Der Digitalisierungsstand in der Abfallwirtschaft: Einsichten aus Deutschland und dem Libanon

Am 28. Mai 2025 veranstaltete das Team von Connective Cities die Online-Ad-hoc-Veranstaltung „Abfallwirtschaft und Digitalisierung”. Die Ad-hoc-Veranstaltungen sind Online-Treffen, bei denen Expertinnen und Experten aus Deutschland und dem Globalen Süden zusammenkommen, um sich über spezifische, gemeinsame Themen auszutauschen. Beim letzten Event ging es um den Digitalisierungsstand im Abfallwirtschaftssektor und die Voraussetzungen für die Entwicklung einer kommunalen Abfallwirtschaft zu diskutieren.

Während der Veranstaltung stellten zwei Experten ihre Erfahrungen zum Thema Digitalisierung der Abfallwirtschaft in Deutschland und im Libanon vor. Besonders interessant war, dass im Libanon das private Sozialunternehmen Nadeera als vorbildliches Beispiel dient, während in Deutschland die Abfallwirtschaft in einem klaren rechtlichen Rahmen verankert ist, der die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren – Ministerien, Kommunen, privaten Unternehmen und der Öffentlichkeit – streng regelt.

Herr Michel Mokbel erklärte, wie Nadeera mit Hilfe digitaler Tools Kunststoffabfälle im Libanon, in Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten recycelt. Über ihre Smartphone haben die Bürger*innen Zugang zu einer App, mit der sie die verschiedenen recycelbaren Kunststoffabfälle kennenlernen und sich über die richtige Entsorgung in intelligenten Behältern, Rücknahmeautomaten oder Sammelstellen informieren können. Die Container erkennen beispielsweise Flaschen mithilfe künstlicher Intelligenz. Für korrekt recycelte Abfälle erhalten die Bürger*innen Belohnungen. Die spielerische Interaktion mit den Bürger*innen fördert deren Engagement und Loyalität und steigert gleichzeitig die Recyclingquoten. Mehr als 100 Gemeinden in der MENA-Region nutzen bereits die Plattform.

Im Gegensatz dazu betonte PD Dr.-Ing. habil. Abdallah Nassour, der seit über dreißig Jahren den Abfallwirtschaftssektor in Deutschland und der MENA-Region erforscht, dass eine nachhaltige Abfallwirtschaft eher durch Politik, Verantwortung und Organisation als durch technische Lösungen vorangetrieben wird. Seiner Meinung nach hat Deutschland ein erfolgreiches Modell, in dem die Kommunen eine zentrale Rolle spielen, unterstützt durch einen klaren rechtlichen Rahmen und ein gut strukturiertes Finanzierungssystem. Abfallgebühren, erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) und die Einbeziehung des privaten Sektors gewährleisten die Kostendeckung und die operative Nachhaltigkeit. Das Land betreibt Tausende von Behandlungsanlagen und hat eine starke Arbeitskraft und Bildungsgrundlage für Kreislaufwirtschaftspraktiken aufgebaut. Die MENA-Region steht vor Herausforderungen wie schwachen Vorschriften, unzureichender Finanzierung und begrenztem technischem Fachwissen. Deponierung ist nach wie vor die billigste Option, und nachhaltige Abfallstrategien fehlen oft. Allerdings besteht ein erhebliches Potenzial für Kompostierung, Energiegewinnung und Ersatzbrennstoffe (eine Art Brennstoff, der aus nicht recycelbaren Abfallstoffen hergestellt wird), insbesondere in Zusammenarbeit mit der Zementindustrie. Die Einführung von EPR-Systemen und eine optimierte Abfallsammlung sind wesentliche nächste Schritte. Die Gemeinden sollten den Übergang mit Unterstützung des Privatsektors und internationaler Partnerinnen und Partner vorantreiben. Letztendlich sind Bildung, Finanzierung und Zusammenarbeit das Rückgrat einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Die anschließenden Fragen und Diskussionen zeigten großes Interesse an dem innovativen Ansatz von Nadeera. Auch viele Aspekte des Vortrags von Professor Nassour wurden kommentiert und weiter vertieft. Es zeigte sich ein Interesse am Austausch über Lösungen für organische Abfälle und Kompostierung. Im Anschluss an die Vorträge bot das Team von Connective Cities zwei Kollegiale Beratungen an, in denen die teilnehmenden Expertinnen und Experten individuelle Herausforderungen in laufenden Digitalisierungsprojekten diskutierten. Die Kollegiale Beratungen zeigten zwei zentrale Herausforderungen der Digitalisierung in der Abfallwirtschaft auf: In Kommunen, in denen Entscheidungen zentral beim Bürgermeister getroffen werden, spielt die Interessenvertretung für die digitale Transformation eine zunehmende Rolle; wenn die digitale Transformation bereits läuft, werden neue Herausforderungen meistens mit mit der Beteiligung aller Teammitglieder*innen bewältigt.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte unter connective-cities@engagement-global.de.

Die landesweite SDG-Lokalisierung aus der Perspektive der Kommunalverwaltungen

Am 7. Mai 2025 um 15 Uhr fand online ein internationaler Expertenaustausch zum Thema „Voluntary Subnational Review (VSR)“ statt. Vertreter aus Südafrika und Deutschland stellten ihre jeweiligen Bemühungen zur Lokalisierung der SDGs vor. Ziel eines VSR ist es, einen landesweiten Überblick über die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu geben und dabei die Unterschiede und Stärken der einzelnen Kommunen zu berücksichtigen.

Der deutsche Voluntary Local Government Review wurde von Frau Dr. Bettina Bunk aus der Abteilung Außenbeziehungen der Landeshauptstadt Stuttgart, Frau Verena Schwarte aus dem Referat für Internationale Angelegenheiten und Globale Nachhaltigkeit der Stadt Bonn und Herrn Oliver Peters vom Deutschen Institut für Urbanistik vorgestellt. Die Experten haben gezeigt, dass der Voluntary Subnational Review agil und effizient vorbereitet werden kann, wenn die Daten verfügbar sind. Besonders wichtig ist dabei eine Liste nationaler Indikatoren, die mit den lokalen Indikatoren verglichen werden können. So lassen sich die Besonderheiten jeder Gemeinde hervorheben und gleichzeitig ein Gesamtbild erstellen.

Tebogo Matlou, International Project Manager bei der South African Local Government Association, zeigte ebenfalls, wie die VSR unter guter Koordination und Einbindung aller Akteure agil und effektiv erstellt werden kann. In Südafrika wurde der VSR im Rahmen der Ausarbeitung von zehn Voluntary Local Reviews erstellt. Diese Lokalisierung der SDGs auf mehreren Ebenen ermöglichte auch die Abstimmung der Politik für nachhaltige Entwicklung auf nationaler Ebene, unter anderem im Hinblick auf die nationale Agenda 2063. Der Schlüssel zum Erfolg in Südafrika war die Bereitstellung einer digitalen Plattform für die Überwachung der SDGs. Dank einer standardisierten Struktur konnten die verschiedenen Berichte gleichzeitig erstellt werden.

Durch dieses Treffen erhielten die Teilnehmer weitere Anregungen zur Lokalisierung der SDGs. Der Dialog machte insbesondere deutlich, dass eine agile Ausarbeitung des VSR möglich ist, wenn

  • gemeinsame Daten als Orientierungshilfe für die lokalen Verwaltungen vorliegen;
  • eine überkommunale Organisation zur Koordinierung des Prozesses vorhanden ist;
  • eine digitale Plattform zur Standardisierung der Datenverarbeitung vorhanden ist;
  • der politische Wille vorhanden ist, die eigene Gemeinde auf internationaler Ebene zu vertreten.

Das Treffen wurde dank der Bereitschaft einer Reihe von Kommunen und Verbänden ermöglicht, die sich mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, die Umsetzung der Voluntary Local and Subnational Review zu beschleunigen. Durch die Bereitstellung von Arbeitsmodellen und Präsentationen der Ergebnisse soll der Prozess für alle, die solche Nachhaltigkeitsberichte erstellen möchten, erleichtert werden.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Francesco Schapira unter francesco.schapira@engagment-global.de.

Kommunikation entscheidet mit über Erfolg lokaler Impfkampagnen

Stuttgart (Deutschland) und Bogotá (Kolumbien) nutzen den virtuellen Fachaustausch von Connective Cities „Die lokale Umsetzung von Impfstrategien und Impfkommunikation in Kommunen“ am 22. und 25. März 2021, um sich mit anderen Kommunen weltweit über deren Kommunikationsstrategien zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie auszutauschen und Lösungen für ihre lokalen Herausforderungen zu finden.

Mit Pony und Corgis humorvoll durch die Krise

Mit Corona kriselte es auch im Berliner öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV): Fahrgastzahlen gingen um 70% zurück – die BVG stellte sich der kommunikativen Herausforderung mit Humor. Passagiere und Beschäftigte sollten überzeugt werden, dass sicheres Bus- und Bahnfahren unter Berücksichtigung der Corona-Regeln möglich ist.                                                                      

The Development of Covid-19 recovery solutions at municipal level in the area of digitalisation and crisis management in the Southeast European region (SEE)

This report summarizes the activities developed under the project “The Development of COVID-19 Recovery Solutions at Municipal Level in the Areas of Digitalization and Crisis Management.” The project covered Southeast Europe and was conducted from September 2021 until December 2021.

The Report describes in detail the capacity-building processes conducted to support municipal resilience within the working groups of digitalization and crisis management over the course of several months, while also highlighting good practices that were identified and small urban initiatives that were developed together during the collaboration with urban practitioners from across the SEE region.

Additionally, the report covers processes and steps undertaken to support the expansion of the Connective Cities Network through encouraging more active and practical involvement of its current and new members.

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Weitere Informationen: Präsentationen und Erklärvideo:

Entwicklung von verbesserten Covid-19-Lösungen auf kommunaler Ebene im Bereich der Digitalisierung

Entwicklung von verbesserten Covid-19-Lösungen auf kommunaler Ebene im Bereich des Krisenmanagements

Die Gemeinde Kibera im Internet halten

Wir sprachen mit Josephine Miliza, Mitbegründerin von TunapandaNET, um herauszufinden, wie die NRO ihre Aktivitäten ausgeweitet hat, um sicherzustellen, dass die Menschen in Kibera, einer informellen Siedlung im Südwesten Nairobis, eine stabile Internetverbindung haben – und damit Zugang zu lebenswichtigen Informationen während der Pandemie.

Es wurde deutlich, dass das Internet eine der wichtigsten Informationsquellen ist. Hören Sie sich an, wie Kibera online bleibt und wie dies die digitale Kompetenz und die Gestaltung digitaler kommunaler Dienstleistungen in einer Post-COVID-19-Zukunft beeinflussen könnte! (Interview in Englisch)

Podcast auf YouTube anhören: https://youtu.be/oirb3zEsyXA

Effizientes integriertes Risikomanagement dank Digitalisierung

Gütersloh ist eine Stadt im Nordwesten Deutschlands und besitzt über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Angesichts der COVID-19-Pandemie war es für die Stadt unerlässlich, effiziente technologische Lösungen zu entwickeln, die die Ausbreitung des Virus kontrollieren und den Schutz der Bevölkerung gewährleisten sollen.

Municipal Response to the Covid-19 Pandemic – MENA region

In the wake of the Pandemic, municipalities in the MENA region in both urban and rural areas need to rethink their modes of operation and accelerate their shift towards building resilience during the recovery process. In an effort to support municipalities that are members of the Connective Cities network in the MENA region, four thematic working groups were established as part of Connective Cities program ‘Municipal Recovery from the Pandemic.’ Objectives of this working group include promoting practice–oriented knowledge exchange between municipal and urban practitioners, facilitating peer learning on sustainable and innovative approaches to build resilience in cities through biodiversity and environmental protection, digitalisation of municipal services, and promoting social entrepreneurship for circularity. The program has resulted in the development of concrete urban solutions. Another outcome was the creation of partnerships between municipalities as well as with private sector actors to articulate the proposed solutions and scale up the impact. This report summarizes the main achievements until February 2022.

Digitalisierung in Madaba, Jordanien

Im Einklang mit den Bemühungen in Jordanien, die wirtschaftliche Transformation und die Anwendung internationaler Qualitätsstandards voranzutreiben, entwickelte die Gemeinde Madaba eine Vision für ein gerechtes Wachstum und Nachhaltigkeit.  Integraler Bestandteil dieser Vision ist die digitale Transformation kommunaler Dienstleistungen.

Einblicke in die Arbeitsgruppe „Digitalisierung der öffentlichen Dienstleistungen in MENA“

Die Digitalisierung ist der Weg zur Verbesserung der Dienstleistungen für die Bürger und der Schlüssel zur Erholung der Kommunen von den Auswirkungen der Pandemie. Das Connective Cities Programm zur kommunalen Erholung von der Pandemie hat daher die Einrichtung der Arbeitsgruppe „Digitalisierung öffentlicher Einrichtungen in der MENA-Region“ unterstützt. Die Arbeitsgruppe war sehr aktiv und hat Vertreter von mehr als 21 Kommunen in der MENA-Region einbezogen. Im Rahmen der Aktivitäten wurde Folgendes erreicht:

  1. Der erste virtuelle Workshop für die Arbeitsgruppe fand am 26. Oktober 2021 statt. Der Workshop beinhaltete eine Komponente zum Kapazitätsaufbau, die sich auf die Nutzung von GIS für die Sammlung, Kartierung und Überwachung von Geodaten konzentrierte.  Die Mitglieder der Arbeitsgruppe erhielten eine Einführung in das Geografische Informationssystem (GIS) und seine verschiedenen Anwendungen in kommunalen Aufgaben und Dienstleistungen.
  2. Es wurden Beispiele guter Praxis aus der Gemeinde Hazmieh im Libanon, der Gemeinde Hebron in Palästina und Madaba in Jordanien vorgestellt. Die Präsentationen zeigten, wie der Einsatz von GIS zur Verbesserung des kommunalen Dienstleistungsangebots, der strategischen Planung, der Steuerverwaltung und der Entscheidungsfindung auf kommunaler Ebene beiträgt. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Workshops am 23. November 2021 eine vollständige End-to-End-Lösung für die digitale Transformation vorgestellt, die von der Gemeinde Zgharta im Libanon (AKA Al-FULK) genutzt wird. Diese digitale Plattform nutzt kommunale Best Practices, Tools und Technologien und hat dazu geführt, dass die Effizienz und Effektivität der Abläufe und der Dienstleistungserbringung in der Gemeinde erhöht und die Koordination zwischen den Abteilungen sowie die Einhaltung von Vorschriften verbessert wurden.
  3. Die Projektideen von sechs Kommunen wurden zu Prototypen von GIS-Apps entwickelt. Connective Cities führte eine intensive Fortbildungsrunde durch, um die zuständigen Mitarbeiter der Kommunen in der Nutzung der Apps zu schulen. Die Gemeinden Bizerte (Tunesien), Abasan (Palästina), Menjez, Qaraoun, Matan al-Alaa (Libanon), Jerash und Madaba (Jordanien) haben von dem Capacity Building profitiert und sind bei der Umsetzung ihrer Projekte zur GIS-Anwendung in der Kommunalverwaltung vorangekommen. 

Klicken Sie hier, um die Aufzeichnung des Workshops vom 26. Oktober 2021 zu sehen
 
Klicken Sie hier, um sich die Aufzeichnung des Workshops vom 23. November 2021 anzusehen