlossen wurden, war dies für beide Seiten ein Schock. Doch Not macht erfinderisch – durch eine Reihe innovativer Maßnahmen wie den „Sondercall“ wuchs die Region noch enger zusammen.
Für ihre herausragenden Leistungen und die friedliche, völkerverbindende Zusammenarbeit wurde die Partnerschaft mit dem kommunalwissenschaftlichen Preis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung ausgezeichnet. Sehen Sie hier wie beide Städte gemeinsam durch die Krise gegangen sind und profitieren Sie von ihren Erfahrungen!
Deutsche, polnische und englische Untertitel verfügbar.

Video auf YouTube ansehen:
 https://youtu.be/0DaR5MS7Tz0

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Dobra praktyka: Euroregion Pomerania – pokonywanie granic poprzez współpracę Euroregion Pomerania istnieje od 25 lat i w jego ramach powstało wiele międzynarodowych przyjaźni i kooperacji. Region obejmuje niemieckie powiaty od Rugii nad Bałtykiem do dzielnicy Barnim pod Berlinem, a po stronie polskiej całe województwo zachodniopomorskie. Kiedy podczas pandemii Corony zamknięto granice, był to szok dla obu stron. Ale konieczność jest motorem wynalazku – dzięki serii innowacyjnych działań, takich jak „specjalne wezwanie“, region jeszcze bardziej zbliżył się do siebie.
Za wybitne osiągnięcia i pokojową, jednoczącą ludzi współpracę partnerstwo otrzymało miejską nagrodę naukową Fundacji Carla i Anneliese Goerdeler. Zobacz tutaj, jak oba miasta wspólnie przeszły przez kryzys i skorzystaj z ich doświadczeń!
Dostępne napisy niemieckie, polskie i angielskie.

Bending the Linear Economy On Urban Metabolism

„In the Rome Declaration of 2021, the G20 Leaders stressed the link between sustainable urbanization and the development of circular economy to preserve resources and deliver on climate and biodiversity global goals. […] To meet ambitious but necessary net zero targets, waste, water and energy provision have to change dramatically and at a large scale. This includes new technologies, transformations in governance and regulatory systems, the implementation of just-transition financial mechanisms and strengthened international cooperation, combined with enhanced technical cooperation and joint capacity building among emerging and developing markets.“

INTERSECTING is distributed by the Global Solutions Initiative. It is geared towards think tanks, civil organizations, international institutions, in particular the G20/T20.